IN MEMORIAM
Oberstarzt der Reserve Prof. em. Dr. med. Claus Piekarski
Am 28. Juni 2022 verstarb Professor Dr. Claus Piekarski im Alter von 79 Jahren. Mit seinem Tod verliert die deutsche Öffentlichkeit einen international renommierten Wissenschaftler und Arzt, dessen Wirken im universitären Bereich (Lehrstuhlinhaber für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Sozialhygiene der Universität zu Köln, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin und vieles mehr) mit höchsten Auszeichnungen gewürdigt wurde und der als ärztlicher Direktor der Ruhrkohle AG und Leiter des Institutes für Arbeitswissenschaften der RAG (später Evonik Industries AG) viel für die im Bergbau Beschäftigten erreicht hat.
Die Bundeswehr verliert mit Oberstarzt d. R. Professor Dr. Piekarski eine herausragende Persönlichkeit. Er verstand sich als Fürsprecher der Soldatinnen und Soldaten in einem hochbelastenden Beruf und stand mehreren Bundesministerinnen und -ministern und Inspekteuren immer wieder in der Öffentlichkeit bei arbeitsmedizinischen Fragestellungen hoher politischer Relevanz wirkungsvoll und überzeugend zur Seite.
Professor Dr. Piekarski hob in Gesprächen regelmäßig die für ihn prägende „Koblenzer Zeit“ als aktiver Sanitätsoffizier in der Laborabteilung Wehrphysiologie/Ergonomie hervor. Hier untersuchte er Belastungen an militärischen Arbeitsplätzen und beschäftigte sich intensiv mit den Umweltfaktoren Hitze und Kälte. Als Leiter der Feldversuchsgruppe Telemetrie absolvierte er in enger Kooperation mit der Panzertruppe sogar die Führerscheinausbildung F4 („Panzerführerschein“). Er ist wahrscheinlich der einzige Arzt, der jemals einen Kampfpanzer Leopard über die Rheinbrücke steuerte und zu medizinisch-ergonomischen Felduntersuchungen fuhr.
Sein ganzes Leben lang blieb Professor Dr. Piekarski dem Sanitätsdienst eng verbunden. Er war langjähriges Mitglied im Wehrmedizinischen Beirat beim Bundesministerium der Verteidigung, Sprecher des „Koblenzer Kreises“ (Arbeitsgemeinschaft arbeitsmedizinisch erfahrener Sanitätsoffiziere der Reserve) und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Institute des Medizinischen ABC–Schutzes. In allen Gremien wurden sein Weitblick und sein besonnenes Handeln hochgeschätzt.
Als Hochschullehrer förderte Professor Dr. Piekarski den wissenschaftlichen Nachwuchs des Sanitätsdienstes; junge Sanitätsoffiziere konnten ihre arbeitsmedizinische Weiterbildung in seinem Institut an der Universität zu Köln absolvieren und er betreute die Dissertationen von Bundeswehrangehörigen. Bis zu seinem viel zu frühen Tod war er wissenschaftlich aktiv und erarbeitete mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts für Präventivmedizin der Bundeswehr Publikationen auf dem Gebiet der Hitzeprävention. Professor Dr. Piekarski war auch ein wichtiger Akteur beim internationalen Einladungssymposium „Gesundheit und Leistung bei Hitzestress“ (2018) und maßgeblich daran beteiligt, dass durch die erfolgreiche Umsetzung unterschiedlicher Präventionsmaßnahmen in den letzten Jahren keine Hitzezwischenfälle in der Bundeswehr mehr auftraten.
Claus Piekarski war ein feinsinniger humorvoller Mensch mit großer Empathie, einer umfassenden humanistischen Bildung und tiefgründigem Sprachwitz – deshalb auch Mitglied der „Gesellschaft zur Förderung der alten Sprache“. Sein plötzlicher Tod trifft uns ohne Vorbereitung. Er war ein ganz besonderer Mensch, der nicht nur uns sehr fehlen wird. Seine beispielhafte Haltung und seine so positive zugewandte Art bieten über seinen Tod hinaus Orientierung und machen ihn unvergessen.
Dieter Leyk und Karl Jochen Glitz
Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr
IN MEMORIAM
„Karl-Heinz-Biesold“-Workshop in Papenburg (28. Oktober 2022)
Der Workshop „Militärpsychiatrie/Psychotraumatologie“ beim 53. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. (27.–29. Oktober 2022 im Hotel Alte Werft, Papenburg) wird unter dem Namen des im April 2022 verstorbenen Oberstarzt a. D. Dr. Karl-Heinz Biesold durchgeführt. Damit soll an dessen herausragende Verdienste um die Entwicklung der Psychotraumatologie in der Bundeswehr erinnert werden.
Wer war Karl-Heinz Biesold?
Karl-Heinz Biesold trat 1968 als Grundwehrdienstleistender in die Bundeswehr ein, wurde Reserveoffizier und studierte von 1972 bis 1978 nach Wiedereinstellung als Sanitätsoffizieranwärter in Aachen Medizin. Nach einer Truppenarztverwendung in Brunssum kam er 1981 an das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, wo er 1989 Facharzt für Neurologie und Psychiatrie wurde. Als Oberarzt und Leiter der Fachärztlichen Untersuchungsstelle eingesetzt bildete er sich zum Psychotherapeuten weiter und qualifizierte sich besonders auf dem damals noch relativ neuen Gebiet der Psychotraumatologie. Von 2002 bis 2012 leitete er zunächst die Abteilung Neurologie und Psychiatrie, nach der Fächertrennung die dann neue Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Dr. Biesold war von 2002 bis 2008 Leiter der Konsiliargruppe Psychiatrie und von 2004 bis 2012 der deutsche Vertreter im NATO Military Mental Health Expert Panel. Er nahm an insgesamt 4 Auslandseinsätzen der Bundewehr teil.
Biesold und die Psychotraumatologie
Dr. Biesold war eine prägende Figur für die Wehrpsychiatrie in der Bundeswehr und hat damit begonnen, diese psychotraumatologisch zu prägen und auszurichten, als der Begriff der „Posttraumatischen Belastungsstörung“ noch lange nicht überall Eingang in die psychiatrische Praxis gefunden hatte.
In Lehrgängen an der Sanitätsakademie der Bundeswehr, mit Vorträgen, Kongressen, Buchbeiträgen, Artikeln und durch Beiträge in Funk und Fernsehen machte er auf das Problem der Belastungsstörungen aufmerksam – durchaus nicht immer im Konsens mit der militärischen Führung. Mit seiner Vorarbeit schaffte er es, dass das Problemfeld „PTBS“ in den Fokus rückte und der Sanitätsdienst mit der Einrichtung des Psychotraumazentrums am Bundeswehrkrankenhaus Berlin rasch ein Instrument schuf, welches heute als Forschungs- und Therapieeinrichtung auch international einen ausgezeichneten Ruf genießt.
Von seinem vielfältigen Engagement im Fachgebiet sei besonders sein Wirken in der Deutschen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) zu würdigen. Hier wurde er 2012 als Vorstandsmitglied kooptiert und war ganz wesentlich an der Gestaltung eines DeGPT-Kongresses in Hamburg und in der Zertifizierungsarbeit der Gesellschaft beteiligt. Auf Dr. Biesold geht auch die Einrichtung von Workshops zur Psychotraumatologie bei Kongressen der DGWMP e. V. zurück.
Workshop in Papenburg
Viel zu früh verstarb Oberstarzt a. D. Dr. Karl-Heinz Biesold am 9. April 2022 im Alter von 71 Jahren. Die DGWMP e. V. und die Wehrpsychiatrie verlieren mit ihm einen Menschen, der mit großem Sachverstand und Weitblick einen wertvollen Dienst vor allem für die von einer PTBS betroffenen Soldatinnen und Soldaten geleistet hat. Auf Anregung des Arbeitskreises „Psychosoziale Medizin und Netzwerke“ der DGWMP e. V. wird zum Gedenken an ihn der Workshop „Wehrpsychiatrie/Psychotraumatologie“ beim 53. Kongress der Gesellschaft am 28. Oktober 2022 in Papenburg als
„Karl-Heinz-Biesold“-Workshop
durchgeführt.
Dr. Stephan Schoeps
Generalstabsarzt
Präsident der DGWMP e. V.
Redaktion: Generalarzt a. D. Prof. Dr. med. Horst Peter Becker, MBA, Scharnhorststr. 4b, D-10115 Berlin, Mobil +49 171 215 0901, E-Mail: hpbecker@beta-publishing.com
Herausgeber: Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr im Auftrag des Inspekteurs/der Inspekteurin des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Von-Kuhl-Straße 50, 56070 Koblenz, Telefon: +49 261 896 13210, E-Mail: pizsanitaetsdienst@bundeswehr.org
Wissenschaftliche Beratung: Die Begutachtung von Original- und Übersichtsarbeiten sowie Kasuistiken im Rahmen des Peer-Review-Verfahrens erfolgt durch in dem Fachgebiet des jeweiligen Beitrags wissenschaftlich ausgewiesene Expertinnen und/oder Experten, die – dem Einzelfall entsprechend – in Abstimmung zwischen Redaktion und Herausgeber ausgewählt und beauftragt werden.
Verlag: Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Celsiusstraße 43, 53125 Bonn, Telefon +49 228 91937 10, Telefax +49 228 91937 23, E-Mail: info@beta-publishing.com ; Geschäftsleitung: Heike Lange; Objektleitung: Peter Geschwill; Produktionsleitung: Thorsten Menzel.
Druckversion: Druckvorstufe: PIC Crossmedia GmbH, Hitdorfer Straße 10, 40764 Langenfeld, E-Mail: info@pic-crossmedia.de; Druck: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw), Zentraldruckerei Köln/Bonn.
Online-Version (E-Paper): Erstellung mit PIC MediaServer, PIC Crossmedia GmbH, Langenfeld; E-Paper und Autorenhinweise sind unter www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de und www.wehrmed.de aufrufbar.
Rechtliche Hinweise: Die Zeitschrift (Druckversion und E-Paper) und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind in allen Publikationsformen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar. Dieses gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Alle namentlich gezeichneten Beiträge – soweit sie nicht ausdrücklich mit einem * gekennzeichnet sind – geben die persönlichen Ansichten der Verfasserin, des Verfassers oder der Verfasser wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt den Auffassungen der Redaktion oder des Herausgebers. Manuskriptsendungen an die Redaktion erbeten. Erscheinungsweise mindestens achtmal im Jahr.
Für Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. ist der Bezug der Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag enthalten. Sanitätsoffiziere der Bundeswehr, die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. sind, erhalten die „Wehrmedizinische Monatsschrift“ über ihre Dienststellen.
Datenschutz: Es gelten die Datenschutzbestimmungen der Beta Verlag & Marketing GmbH, abrufbar unter https://www.beta-publishing.com/datenschutz.