Medizinischer B-Schutz im Fokus: Rückblick auf die Medical Biodefense Conference 2025
Medical Biodefense in Focus: Review of the Medical Biodefense Conference 2025
Markus H Antwerpena, Gordon Wilkea, Roman Wölfela
a Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, München
Zusammenfassung
Wissenschaft, Verantwortung und internationale Zusammenarbeit – ein starkes Zeichen aus München
Die Medical Biodefense Conference 2025 (MBDC2025) war mehr als nur eine Konferenz – sie war ein lebendiges Zeugnis dafür, wie wissenschaftlicher Austausch, sicherheitspolitische Verantwortung und internationale Kooperation Hand in Hand gehen können. In einer Zeit globaler Herausforderungen war die diesjährige Tagung ein Ort der konstruktiven Diskussion, des fachlichen Tiefgangs und der spürbaren Aufbruchsstimmung.
Ob hochaktuelle Forschung zu neu auftretenden Krankheitserregern, Diskussionen über die Rolle künstlicher Intelligenz oder Einblicke in internationale Biosicherheitsprojekte – die MBDC2025 hat deutlich gemacht: Nur gemeinsam, über Disziplinen und Grenzen hinweg, können wir die komplexen Fragestellungen im Bereich Biodefense wirksam angehen.
Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr ist stolz, Gastgeber dieser einzigartigen Plattform zu sein – und bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten für ihr Engagement, ihre Expertise und den offenen Austausch.
Schlüsselwörter: Wehrmedizin, Biodefense, Tagung, Internationale Zusammenarbeit
Summary
Science, responsibility and international cooperation – a strong signal from Medical Biodefense Conference Munich
The MBDC2025 was more than just a conference – it was a living testimony to how scientific exchange, security policy responsibility, and international cooperation can go hand in hand. In a time of global challenges, this year’s conference was a place of constructive discussion, professional depth, and a palpable spirit of optimism.
Whether it was cutting-edge research on emerging pathogens, discussions on the role of artificial intelligence, or insights into international biosecurity projects, the MBDC2025 made it clear: Only together, across disciplines and borders, can we effectively tackle the complex issues in the field of biodefense.
The Bundeswehr Institute of Microbiology is proud to have hosted this unique platform, and would like to thank all participants for their commitment, expertise, and open exchange.
Keywords: Military Medicine; Biodefense; Conference; International cooperation
Medizinische Biodefense im Fokus: Rückblick auf die MBDC2025
Die 19. Medical Biodefense Conference (MBDC) fand vom 8. bis 10. April 2025 in der Ernst-von-Bergmann-Kaserne in München statt und wurde vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr ausgerichtet. Mit über 430 Teilnehmenden aus 46 Ländern bestätigte die Veranstaltung ihren Status als eine der führenden internationalen Plattformen im Bereich des medizinischen B-Schutzes.
Ein zentrales Thema der diesjährigen Konferenz war das 50-jährige Jubiläum des Biowaffenübereinkommens (BWÜ). In seiner Keynote-Rede würdigte Daniel Feakes, Leiter der Implementation Support Unit des BWÜ bei der UNODA, die bisherigen Erfolge des Abkommens und betonte die Notwendigkeit, angesichts neuer biotechnologischer Entwicklungen die internationale Zusammenarbeit zu intensivieren (Abbildung 1). Die MBDC dient seit ihrer Internationalisierung im Jahr 2009 als vertrauensbildende Maßnahme im Rahmen des BWÜ und fördert den zivil-militärischen Dialog zu Biosicherheitsfragen.
Abb. 1: Keynote von Daniel Feakes (UNODA)
Das wissenschaftliche Programm der Konferenz war thematisch breit gefächert. Schwerpunkte lagen auf innovativen Diagnose- und Detektionsverfahren, dem Einsatz mobiler Labore bei Ausbrüchen sowie aktuellen Bedrohungslagen durch Biotoxine und neu auftretende Erreger. Ein wiederkehrendes Querschnittsthema war die Rolle künstlicher Intelligenz (KI) in der Biotechnologie – etwa bei der Bewertung großer Sprachmodelle (“Large Language Modells”) für diagnostische Zwecke oder beim Einsatz von KI-gestützter Massenspektrometrie zur Erkennung biologischer Kampfstoffe.
Ein weiteres Highlight war die Round-Table-Diskussion, die nach ihrem erfolgreichen Debüt 2023 zum zweiten Mal stattfand (Abbildung 2). Sie brachte Vertreter des Auswärtigen Amts, der Universität der Bundeswehr München, NATO-Partnern sowie des Schweizer Think Tanks Pour Demain zusammen. Im Mittelpunkt stand der Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf die Wissenschaft – mit all ihren Potenzialen, aber auch Herausforderungen. Die Diskussion beleuchtete sowohl die Möglichkeiten von KI-gestützter Forschung als auch die Risiken von Fehlinterpretationen und Missbrauch. Besonders intensiv wurde dabei der durch KI befeuerte Bereich von Desinformation und Fake News thematisiert – ein zunehmend sicherheitsrelevanter Aspekt.
Abb. 2: Expertenpanel zur Synthetischen Biologie
Von links nach rechts: Dr. Toni Johansen (FHI, NOR), Patrick Stadler (Pour Demain, CHE), Silke Bellmann (Auswärtiges Amt, DEU), Prof. Dr. Jasmin Riedl (UniBw München, DEU) und Dr. Dr. Petra Dickmann (drc, GBR, Moderatorin)
Das Konferenzdinner in der historischen Flugwerft Schleißheim bot den Teilnehmenden eine besondere Gelegenheit zum informellen Austausch. In stilvoller Atmosphäre zwischen historischen Luftfahrzeugen wurde die internationale und interdisziplinäre Ausrichtung der Konferenz eindrucksvoll unterstrichen (Abbildung 3).
Abb. 3: Konferenzdinner in der Flugwerft Schleißheim
Ein weiterer Programmpunkt war die Vorstellung von Projektaktivitäten des Deutschen Biosicherheitsprogramms, einer Initiative des Auswärtigen Amtes. Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr engagiert sich seit Beginn des Programms in verschiedenen Regionen der Welt. Präsentationen – etwa aus der Sahel-Region und Tunesien, aber auch aus Usbekistan, Georgien und der Ukraine – verdeutlichten den praxisnahen Beitrag Deutschlands zur Stärkung der biologischen Sicherheit in sensiblen Regionen und das gegenseitige Vertrauen in eine langfristige Zusammenarbeit.
Neben den 76 wissenschaftlichen Vorträgen bildeten die 213 Posterbeiträge eine weitere tragende Säule des Konferenzprogramms. Sie ermöglichten den Teilnehmenden, zusätzliche Forschungsergebnisse in kompakter Form kennenzulernen und sich in persönlichen Gesprächen vertieft auszutauschen. Besonders beim wissenschaftlichen Nachwuchs stieß die Postersession auf großes Interesse – nicht nur als Bühne für eigene Arbeiten, sondern auch als Türöffner für den internationalen wissenschaftlichen Dialog.
Die 19. MBDC zeichnete sich durch eine offene, konstruktive Atmosphäre aus, in der der internationale Austausch über komplexe Herausforderungen im Bereich des B-Schutzes gefördert wurde. Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr bedankt sich bei allen Teilnehmenden für ihre Beiträge und die inspirierende Zusammenarbeit. Die 20. MBDC ist für 2027 in München geplant und wird bereits mit Spannung erwartet.
Alle Abbildungen: © copyright, InstMikroBioBw, 2025
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