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Mitteilungen der DGWMP e.​ V.​
Geburtstage Januar 2024
Dermatologische ­Lokaltherapie PDF

Glycopyrronium – neue Therapieoptionen bei Hyperhydrosis

Evelyn Bataiosu-Zimmer, Daniela Meine, Guido Weisel

Hintergrund

Die Perspiration ist ein physiologischer Vorgang zur Thermoregulation des Körpers. Sollte dieser Vorgang jedoch aufgrund einer generalisierten oder fokalen Überfunktion cholinerger Rezeptoren der Schweißdrüsen zu einer erhöhten Schweißabsonderung führen, sprechen wir von einer Hyperhidrose [7]. Das übermäßige Schwitzen zeigt sich in den Arealen des Körpers, welche dicht mit ekkrinen Schweißdrüsen besiedelt sind, z. B. palmar, plantar oder axillär [1][7]. Axillär finden sich ca. 120–160 ekkrine Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter, während palmar und plantar ca. 360 pro Quadratzentimeter vorhanden sind. Eingeteilt wird die Hyperhidrose in die symptomatische und die genuine Hyperhidrose [3].

Abb. 1: Jod-Stärke-Test. A: Einpinseln der Haut mit Kalium-Iodid-Lösung, B: Bestäubung mit Stärkepulver, C: Demarkation des betroffenen Areals

Die vermehrte Schweißsekretion der symptomatischen Hyperhidrose erfolgt aufgrund endokrinologischer (z. B. Hypophysen- oder Schilddrüsendysfunktion, Diabetes mellitus) oder neurologischer Erkrankungen (z. B. Morbus Parkinson), während die genuine Hyperhidrose konstitutionell bedingt ist und durch verschiedene Trigger ausgelöst wird, wie beispielsweise durch verschiedene Nahrungsmittel (z. B. Koffein, scharfe Lebensmittel), Medikamente, Emotionen oder Nikotin [3]. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 18. und 65. Lebensjahr. Die Prävalenz liegt zwischen 1–2,8 %, wobei eine starke familiäre Häufung beobachtet werden kann [7].

Axilläre Hyperhidosis

Einen besonderen Fokus möchten wir in unserem Beitrag auf die Hyperhidrosis axillaris legen (Tabelle 1). Charakterisiert wird dieses Krankheitsbild durch mindestens 6 Monate exzessives Schwitzen ohne bekannte Ursache sowie durch mindestens zwei der folgenden Faktoren:

 

Tab. 1: Klinische Schweregrade der Hyperhidrose [3]
  • bilaterales und symmetrisches Schwitzen,
  • Beeinträchtigung der alltäglichen Tätigkeiten,
  • Häufigkeit des Auftretens (mind. 1x pro Woche),
  • Alter beim Eintritt der Erkrankung (ca. 25 Jahre),
  • positive Familienanamnese und
  • Rückgang des Schwitzens beim Schlafen.

Die Diagnose wird primär klinisch gestellt [5]; zusätzlich können Tests zur Schweregradfeststellung, z. B. der Jod-Stärke-Test oder die Gravimetrie, durchgeführt werden [3].

Therapieoptionen

Die unterschiedlichen Therapiemaßnahmen reichen von topisch über systemisch bis interventionell und richten sich nach dem Schweregrad der Hyperhidrosis axillaris. Generell sollte der Patient über allgemeine Maßnahmen aufgeklärt werden, die sich v. a. an die eigene Körperhygiene richten. Empfohlen wird die Verwendung von sauren Seifen, Syndets und Deodorantien. Diese können jedoch lediglich zur Hygiene und Geruchsreduktion verwendet werden, sie haben keinen Einfluss auf die Schweißproduktion. Regelmäßige Rasuren sollten erfolgen, um ein Bakterienwachstum mit Corynebacterium tenuis zu hemmen (Tabelle 2).

 

Tab. 2: Therapieoptionen bei der Hyperhidrosis

Hinsichtlich der Kleidung ist das Tragen von weit geschnittenen sowie atmungsaktiven Textilien, wie z. B. aus Baumwolle, ratsam. Als topisches Therapieverfahren können aluminiumchloridhaltige Fertigpräparate, wie beispielsweise Sweat-Off® und Odaban®, empfohlen werden, da diese Präparate frei verkäuflich sind. Allerdings ist eine Aufklärung zur häufigsten Nebenwirkung, der lokalen Reizung, essenziell. Darüber hinaus können synthetische Gerbstoffe, z. B. Tannolact® Creme 1 % verwendet werden [3].

Systemtherapie

Neben der topischen Therapie besteht auch die Möglichkeit einer Systemtherapie. Als systemisches Anticholinergikum kommen hier beispielsweise Bornaprinhydrochlorid (Sormodren®) bei leichten bis mittelschweren Beschwerden mit einer Anfangsdosis von 2 mg/d für eine Woche, dann eine Dosiseskalation auf 4–8 mg/d als Erhaltungsdosis, infrage [9]. Ebenfalls ist eine Systemtherapie mit Methantheliniumbromid (Vagantin®) 50 mg/d zu erwägen. Hierbei ist zu beachten, dass die Einnahme situationsbedingt erfolgt, z. B. bei Stresssituationen wie Prüfungsangst. Die Wirkung tritt in der Regel erst nach ca. 1–2 Stunden auf, und es ist mit einer Gesamtwirkdauer von ca. 6 h zu rechnen. Wichtig ist zu erwähnen, dass zu einer Anwendungsdauer von mehr als vier Wochen keine Daten vorliegen. Bei beiden o. g. Systemtherapien kann es zu unerwünschten systemischen Nebenwirkungen, wie z. B. Tachykardien, Miktions-/Konzentrationsstörungen, Mundtrockenheit kommen – oft sind Dosisreduktionen bis hin zu Therapiebeendigungen erforderlich [5]. Aus diesem Grund werden die Therapien durch die meisten Patienten abgebrochen. Alternativ besteht die Möglichkeit einer systemischen Therapie mit Salbeiextrakten, über den Tag verteilt als Salbeitee getrunken oder in Drageeform (Sweatosan®) bis zu dreimal täglich eingenommen [6].

Interventionelle Lokaltherapie

Eine effektive interventionelle Therapieoption für umschriebene Lokalisationen (in der Regel axillär) ist die subkutane Botulinumtoxin A-Injektion, welche in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss. In Deutschland besteht eine Zulassung für Botox® [5]. Alternativ besteht die Möglichkeit einer operativen Schweißdrüsenkürettage oder endoskopisch transthorakalen Sympathektomie mit allen Risiken, die operative Verfahren innehaben [5].

Neuer Wirkstoff: Glycopyrnium

Als neues topisch anwendbares Präparat ist für Erwachsene mit schwerer primärer Hyperhidrosis axillaris seit Juni 2022 in Deutschland die rezeptpflichtige Creme Axhidrox® mit dem Wirkstoff Glycopyrronium zugelassen [2]. Durch die topische Anwendung des Anticholinergikums wird die Wirkung von Acetylcholin an muskarinischen Acetylcholinrezeptoren blockiert und es kommt zu einer reduzierten Schweißproduktion [4]. Zu beachten ist hierbei die vom Hersteller empfohlene topische Anwendung, die nur mit der Kappe des Pumpspenders, welche als Applikator dient, erfolgen soll und nicht mit den Fingern des Patienten aufgrund der unten aufgelisteten möglichen Nebenwirkungen. Die empfohlene Dosis ist mit zwei Pumpstößen pro Achselhöhle (ausreichend für insgesamt ca. 31 Anwendungen beider Achseln) genau definiert. Die Creme soll während der ersten 4 Wochen einmal täglich, vorzugsweise am Abend, aufgetragen werden; ab der 5. Woche kann die Anwendungshäufigkeit auf 2x/Woche reduziert werden. Eine Überdosierung des Präparats ist sehr unwahrscheinlich, wenn die Creme wie durch den Hersteller beschrieben angewandt wird.

Axhidrox® ist nicht für eine topische Behandlung der Handflächen, Füße, im Gesicht oder an anderen Körperstellen mit vermehrtem Schwitzen zugelassen. Zudem sollte der Kontakt zu Augen, Nase und Mund vermieden werden, da dies beispielsweise zu verschwommenem Sehen oder verminderter Produktion von Speichel und Nasensekret führen kann. Sollte der Kontakt versehentlich geschehen, wird ein rasches Abwaschen mit klarem Wasser empfohlen. Axhidrox® darf nicht bei Personen unter 18 Jahren verschrieben werden; hinsichtlich Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine Daten vor [10].

Literatur

  1. Brackenrich J, Fagg C. Hyperhidrosis. [Updated 2022 Oct 3]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023. , letzter Aufruf 22. September 2023.
  2. Deutsches Hyperhidrosezentrum: Axhidrox® – das erste Medikament gegen Hyperhidrose. www.dhhz.de/axhidrox/, letzter Aufruf 22. September 2023.
  3. Dirschka T, Hartwig R, Oster-Schmidt C: Klinikleitfaden Dermatologie. München. Elsevier 2011: 688–689.
  4. Dr. August Wolff GmbH: Fachinformation Axhidros 2,2mmg/Hob Creme: www.drwolffgroup.com/wp-content/uploads/2022/07/Axhidrox-2.2-mgHub-Creme_Fachinformation_2022_06.pdf, letzter Aufruf 22. September 2023.
  5. Fachinformation Sormodren®. , letzter Aufruf 22. September 2023
  6. Heilpflanzenwohl GmbH: Sweatosan. www.sweatosan.de, letzter Aufruf 28. September 2023.
  7. Hölzle, E, Bechara, F: Pathophysiologie, Klinik und Diagnose der Hyperhidrose. Hautarzt 2012; 63: 448–451.
  8. OGDC: Hyperhidrose. www.oegdc.at/pat_hyperhidrose.html, letzter Aufruf 22. September 2023.
  9. Rzany B, et al: S1-Leitlinie Definition und Therapie der primären Hyperhidrose. , letzer Aufruf 22. September 2023.
  10. Schlereth T, Dieterich M, Birklein F: Hyperhidrosis - causes and treatment of enhanced sweating. Dtsch Arztebl Int. 2009; 106(3): 32–37.

Für die Verfasser

Stabsarzt Dr. Evelyn Bataiosu-Zimmer

Bundeswehrkrankenhaus Ulm

Klinik III - Dermatologie, Venerologie, Allergologie

E-Mail: evelynbataiosuzimmer@bundeswehr.org

 

 

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