ConRad 2023 – 25. Conference on Radiation Topics des Instituts für Radiobiologie der Bundeswehr
Patrick Ostheim1, Daniel Schwanke1, Matthias Port1
1 Institut für Radiobiologie der Bundeswehr, München
„Preparedness, Response, Protection, Research“ – unter diesem Motto fand vom 8. bis 11. Mai 2023 die „Global Conference on Radiation Topics (ConRad)“ – ehemals Medizinische A-Schutz-Tagung – des Instituts für Radiobiologie der Bundeswehr (InstRadBioBw) als Jubiläumsveranstaltung zum 25. Mal statt. Nicht nur deshalb war dies ein Highlight in der 50-jährigen Geschichte der Medizinischen A-Schutztagung. Nachdem die im Zweijahresrhythmus durchgeführte Tagung aufgrund der Corona-Pandemie 2021 im rein virtuellen Format im Sinne der sog. „Virtual ConRad“ durchgeführt werden musste, konnte das diesjährige Treffen wieder als vollumfängliche Präsenzveranstaltung stattfinden. Obwohl die virtuelle Austragung 2021 durchweg positives Echo erhielt, war dies kein Ersatz für das ersehnte Treffen in Präsenz. 100 Jahre nach dem Tod von Wilhelm Conrad Röntgen, dem Entdecker der Röntgenstrahlung, beheimatete die Alma Mater des Sanitätsdienstes nun wieder diese europaweit einzigartige wissenschaftliche Zusammenkunft.
Abb. 1: Logo ConRad 2023.
Insgesamt folgten 244 Wissenschaftler ziviler und militärischer Institutionen aus 27 Nationen der Einladung von Oberstarzt Prof. Dr. Matthias Port, dem Leiter des InstRadBioBw, an die Sanitätsakademie nach München (Abbildung 2). Diese Plattform bietet seit Jahren eine essenzielle Möglichkeit für den Wissenserwerb und Wissensaustausch auf militärischer sowie ziviler Ebene. Ein besonderes Anliegen der Organisatoren war die Herstellung von Kontakten unter den „jungen“ Tagungsteilnehmern, welche in Zukunft die nächste Generation und das Rückgrat des medizinischen A-Schutzes und der Radiobiologie bilden werden. Für junge Wissenschaftler ist die Tagung, und hier insbesondere in Präsenz, ein wichtiger Bestandteil für den Aufbau neuer Forschungsbeziehungen und Kooperationen sowie um neue Forschungsprojekte zu entwickeln (Abbildung 3). Die Konferenz bot der internationalen radiobiologischen Gemeinschaft ein Forum für den dringend notwendigen wissenschaftlichen Austausch vor Ort. In Vorträgen, in „Satellite Meetings“ und in Posterspräsentationen tauschten sich die internationalen Experten multidisziplinär über die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen auf dem Gebiet der Strahlenbiologie sowie des medizinische A-Schutzes aus (Abbildung 4).
Abb. 2: Schirmherren der ConRad 2023: v. l. n. r.: Generalarzt Dr. Dirk Klagges (Direktor Wissenschaften), Oberstarzt Prof. Dr. Matthias Port (Leiter des Instituts für Radiobiologie der Bundeswehr) und Generalstabsarzt Dr. Hans-Ulrich Holtherm, (Kommandeur der Sanitätsakademie).
Abb. 3: Präsentation von Forschungsergebnissen im Kreis der radiobiologischen Society durch den wissenschaftlichen Nachwuchs
Abb. 4: Ein umfangreiches wissenschaftliches Programm aus Vorträgen, Posterpräsentationen und „Satellite-Meetings“ wurde den internationalen Experten und Expertinnen zum wissenschaftlichen Austausch geboten.
Unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der damit verbundenen gestiegenen Bedrohungslage im Hinblick auf eine nukleare Katastrophe in der Mitte Europas, erlangen zum Teil überwunden geglaubte Szenarien wieder an Bedeutung. So muss der Einsatz staatlich kontrollierter Kernwaffen wieder als reales Bedrohungsszenario angesehen und in Zeiten der modernen Kriegsführung neu diskutiert werden. Ein besonderes Highlight der Tagung und eine große Ehre zugleich stellte in diesem Zusammenhang der Besuch eines hochgeachteten Vertreters für medizinischen A-Schutz aus Kiew, Ukraine dar, der einen authentischen Bericht über die dortige reale Bedrohungslage gab, welche weit über den möglichen Einsatz von Nuklearwaffen oder Angriffen auf das dortige Kernkraftwerk in Zaporizhzhya hinaus ging. Als thematischer Schwerpunkt wurden diese Themen in der Key-Session „Medical Impacts of the Use of Nuclear Weapons and Countermeasures” näher beleuchtet und von hochkarätigen Vortragenden (u. a. eine Vertreterin der WHO) aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Neben den Auswirkungen von Nuklearwaffen im Hinblick auf die aktuelle Bedrohungslage wurden auch mögliche Gegenmaßnahmen hierzu diskutiert.
Als weiterer thematischer Schwerpunkt wurden in der Key-Session „Internal Radiation by Radionuclides of Emergencies and Therapies“ u. a. neue Strategien in der Diagnostik und medikamentösen Behandlung der akuten Strahlenkrankheit sowie neue internationale Leitlinien zum „Stockpiling“ von Medikamenten und weiteren Ressourcen für das Management von radionuklearen Großschadensereignissen vorgestellt.
Das InstRadBioBw ist nicht nur Ausrichter der ConRad, sondern war selbst mit zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen an der Konferenz beteiligt. Als einziges derartiges Ressort-Forschungsinstitut der Bundeswehr liefert das Institut einen wichtigen Beitrag zum medizinischen A-Schutz im Hinblick auf Forschung und Lehre auf universitärem Niveau. Die Forschungsbeiträge dienen u. a. der Unterstützung und Beratung diverser externer Gremien zu medizinischen Fragestellungen mit Bezug auf ionisierende und nicht-ionisierende Strahlung. Im Bedarfsfall unterstützt das Forschungsinstitut zivile, staatliche und nicht-staatliche Stellen wie die WHO im Management von Strahlenunfällen. Des Weiteren verstehen sich die Kameraden am InstRadBioBw auch als wichtiger Multiplikator. Im Rahmen der Ausbildung anderer Truppenteile und Hospitationen verschiedenster ziviler Behörden wie Feuerwehr oder polizeilichen Einheiten, werden die vorhandenen Erkenntnisse und Fähigkeiten entsprechend weitergegeben.
Neben diesen sog. „Reachback“-Leistungen einschließlich der hiermit verbundenen Probenanalytik in den Laboren, stellt das Institut im Rahmen der Einsatzunterstützung auch mobile, weltweit verlegbare Einsatzkräfte zur Verfügung. Das „Medical Radio-nuclear Incident and Investigation Team“ (MedRIIT) als Teil der Task Force medizinischer ABC-Schutz steht 365 Tage im Jahr zur Unterstützung des medizinischen Managements von Strahlenverunfallten sowie der Beratung und Probenentnahme bereit (Abbildung 5).
Abb. 5: Das “Medical Radio-nuclear Incident and Investigation Team” (MedRIIT) beim jährlichen Live-Agent-Training in Suffield, Kanada
Letztlich konnten die Teilnehmer und Organisatoren auf eine gelungene 25. ConRad-Tagung zurückblicken, die nach der virtuellen „ConRad 2021“ von den Vorzügen einer Präsenzveranstaltung maßgeblich profitierte und eine professionelle, aber auch sehr familiäre Tagungsatmosphäre schaffte. Die Plattform zeigte einmal mehr die Vorzüge einer Präsenzveranstaltung insbesondere für junge Wissenschaftler für den Aufbau neuer Beziehungen und die Entwicklung neuer Forschungsfragen. Neben dem Erwerb und Austausch neuen Wissens von Angesicht zu Angesicht, glänzte die Veranstaltung durch hochkarätige Vortragende, die offenen Diskussionen zu aktuellen Forschungsthemen und Bedrohungslagen sowie das breite wissenschaftliche Programm. Dies zusammengenommen unterstrich einmal mehr den Stellenwert von ConRad, die zu den international wichtigsten Konferenzen auf dem Gebiet der Radiobiologie gehört (Abbildung 6).
Abb. 6: 244 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 27 Nationen folgten der Einladung von Oberstarzt Prof. Dr. Port an die Sanitätsakademie. (Alle Bilder: Hauptmann Bernd Andres, InstRadBioBw)
Verfasser
Oberstabsarzt Priv.-Doz. Dr. Patrick Ostheim
Institut für Radiobiologie der Bundeswehr
Neuherbergstr. 11
80937 München
Vision für Bewegung und Gesundheit
„Sports, Medicine and Health Summit“ 2023 in Hamburg
Ulrich Rohdea, Manuela Andrea Hoffmanna
a Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr, Andernach/Koblenz
* Die Hamburg-Declaration mit den Statements der 50 unterzeichnenden Organisationen, Verbände sowie wissenschaftlichen und staatlichen Institutionen kann unter <https://www.sports-medicine-health-summit.de/information/globale-allianz-gegen-bewegungsmangel.html> heruntergeladen werden.
Vom 22. bis 24. Juni 2023 fand der zweite Sports, Medicine and Health Summit (SMHS) in Hamburg statt. Auf dem interdisziplinären Fortbildungsforum kamen 1.650 Teilnehmende aus den Bereichen Medizin, Sport, Gesundheit und Politik aus 32 Nationen zusammen. Das Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr (InstPrävMedBw) war auf dem Summit mit der eigenen wissenschaftlichen Sitzung „SMHS meets Bundeswehr: gesund und einsatzfähig in der Bundeswehr“ vertreten.
Sports, Medicine and Health Summit
Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) und die European Initiative for Exercise in Medicine (EIEIM) richteten den SMHS 2023 federführend aus. Die Vision des Summits ist es, Menschen für mehr Bewegung und einen aktiveren Lebensstil zu begeistern, um Sport und Bewegung als elementaren Bestandteil der Gesundheit jedes Einzelnen sowie der Gesellschaft zu verankern und zu fördern. Zum Erreichen dieser Ziele wurde beim ersten SMHS 2021 mit der Hamburg Declaration* ein starkes politisches Zeichen gesetzt. Bedeutende Organisationen, Fachgesellschaften und Sportverbände haben sich dazu in einer globalen Allianz zusammengeschlossen und zu konkreten Maßnahmen zur Förderung körperlicher Aktivität verpflichtet. Der SMHS wird hierfür auch künftig alle zwei Jahre als interdisziplinäres Austauschforum für Interessierte aus den Bereichen Medizin, Sport, Gesundheit und Politik dienen. So ist der nächste Summit für den 26. bis zum 28. Juni 2025 angekündigt (weitere Informationen unter https://www.sports-medicine-health-summit.de/).
SMHS meets Bundeswehr
In dieser großen Gemeinschaft ist der Sanitätsdienst der Bundeswehr mit dem Institut für Präventivmedizin als Mitglied der globalen Gesundheitsinitiative „Exercise Is Medicine (EIM)“ bereits vertreten. Das Institut war daher auch erneut eingeladen, auf der hochklassigen Veranstaltung eine eigene Session „SMHS meets Bundeswehr: gesund und einsatzfähig in der Bundeswehr“ zu veranstalten. Oberfeldarzt Priv.-Doz. Dr. Manuela Andrea Hoffmann, Leiterin des InstPrävMedBw, leitete als Chair, mit Unterstützung des Co-Chairs, Oberfeldarzt Dr. Lorenz Scheit, stellvertretender Forschungskoordinator am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, die Sitzung. In den 4 Vorträgen wurde dem interdisziplinären Auditorium ein breites Spektrum an präventivmedizinischen Themen mit Bezug zu körperlicher Aktivität, Gesundheit und Gesundheitsförderung in der Bundeswehr präsentiert. Auftakt bildete die Präsentation von Oberstarzt Dr. Rohde, InstPrävMedBw, zur Bedeutung und Durchführung des Sports in der Bundeswehr sowie die Überprüfung der Sporttauglichkeit im Vergleich zur zivilen Leitlinie Vorsorgeuntersuchung im Sport. Es folgte eine umfassende Vorstellung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements BGM in den Streitkräften durch Oberstarzt Prof. Dr. Kai Kehe vom Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr. Während die ersten beiden Präsentationen über den Rahmen von Sport und Gesundheitsförderung in der Bundeswehr informierten, stellten die folgenden auf Basis von Daten aus dem Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr Erkenntnisse aus der Bundeswehr vor. Oberstabsarzt Barbara End aus dem Bundeswehrkrankenhaus Hamburg präsentierte Analysen zur Übergewichts- und Adipositasprävalenz bezogen auf die Dienstzeit bei der Bundeswehr im internationalen Vergleich. Abschließend stellte Hauptmann Dr. Monika Rausch aus dem Bundeswehrkrankenhaus Westerstede in ihrem Vortrag „Muskuläre „Alltagsverkürzungen – mehr Schreibtisch als Truppenübungsplatz“ die Auswirkungen inaktiver Lebensgewohnheiten dar.
Alle Vorträge stießen auf großes Interesse und vor allem die Parallelen sowie Unterschiede zwischen zivilem und militärischem Umfeld wurden lebhaft diskutiert. So deuten die präsentierten Ergebnisse an, dass sich inaktive Lebensgewohnheiten mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit ähnlich wie in der zivilen Gesellschaft auch in der Bundeswehr ausbreiten. Passend zur Vision des SMHS kann am Ende festgestellt werden, dass die bereits sehr guten Voraussetzungen sowie Verhältnisse in der Bundeswehr zum Erhalt von Gesundheit und Einsatzfähigkeit noch mehr aktiviert werden müssen, um mehr zu bewegen.
Verfasser
Oberstarzt Dr. Ulrich Rohde, Oberfeldarzt Priv.-Doz. Dr. Manuela Andrea Hoffmann
Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr, Andernach
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