Wehrmedizinische Monatsschrift

  • Archiv
  • Kontakt
  • Archiv
  • Kontakt

Suchergebnis
Links
Rechts
Inhaltsverzeichnis
Editorial
Editorial
Physiologie/​Sportmedizin
Frauen im Militär – Wie Funktionsfitness die Leistungsgrenzen erweitert






Oralchirurgie
Zähneknirschen und Trauma:​ Neue Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Bruxismus und PTBS






Zahnmedizin
Snus-induzierte orale submuköse Fibrose – ein klinisch-histopathologischer Fallbericht




Zahnmedizin
Zuerst die Parodontitistherapie,​ dann die Rekonstruktion:​ Fortlaufendes Aktualisieren einer diagnostischen Gemengelage mit Fokus auf das zahnmedizinische Therapieziel






Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Zervikales Emphysem nach Tonsillektomie – eine seltene Komplikation

Medizinische Informationstechnologie
Ohne Akzeptanz keine Digitalisierung




Geschichte der Wehrmedizin
Ernst Ferdinand Sauerbruch – zum 150.​ Geburtstag eines ­legendären Chirurgen





Tagungen und Kongresse
Der Gewalt auf der Spur?


Tagungen und Kongresse
CASEVAC – Optionen für Inhalte einer strukturierten Ausbildung für nicht-medizinisches Evakuierungspersonal
Tagungen und Kongresse
Medizinischer B-Schutz im Fokus:​ Rückblick auf die Medical ­Biodefense Conference 2025

Tagungen und Kongresse
Internationale Strahlenschutzkonferenz vor angespannter ­weltpolitischer Lage


Tagungen und Kongresse
Bericht über die 7.​ ARKOS-Tagung 2025 in Papenburg

Aus dem Sanitätsdienst
Generalstabsarzt Dr.​ Armin Kalinowski in den Ruhestand verabschiedet
Aus dem Sanitätsdienst
ZUM 75.​ GEBURTSTAG Admiralarzt a.​ D.​ Dr.​ Rainer Pinnow
Aus dem Sanitätsdienst
ZUM 80.​ GEBURTSTAG Admiralarzt a.​ D.​ Dr.​ Günther Brassel
Mitteilungen der DGWMP e.​V.​
HEINZ-GERNGROß-FÖRDERPREIS 2025
Mitteilungen der DGWMP e.​ V.​
Geburtstage August-September 2025
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde PDF

Zervikales Emphysem nach Tonsillektomie – eine seltene Komplikation

Cervical Emphysema after Tonsillectomy – a Rare Complication

Doha Revenda, Herbert Eichwalda, Jens Förstera

a Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde

Zusammenfassung

Eine 31-jährige Patientin entwickelte nach beidseitiger Tonsillektomie ein zervikales Hautemphysem, das sich beidseits zervikal ausbreitete. Die Computertomografie zeigte zusätzlich ein mediastinales Emphysem. Während des gesamten stationären Aufenthalts war der intraorale Befund unauffällig und die flexible Laryngoskopie ergab keinen Hinweis auf eine Perforation oder ein Trauma. Ein CT-Thorax am dritten postoperativen Tag zeigte keine weiteren Pathologien. Zur Infektionsprophylaxe erhielt die Patientin intravenös Clindamycin, wodurch sich das Emphysem vollständig zurückbildete. Sie wurde am siebten postoperativen Tag in fachärztliche Betreuung entlassen. Der operative Eingriff selbst verlief komplikationsfrei.

Ein unbeabsichtigtes Valsalva-Manöver bei Extubation muss als mögliche Ursache diskutiert werden. Der Fallbericht stellt mit dem zervikalen Emphysem eine seltene Komplikation nach Tonsillektomie vor. Die Ursachen sind letztlich nicht vollständig geklärt.

Schlüsselwörter: Zervikales Emphysem, Tonsillektomie, Komplikation, Ursachen, Infektionsprophylaxe

Summary

A 31-year-old female patient developed cervical subcutaneous emphysema following bilateral tonsillectomy, which extended bilaterally in the cervical region. Computed tomography additionally revealed mediastinal emphysema. Throughout the hospital stay, the intraoral findings remained unremarkable, and the flexible laryngoscopy showed no evidence of perforation or trauma. A CT scan of the chest on the third postoperative day revealed no further pathologies. For infection prophylaxis, the patient received intravenous clindamycin, leading to complete resolution of the emphysema. She was discharged into specialized outpatient care on the seventh postoperative day. The surgical procedure was documented as uneventful.

However, an unintentional Valsalva manoeuvre during extubation must be considered as a potential cause of the emphysema. This case report presents a rare complication of tonsillectomy: cervical emphysema. The underlying causes are not fully understood.

Keywords: cervical emphysema; tonsillectomy; complications; causes; infection prophylaxis

Einleitung

Das zervikale Emphysem ist eine seltene, aber potenziell gravierende Komplikation nach Tonsillektomie dar [1][2][3][6]. Pathophysiologisch resultiert es aus dem Eindringen von Luft in das subkutane und tiefere Gewebe des Halses, möglicherweise begünstigt durch eine Schleimhautläsion oder einen erhöhten intraoralen Druck infolge von Husten, Niesen oder einem Valsalva-Manöver [5][6]. Klinisch manifestiert sich die Erkrankung durch schmerzlose, palpatorisch krepitierende Schwellungen, welche sich bis in mediastinale Strukturen ausdehnen können [3][6]. Die Diagnostik erfolgt primär bildgebend mittels zervikaler und thorakaler Computertomografie, um die Ausdehnung des Emphysems und mögliche Begleitpathologien wie ein Pneumomediastinum oder Pneumothorax zu erfassen [3][5][6]. Die Therapie besteht in der Regel aus einer konservativen, engmaschigen Überwachung, Analgesie und antibiotischer Infektionsprophylaxe, meist mit Clindamycin oder einem Cephalosporin der zweiten Generation [4][6]. Die genaue Ätiologie bleibt unklar, jedoch wird eine intraoperative oder postintubative Druckerhöhung als potenzieller Trigger diskutiert [1][2][6].

Fallbericht

Eine 31-jährige Patientin wurde aufgrund seit drei Jahren rezidivierender, bakterieller Tonsillitiden zur elektiven beidseitigen Tonsillektomie vorgestellt. Der Eingriff wurde in Intubationsnarkose durchgeführt und verlief laut Operationsdokumentation komplikationsfrei. Die histologische Untersuchung der entnommenen Gaumenmandeln ergab eine geringe chronische Kryptentonsillitis mit lymphofollikulärer Hyperplasie sowie eine Aktinomyces-Besiedlung, jedoch keinen Anhalt für Malignität.

Abb. 1: Beidseits zervikale Schwellung und Ausdehnung des Hautemphysems, mittels Markierung gekennzeichnet (Bildquelle: D. Revend)

Am zweiten postoperativen Tag entwickelte die Patientin ein tastbares, beidseits zervikales Hautemphysem (Abbildung 1). Eine daraufhin durchgeführte Computertomografie des Thorax am dritten postoperativen Tag bestätigte das Vorliegen eines zervikalen sowie eines mediastinalen Emphysems, ohne jedoch eine Tracheadehiszenz oder Trachealverletzung als wesentliche Pathologie nachweisen zu können (Abbildung 2). Während des gesamten stationären Aufenthalts zeigte sich enoral ein regelhafter Befund. Die flexible Laryngoskopie ergab keine Hinweise auf eine Perforation oder ein Trauma der oberen Atemwege.

Abb. 2: Die Computertomografie in axialer Schnittführung zeigt ein zirkuläres, zervikales Hautemphysem. (Bildquelle: Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Klinik für Radiologie)

Zur Infektionsprophylaxe erhielt die Patientin eine intravenöse Therapie mit Clindamycin 600 mg dreimal täglich. Unter dieser Behandlung zeigte sich eine allmähliche Rückbildung des Emphysems. Bei subjektivem Wohlbefinden konnte die Patientin am 7. postoperativen Tag in die ambulante fachärztliche Betreuung entlassen werden. Trotz des komplikationsfreien operativen Verlaufs konnte ein akzidentiell durchgeführtes Valsalva-Manöver während der Extubation als mögliche Ursache für das subkutane Emphysem nicht ausgeschlossen werden.

Diskussion und Schlussfolgerungen

Das Auftreten eines zervikalen Emphysems nach einer Tonsillektomie ist eine seltene, aber klinisch bedeutsame Komplikation [1][2][3][6][7]. Die Pathophysiologie dieser Komplikation ist nicht vollständig geklärt. Mögliche Ursachen umfassen intraoperative Schleimhautverletzungen, die das Eindringen von Luft in das subkutane Gewebe ermöglichen, sowie postoperative Ereignisse wie starkes Husten oder ein Valsalva-Manöver, die zu einem erhöhten intraoralen Druck führen können [1][2][6]. Ein solcher Druckanstieg könnte die Ausbreitung von Luft in das zervikale und mediastinale Gewebe begünstigen [1][3][6].

Bei Patienten, die nach einer Tonsillektomie mit Schwellungen im Halsbereich vorstellig werden, sollte neben dem zervikalen Emphysem auch an andere Differenzialdiagnosen gedacht werden. Hierzu zählen Hämatome, Infektionen wie Abszesse oder Phlegmone sowie allergische Reaktionen. Eine sorgfältige klinische Untersuchung, ergänzt durch bildgebende Verfahren wie die Computertomographie, ist essenziell, um die genaue Ursache der Schwellung zu identifizieren und eine adäquate Therapie einzuleiten [1][3][6].

Die Behandlung des zervikalen Emphysems nach Tonsillektomie ist in den meisten Fällen konservativ. Sie umfasst eine engmaschige Überwachung des Patienten, die Verabreichung von Analgetika zur Schmerzreduktion und die prophylaktische Gabe von Antibiotika, um sekundäre Infektionen zu verhindern [4][6]. In den meisten dokumentierten Fällen kam es unter dieser Therapie zu einer spontanen Rückbildung des Emphysems ohne weitere Komplikationen [1][2][3][6]. Chirurgische Interventionen sind selten erforderlich und bleiben schweren oder fortschreitenden Fällen vorbehalten [5][6].

Im militärischen Kontext, insbesondere bei Einsätzen unter extremen Bedingungen, können postoperative Komplikationen wie ein zervikales Emphysem erhebliche Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit einer Soldatin oder eines Soldaten haben. Eine verzögerte Diagnose oder unzureichende Behandlung kann zu gesundheitlichen Einschränkungen führen. Daher ist es für medizinisches Personal im militärischen Umfeld besonders wichtig, über mögliche seltene Komplikationen nach Routineeingriffen wie der Tonsillektomie informiert zu sein. Eine frühzeitige Erkennung und adäquate Behandlung tragen wesentlich zur Sicherung der Gesundheit und Einsatzbereitschaft bei.

Fazit

Das zervikale Emphysem nach Tonsillektomie ist eine seltene, aber potenziell ernsthafte Komplikation. Eine sorgfältige differenzialdiagnostische Abklärung und konsequente konservative Therapie führen in der Regel zu einer vollständigen Genesung. Auch im militärischen Umfeld ist es daher von großer Bedeutung, das medizinische Personal für solche möglichen Komplikationen zu sensibilisieren.

Literatur

  1. Aleid HM, Alrusayyis DF, AlGhuneem AA: The rare occurrence of post-tonsillectomy surgical emphysema. Cureus 2021; 13(7): e16430. mehr lesen
  2. Alzamil AF, Bedawi FK, AlAseeri DA, et al.: Subcutaneous emphysema following tonsillectomy: a rare complication of a common surgery. Cureus 2024;16(2): e53825. mehr lesen
  3. Barengo JH, Yuen SN, Kennedy P, Shott SR: Subcutaneous emphysema with pneumomediastinum after tonsillectomy: Case report and review of the literature. Int J Pediatr Otorhinolaryngol 2020; 131: 109885. mehr lesen
  4. Deutsche Gesellschaft für für Pädiatrische Infektiologie: S2k-Leitlinie zur Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln – Tonsillitis. AWMF online 2015; , letzter Aufruf 21. Mai 2025. mehr lesen
  5. Moffatt C, Maldonado ST, Evans LK, Azizyan A, Blackwell KE: Mucosal emphysematous head and neck infections: Scoping review and a case of emphysematous tonsillitis. Laryngoscope Investig Otolaryngol 2024; 9(3): e1274. mehr lesen
  6. Siedek V, Betz CS, Leunig A: Das zervikale Hautemphysem: Eine seltene Komplikation nach Tonsillektomie [Cervical skin emphysema: a rare complication following tonsillectomy]. HNO 2007; 55(2): 121-124. mehr lesen
  7. Windfuhr JP: Fehler und Gefahren: Tonsillektomie und andere Standard-Eingriffe [Faults and failure of tonsil surgery and other standard procedures in otorhinolaryngology]. Laryngorhinootologie 2013; 92 Suppl 1: S33-72. mehr lesen

Manuskriptdaten

Zitierweise

Revend D, Eichwald H, Förster J: Zervikales Emphysem nach Tonsillektomie – eine seltene Komplikation. WMM 2025; 69 (7–8): 345-347.

DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-568

Für die Verfasser

Oberstabsarzt Doha Revend

Bundeswehrkrankenhaus Berlin

Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde,

Scharnhorststr. 13, 10113 Berlin

E-Mail: doha.revend@gmail.com

Manuscript Data

Citation

Revend D, Eichwald H, Förster J: [Cervical Emphysema after Tonsillectomy – a Rare Complication.] WMM 2025; 69(7–8): 345-347.

DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-568

For the Authors

Major (MC) Doha Revend

Bundeswehr Hospital Berlin

Department of Otolaryngology

Scharnhorststr. 13, D-10113 Berlin

E-Mail: doha.revend@gmail.com

Zeitschriften
Wehrmedizinische Monatsschrift – Impressum/Datenschutz

Redaktion: Generalarzt a. D. Prof. Dr. med. Horst Peter Becker, MBA, Scharnhorststr. 4b, D-10115 Berlin, Mobil +49 171 215 0901, E-Mail: hpbecker@beta-publishing.com 

Herausgeber: Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr im Auftrag des Inspekteurs/der Inspekteurin des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Von-Kuhl-Straße 50, 56070 Koblenz, Telefon: +49 261 896 13210, E-Mail: pizsanitaetsdienst@bundeswehr.org

Wissenschaftliche Beratung: Die Begutachtung von Original- und Übersichtsarbeiten sowie Kasuistiken im Rahmen des Peer-Review-Verfahrens erfolgt durch in dem Fachgebiet des jeweiligen Beitrags wissenschaftlich ausgewiesene Expertinnen und/oder Experten, die – dem Einzelfall entsprechend – in Abstimmung zwischen Redaktion und Herausgeber ausgewählt und beauftragt werden.

Verlag: Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Carl-Zeiss-Str. 5, 53340 Meckenheim, Telefon +49 2225 8889–0, E-Mail: info@cpm-verlag.de; Geschäftsleitung: Tobias Ehlke; Objektleitung: Peter Geschwill; Produktionsleitung: Thorsten Menzel.

Druckversion: Druckvorstufe: PIC Crossmedia GmbH, Hitdorfer Straße 10, 40764 Langenfeld, E-Mail: info@pic-crossmedia.de; Druck: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw), Zentraldruckerei Köln/Bonn.

Online-Version (E-Paper): Erstellung mit PIC MediaServer, PIC Crossmedia GmbH, Langenfeld; E-Paper und Autorenhinweise sind unter www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de und www.wehrmed.de aufrufbar.

Rechtliche Hinweise: Die Zeitschrift (Druckversion und E-Paper) und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind in allen Publikationsformen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar. Dieses gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Alle namentlich gezeichneten Beiträge – soweit sie nicht ausdrücklich mit einem * gekennzeichnet sind – geben die persönlichen Ansichten der Verfasserin, des Verfassers oder der Verfasser wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt den Auffassungen der Redaktion oder des Herausgebers. Manuskriptsendungen an die Redaktion erbeten. Erscheinungsweise mindestens achtmal im Jahr.
Für Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. ist der Bezug der Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag enthalten. Sanitätsoffiziere der Bundeswehr, die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. sind, erhalten die „Wehrmedizinische Monatsschrift“ über ihre Dienststellen.

Datenschutz: Es gelten die Datenschutzbestimmungen der Beta Verlag & Marketing GmbH, abrufbar unter https://www.beta-publishing.com/datenschutz.