Neues zu Therapieoptionen bei Neurodermitis
Recent Developments in Treatment Options for Atopic Dermatitis
Isabel Richtera, Rüdiger Eminga
a Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik III – Dermatologie, Venerologie, Allergologie
Zusammenfassung
Hintergrund: Die atopische Dermatitis ist eine der häufigsten Dermatosen. Sie verursacht eine zum Teil starke Einschränkung der Lebensqualität Betroffener und erhebliche sozioökonomische Kosten. Auch militärmedizinisch ist die Relevanz der Erkrankung hoch, da Soldaten vermehrt Triggerfaktoren der atopischen Dermatitis ausgesetzt sind. In dieser Arbeit sollen neue Fortschritte und Entwicklungen in der Therapie der Neurodermitis dargestellt werden.
Methoden: Diese Arbeit bezieht sich auf die 2023 veröffentlichte S3-Leitlinie „Atopische Dermatitis“ (AWMF-Registernr. 013–027). Zusätzlich wurde eine Suche nach klinischen Studien aus den Jahren 2022 und 2023 in der medizinischen Datenbank PubMed mit den Suchbegriffen „atopic dermatitis“ und „treatment“ durchgeführt.
Ergebnisse: 13 Arbeiten wurden in die Übersichtsarbeit eingeschlossen. Alle Arbeiten zeigten eine signifikante Überlegenheit der untersuchten Wirkstoffe gegenüber Placebo.
Schlussfolgerungen: In den letzten Jahren konnten wesentliche Fortschritte in der topischen und der systemischen Therapie der mittelschweren bis schweren Neurodermitis erzielt werden. Zielgerichtete monoklonale Antikörper gegen Mediatoren der Typ-2 Immunität und Small Molecules, die zur Inhibition von intrazellulären Kinasen führen, erweitern das therapeutische Spektrum zur Therapie der Neurodermitis in erheblichem Maße.
Schlüsselwörter: Atopische Dermatitis, Topische Therapie, Systemische Therapie, Biologika, monoklonale Antikörper, small molecules, JAK-Inhibitoren, Stufentherapie
Summary
Background: Atopic dermatitis is one of the most common dermatoses, causing a significant reduction in the quality of life of the patients, as well as substantial socio-economic costs. The relevance of this condition is also high in military medicine, as soldiers are often exposed to triggering factors for atopic dermatitis. This report aims to present new developments and achievements in treating atopic dermatitis.
Methods: This study is based on the 2023 published S3 guideline “Atopic Dermatitis” (AWMF registry number 013–027). Additionally, a search for clinical studies from 2022 and 2023 was conducted in the medical database PubMed using the search terms “atopic dermatitis” and “treatment.”
Results: 13 studies were included in the review. All studies demonstrated a significant superiority of the investigated compounds compared with placebo.
Conclusions: Significant advances have been made in treating moderate to severe atopic dermatitis in recent years. Monoclonal antibodies targeting mediators of the type-2 immunity and small molecules that inhibit intracellular kinases broaden substantially the spectrum of therapies in atopic dermatitis.
Keywords: atopic dermatitis; topical treatment; systemic treatment; biologics; monoclonal antibodies; small molecules; JAK inhibitors; stepwise therapy
Hintergrund
Die atopische Dermatitis ist mit einer Prävalenz von 7 % bei Kindern [14] und 2,2 % bei Erwachsenen [2] in Deutschland eine der häufigsten Dermatosen. Betroffene sind in ihrer Lebensqualität oft stark eingeschränkt, was sich durch die Erfassung des Dermatology Life Quality Index (DLQI) abbilden lässt. In einer multizentrischen Studie, in der Patienten aus 28 Ländern eingeschlossen wurden, wurde ein mittlerer DLQI von 10,8 (Skala von 0–30 Punkte) gemessen, obwohl 98 % der Patienten eine Therapie erhielten und 56 % sogar mit einer systemischen Therapie eingestellt waren [6]. Dieser Wert entspricht einem mäßigen bis starken Einfluss der Hauterkrankung auf die Lebensqualität der Patienten.
Mit der atopischen Dermatitis assoziierte Komorbiditäten sind zum einen weitere Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis, wie Asthma bronchiale und allergische Rhinokonjunktivitis, zum anderen auch psychische Erkrankungen, wie Depressionen und Angststörungen [21]. Zusätzlich zu der Belastung für die Patientinnen und Patienten werden durch die atopische Dermatitis auch erhebliche Kosten verursacht. In Deutschland belaufen sich die durchschnittlichen Gesamtkosten pro Patient und Jahr auf 3 616,- € [10].
Therapieoptionen
Die Einteilung der Erkrankungsschwere erfolgt in 3 Stufen von trockener Haut über leichte bis moderate Ekzeme bis hin zu moderaten bis schweren Ekzemen. Entsprechend der Erkrankungsschwere erfolgt die Auswahl einer geeigneten Therapie.
Bei trockener Haut kommen zunächst topische Basistherapien zum Einsatz. Ebenso sollten Triggerfaktoren wie feuchte Umgebung oder starke Umwelteinflüsse (Schmutz, reizende Externa), alkalische Seifen, Tabakrauch und Allergene gemieden werden. Bei leichten bis moderaten Ekzemen wird die Therapie zusätzlich um topische Glukokortikosteroide oder topische Calcineurininhibitoren ergänzt.
Sollten moderate bis schwere Ekzeme auftreten, können außerdem Systemtherapien in Betracht gezogen werden. Die Indikation zum Beginn einer Systemtherapie kann anhand hoher Werte in krankheitsspezifischen Aktivitätsparametern (scores) für die atopische Dematitis, beispielweise Eczema Area and Severity Index (EASI) und SCORing Atopic Dermatitis(SCORAD), gestellt werden. Weitere Faktoren für die Einleitung einer Systemtherapie sind das fehlende Ansprechen auf eine adäquate topische Therapie sowie eine eingeschränkte Teilhabe an alltäglichen bzw. beruflichen Aktivitäten.
Wehrmedizinische Relevanz
Insbesondere im militärischen Kontext lassen sich Triggerfaktoren wie schmutzige oder feuchte Umgebung, okklusives Milieu, das Tragen von Schutzkleidung, Belastungssituationen und Stress in manchen Situationen nicht vermeiden, wodurch der Bedarf an effektiven Therapien zur Behandlung der atopischen Dermatitis sehr hoch ist.
Neue Entwicklungen in der topischen Therapie
Basistherapie
Bei der topischen Therapie der Neurodermitis steht zunächst die konsequente Basistherapie im Vordergrund. Hierfür sollten regelmäßig rückfettende oder feuchtigkeitsspendende Externa ohne Wirkstoffe, Duftstoffe und Konservierungsstoffe verwendet werden, um die Entwicklung einer möglichen Kontaktsensibilisierung zu vermeiden. Man unterscheidet hierbei zwischen Emollienzien und Emollienzien plus, die zusätzlich nicht als Arzneimittel zu wertende Wirkstoffe (u. a. Saponine, Flavonoide und Riboflavin aus proteinfreiem Haferextrakt, oder Bakterienlysate aus Aquaphilus dolomiae oder Vitreoscilla filiformis) enthalten.
Glucokortikoide und Calcineurininhibitoren
Sollte eine Basistherapie zur Kontrolle der Ekzeme nicht ausreichend sein, kommen topische Glukokortikoide – sowohl intermittierend im akuten Schub (b.B. Wirkstoffklasse III-IV), als auch im Intervall als proaktive Therapie (Wirkstoffklasse I-II) – zum Einsatz. Ebenso werden topische Calcineurininhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus) insbesondere im Gesicht, den Intertrigines und genital verwendet, die nicht die für Glukokortikoide typischen Nebenwirkungen einer längerfristigen Anwendung, z. B. Hautatrophie und Ausbildung von Teleangiektasien, verursachen. Während der Anwendung von topischen Calcineurininhibitoren ist konsequenter UV-Schutz indiziert, und eine unmittelbare Kombination mit UV-Therapie sollte nicht erfolgen, obwohl eine erhöhte Photokarzinogenität durch die Anwendung von topischen Calcineurininhibitoren bisher in Studien nicht bestätigt werden konnte. Die Verwendung der beiden Substanzen in Schwangerschaft und Stillzeit stellt einen off-label use dar, über den die Patientinnen informiert werden.
Januskinase-Inhibititoren
Ein neuer Ansatzpunkt in der topischen Therapie ist der Einsatz von antientzündlich und immunmodulierend wirkenden Januskinase (JAK)-Inhibitoren. Ruxolitinib, ein JAK1/2-Inhibitor, ist durch die FDA bereits seit September 2021 zur Therapie der atopischen Dermatitis bei nicht immunsupprimierten Patienten ab 12 Jahren zugelassen. In einer anderen Indikation ist topisches Ruxolitinib seit April 2023 durch die EMA zur Behandlung von nichtsegmentaler Vitiligo mit Beteiligung des Gesichts bei Erwachsenen und Jugendlichen im Alter ab 12 Jahren zugelassen. In zwei randomisierten kontrollierten Studien zur atopischen Dermatitis, zeigte die topische Anwendung von Ruxolitinib zweimal täglich für acht Wochen mit anschließender bedarfsweiser Applikation für 44 Wochen, eine effektive Besserung des Hautbefundes. Außerdem konnte eine geringe Plasmaverfügbarkeit von Ruxolitinib gezeigt werden, weshalb davon auszugehen ist, dass es nicht zu einer systemischen JAK-Inhibition kommt [12]. Der panJAK-Inhibitor Delgocitinib ist in Japan für Kinder ab 2 Jahren zur Therapie der atopischen Dermatitis zugelassen und befindet sich derzeit in einer Phase III-Studie zur Zulassung für das chronische Handekzem. In einer japanischen Phase III-Studie wurde Delgocitinib außerdem bereits erfolgreich bei Kleinkindern ab sechs Monaten zur Therapie der Neurodermitis angewendet [11]. Mit Brepocitinib befindet sich ein weiterer JAK-Inhibitor in Phase IIb der Entwicklung zur Behandlung der atopischen Dermatitis [9].
Weitere Immunmodulatoren
Der Aryl-Hydrocarbon-Rezeptoragonist Tapinarof bzw. Benvitimod ist zur Therapie der Plaque-Psoriasis, einer weiteren chronisch entzündlichen Dermatose, seit Mai 2022 durch die FDA zugelassen. In einer multizentrischen Phase II-Studie zeigte sich Benvitimod-Creme bei zweimal täglicher Applikation für sechs Wochen hinsichtlich Reduktion des Pruritus und der Hautveränderungen bei atopischer Dermatitis ebenfalls effektiv wirksam [4].
Transient Receptor Potential Vanilloid 1 (TRPV1) ist ein unselektiver Kationenkanal, der in Keratinozyten, Mastzellen und sensorischen Nervenzellen in der Haut exprimiert wird. Er ist bei der atopischen Dermatitis in läsionaler Haut überexprimiert und in der Pathogenese von Entzündung und Pruritus involviert. Der TRPV1-Antagonist Asivatrep zeigt in einer Phase III-Studie ebenfalls vielversprechende Ergebnisse [13].
Ein weiterer Ansatzpunkt in der topischen Therapie der Neurodermitis ist die Inhibition der Phosphodiesterase 4 (PDE4). Der PDE4-Inhibitor Crisaborol war seit 2020 durch die EMA zur Therapie der gering bis moderat ausgeprägten Neurodermitis zugelassen, wird jedoch durch den Hersteller in Europa nicht mehr vertrieben. Mit Roflumilast und Difamilast befinden sich zwei weitere topische PDE4-Inhibitoren in Phase II- und III-Studien zur Evaluation der Wirksamkeit bei der atopischen Dermatitis [7][17].
Neue Entwicklungen in der systemischen Therapie
Immunsuppressiva
Lange Zeit war Ciclosporin das einzige zugelassene nichtsteroidale Immunsuppressivum zur systemischen Langzeittherapie der schweren therapierefraktären atopischen Dermatitis. Die längerfristige Anwendung ist allerdings relativ nebenwirkungsreich. Zum einen besteht das Risiko der dosisabhängigen Nephrotoxizität, die nur in der initialen Behandlungsphase reversibel ist, zum anderen besteht ein erhöhtes karzinogenes Risiko, insbesondere für die Entstehung von kutanen Plattenepithelkarzinomen unter UV-Einwirkung, die aufgrund der therapeutisch eingesetzten UV-Therapie bei Patienten mit atopischem Ekzem erhöht sein kann. In der Anwendung sind regelmäßige Kontrollen von Blutbild, Leber- und Nierenwerten sowie des Blutdrucks notwendig. Da Ciclosporin über Cytochrom P450 3A4 abgebaut wird, können pharmakokinetische Interaktionen ein zusätzliches Problem bedeuten. Im off-label use wurden andere systemische Immunsuppressiva wie Azathioprin, Methotrexat und Mycophenolat-Mofetil angewendet, die ebenfalls regelmäßige Screening- und Monitoring-Untersuchungen erfordern und ein höheres Risiko für unerwünschte Wirkungen bergen. Im akuten Schub kommt die Anwendung systemischer Glukokortikoide kurzfristig in Frage. Diese stellen allerdings keine Option zu Dauertherapie dar.
Humane monoklonale Antikörper
Mit der Zulassung von Dupilumab, einem vollständig humanen monoklonalen Antikörper, der an die alpha-Untereinheit des Interleukin(IL)-4 Rezeptors bindet, wodurch die IL-4/IL-13 Signalwege gehemmt werden, stand im Jahr 2017 das erste Biologikum zur Therapie der atopischen Dermatitis bei Erwachsenen zur Verfügung. Mittlerweile wurde die Zulassung auf Kinder ab 6 Monaten erweitert. Weitere Anwendungsgebiete von Dupilumab sind die Prurigo nodularis, mittelschweres bis schweres Asthma, eosinophile Ösophagitis und Rhinosinusitis mit Polyposis, weshalb Patienten, die ebenfalls eine der genannten durch T-Helfer-2 (Th2) vermittelten Krankheiten aufweisen, von einer Therapie mit Dupilumab besonders profitieren können.
Dupilumab ist insgesamt sehr gut verträglich, lediglich Konjunktivitiden werden unter der Therapie häufig beobachtet. Diese sind in aller Regel mit Tränenersatzmitteln und antientzündlicher Lokaltherapie gut kontrollierbar. Vereinzelt treten Fälle von peripherer Eosinophilie sowie durch Interleukin 17-vermittelten Erkrankungen wie Psoriasis, rheumatoider Arthritis und M. Crohn unter der Therapie auf. Routinemäßige Laboruntersuchungen sind unter Therapie mit Dupilumab nicht notwendig, woraus sich neben den milden Nebenwirkungen ein weiterer Vorteil gegenüber den älteren immunsuppressiven Systemtherapeutika ergibt.
Neben Dupilumab sind als Erstlinientherapie der mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis inzwischen der Interleukin 13-Inhibitor Tralokinumab sowie die JAK-Inhibitoren Abrocitinib, Baricitinib und Upadacitinib zugelassen. Tralokinumab erhielt die EMA-Zulassung für Kinder ab 12 Jahren und für Erwachsene im Sommer 2021. In zwei multizentrischen randomisierten kontrollierten Studien war Tralokinumab den Placebogruppen signifikant überlegen [20]. Direkte Vergleiche mit Dupilumab liegen nicht vor, jedoch konnte in einer Metaanalyse von insgesamt 60 klinischen Studien, eine etwas schwächere Wirkung von Tralokinumab im Vergleich zu Dupilumab hinsichtlich der Reduktion des EASI-Scores gezeigt werden [5]. Unter Therapie mit Tralokinumab sind nach derzeitigem Kenntnisstand keine laborchemischen oder apparativen Untersuchungen notwendig. Die Verabreichung erfolgt in einer Startdosis von 600 mg s.c., gefolgt von 300 mg s.c. alle zwei Wochen. Der Interleukin 13-Inhibitor Lebrikizumab ist derzeit noch nicht zugelassen. In zwei Phase III-Studien konnte die Überlegenheit gegenüber Placebo gezeigt werden [18]. Als relevante Nebenwirkung wird bei beiden monoklonalen Antikörpern ebenfalls das Auftreten einer Konjunktivitis beschrieben.
JAK-Inhibitoren
Die JAK-Inhibitoren Baricitinib und Abrocitinib sind zur Therapie Erwachsener zugelassen, Upadacitinib außerdem zur Therapie von Kindern ab 12 Jahren. Im Gegensatz zu Dupilumab und den Interleukin 13-Inhibitoren, werden die JAK-Inhibitoren oral statt subkutan verabreicht und haben sich als sehr schnell wirksame Medikamente hinsichtlich der Linderung des Pruritus erwiesen. Über die Inhibition des JAK-STAT-Signalwegs vermindern die JAK-Inhibitoren die Bildung proinflammatorischer Zytokine und verbessern so die Funktion der Hautbarriere, unter anderem durch Heraufregulation von Filaggrin [1]. Andererseits wird während der Therapie mit JAK-Inhibitoren eine erhöhte Inzidenz von Herpes simplex und Herpes zoster beobachtet [16]. Da bei Patienten mit rheumatoider Arthritis unter Therapie mit Tofacitinib eine erhöhte Inzidenz von malignen Erkrankungen, schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen (MACE), schwerwiegenden Infektionen, venösen Thromboembolien (VTE) und Mortalität im Vergleich zu Patienten unter Therapie mit TNF-alpha-Inhibitoren beobachtet wurde, wird die Therapie mit JAK-Inhibitoren gemäß eines Rote-Hand-Briefs vom 17. März 2023 für bestimmte Patientengruppen nur empfohlen, wenn andere Therapieoptionen zur Behandlung der atopischen Dermatitis nicht zur Verfügung stehen. Hierbei handelt es sich um Patienten ab 65 Jahren, Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko oder Risiko für Lungen- oder Venenembolien, Raucher und Patienten mit erhöhtem Krebsrisiko [15]. Vor Therapiebeginn sollten akute Infektionen, Schwangerschaft sowie eine latente Hepatitis oder Tuberkulose ausgeschlossen werden. Zudem sollte eine Prüfung und ggf. eine Auffrischung des Impfstatus sowie eine laborchemische Kontrolle von BSG, CRP, Blutbild, GOT, GPT, Kreatinin und Lipidstatus erfolgen. Unter der Therapie sind regelmäßige Hautuntersuchungen indiziert, ebenso klinische Untersuchungen auf Infektionen sowie laborchemische Kontrollen in den ersten drei Monaten alle vier Wochen und anschließend alle acht bis zwölf Wochen. JAK-Inhibitoren sind kontraindiziert bei Lymphopenie < 500/µl, Neutropenie < 1000/µl und Anämie < 8 g/dl. Unter der Therapie wird gelegentlich ein Anstieg der Kreatinphosphokinase beobachtet, jedoch keine Rhabdomyolyse. Upadacitinib ist außer für die atopische Dermatitis auch zugelassen für die Therapie der rheumatoiden Arthritis, Psoriasis-Arthritis, ankylosierenden Spondylitis, axialen Spondylarthritis und Colitis ulcerosa, Baricitinib findet zusätzlich Anwendung bei rheumatoider Arthritis und der Alopezia areata.
Weitere Biologika
Zusätzlich sind derzeit einige weitere Biologika zur Behandlung der atopischen Dermatitis in der pharmazeutischen Entwicklung. In Phase IIa der klinischen Entwicklung befinden sich derzeit Amlitelimab, ein Antikörper, der gegen OX40Ligand gerichtet ist [19] sowie Spesolimab, ein Interleukin 36-Rezeptor-Antikörper [3], der zur Behandlung von Schüben bei erwachsenen Patienten mit generalisierter pustulöser Psoriasis (GPP) als Monotherapie zugelassen, allerdings in Deutschland nicht verfügbar ist. Der Interleukin 31-Rezeptor-Antikörper Nemolizumab wurde primär zur Linderung von durch atopische Dermatitis bedingtem Juckreiz entwickelt. In zwei Phase III-Studien konnte neben der Reduktion des Pruritus auch eine Verbesserung des Hautzustands bei gleichzeitig gutem Sicherheitsprofil festgestellt werden [8].
Fazit
Zusammenfassend wurden in der Therapie der atopischen Dermatitis in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte gemacht. Mit der Zulassung von Tralokinumab und den JAK-Inhibitoren stehen nun neben Dupilumab weitere potente Biologika zur Verfügung. In der pharmazeutischen Entwicklung befinden sich außerdem weitere Biologika. Diese sind unter anderem gegen die Interleukin 31- und Interleukin 36-Rezeptoren sowie gegen OX40-Liganden gerichtet. Auch zur antientzündlichen Lokaltherapie gibt es vielversprechende Entwicklungen und Medikamente, die in anderen Ländern zum Teil bereits zugelassen sind.
Literatur
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Manuskriptdaten
Zitierweise
Richter I, Eming R: Neues zu Therapieoptionen bei Neurodermitis. WMM 2023; 67(12): 501-504.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4.235
Für die Verfasser
Stabsarzt Dr. med. Isabel Richter
Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
Klinik III – Dermatologie, Venerologie Allergologie
Rübenacher Str. 170, 56072 Koblenz
E-Mail: isabelrichter@bundeswehr.org
Manuscript Data
Citation
Richter I, Eming R: [Recent developments in treatment options for atopic dermatitis]. WMM 2023; 67(12): 501-504.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4.235
For the Authors
Captain (MC) Isabel Richter, MD
Bundeswehr Central Hospital Koblenz
Department III – Dermatology, Venerology, Allergology
Rübenacher Str. 170, D-56072 Koblenz
E-Mail: isabelrichter@bundeswehr.org
54. Jahreskongress der DGWMP e. V. vom 19. bis 21. Oktober 2023 in Ulm
Über viele Monate hatten die Kongresspräsidentin Oberstabsarzt Dr. Sonja Förster und Oberfeldarzt Dr. Guido Mühlmeister, wissenschaftlicher Leiter des Kongresses, auf den 19. Oktober 2023 hingearbeitet. Es hatte sich gelohnt. Unter dem Motto „Aktiv. Attraktiv. Anders. – Wo steht der Sanitätsdienst?“ war der 54. Jahreskongress der DGWMP e. V. vom 19. bis 21. Oktober in der Messehalle Ulm in jeder Hinsicht ein voller Erfolg – wissenschaftlich, organisatorisch und gesellschaftlich. Mehr als 400 Teilnehmende und 70 Ausstellende der begleitenden Industrieausstellung konnten bleibende Eindrücke aus Ulm mit nach Hause nehmen.
Feierliche Kongresseröffnung
Die Eröffnungsfeier des 54. Jahreskongresses der DGWMP e. V. begann am Mittag des 19. Oktober mit einem musikalischen Beitrag des Heeresmusikkorps Ulm. Mit den Klängen von Michael Jacksons „Heal the world“ – ein Titel, der in der aktuellen politischen Weltlage wohl kaum hätte besser passen können – wurde die Veranstaltung eingeleitet. Oberstabsarzt Dr. Sonja Förster, Bundeswehrkrankenhaus Ulm, begrüßte als Tagungspräsidentin die Gäste. Hierbei richtete sie ihr Wort nicht nur an die unzähligen Generalärzte und Politiker im Raum, sondern auch besonders an den Festredner des Tages, Dr. Hans-Peter Barthels. Nach einem Ausblick auf das Programm der kommenden zwei Tage folgten Grußworte aus Politik, Wissenschaft und der Bundeswehr.
Oberfeldarzt Dr. Mühlmeier (links) und Oberstabsarzt Dr. Förster (rechts) hatten monatelang den Kongress vorbereitet und freuten sich darüber, die Teilnehmenden begrüßen zu können
Grußworte
Der Schirmherr des diesjährigen Kongresses und Minister für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württembergs, Manfred Lucha, appellierte an die Zuhörenden, dass wir uns in der aktuellen „nicht friedlichen Welt“ darauf besinnen müssten, „auf welchen Werten wir basiert sind“ und dass wir für diese „wenn nicht anders möglich auch mit militärischen Mitteln“ einstehen müssten. Er schloss sein Grußwort mit einem Dank an alle Kameradinnen und Kameraden der Bundeswehr, welche in der Pandemie unverzichtbare Leistungen erbracht hätten. Er sah deutliche Parallelen zum zivilen Gesundheitswesen beim Problem der Personalgewinnung und stellte die Frage „Wie können wir gemeinsam stark werden?“.
Oberbürgermeister Gunter Czisch sprach im Folgenden ebenso seinen Dank gegenüber den „Staatsbürgern in Uniform“ aus und betonte, dass er in der heutigen Zeit die Aufgabe des Sanitätsdienstes der Bundeswehr insbesondere in der Wehrmedizin sehen würde.
Landrat Heiner Scheffold eröffnete sein Grußwort mit dem Statement: „Gesundheit ist das wertvollste Gut“. Auch er drückte der Bundeswehr in der Region Ulm, hierbei insbesondere dem Sanitätsdienst, seinen Dank für die zivil-militärische Zusammenarbeit aus. Die pandemische Lage habe die beiden Parteien „regelrecht zusammengeschweißt“. Die Patenschaft des Alb-Donau-Kreises über das Sanitätsregiment 3 in Dornstadt sei ein deutliches Zeichen der engen Verbundenheit mit der Bundeswehr.
„Bundeswehr kennen und können“
Die Präsidentin der Universität der Bundeswehr München (UniBw München), Prof. Dr. Dr. Eva-Maria Kern, reflektierte in ihrem Grußwort besonders das Motto des Kongresses und gab Einblicke in die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Sanitätsdienst und der Uni Bw München, welche „interessengetrieben“ und „auf Augenhöhe“ stattfände. „Wir kennen Bundeswehr und wir können Bundeswehr!“ – Dies sei ein Garant für praxisorientierte, gemeinsame Forschung mit dem Sanitätsdienst.
Generalarzt Dr. Backus, Kommandeur und Ärztlicher Direktor des Bundeswehrkrankenhauses Ulm, überbrachte die Grüße von Generalleutnant Sollfrank, Befehlshaber des Joint Support Enabling Command in Ulm. Er nannte „Frieden, Krise, Krieg“ einen „Dreiklang, den wir so schnell nicht verlassen werden“ und unterstrich damit die Grußworte seiner Vorredner in Bezug auf die weltpolitische Lage, in welcher der Sanitätsdienst seinen neuen Platz finden müsse.
Verleihung der Ehrenmedaillen der DGWMP e. V.
Das letzte Grußwort vor der Festrede richtete der Präsident der DGWMP e. V.e.V., Generalstabsarzt a. D. Dr. Stephan Schoeps, an das Auditorium. Er forderte vor allem die jungen Sanitätsoffiziere auf, das Gespräch mit Erfahreneren zu suchen, um von diesen zu lernen. Passend dazu verlieh er anschließend die Ehrenmedaille der DGWMP e. V. an Fahnenjunker (SanOA) Laura Michaelis, Leutnant Tina Sidow sowie Fahnenjunker Matthias René Grube. Alle drei zeichneten sich durch die besten Lehrgangsnoten ihrer Lehrgänge (Sanitätsdienst, militärischer Fachdienst, Truppendienst) und besondere charakterliche Eignung aus.
Die Träger der Ehrenmedaille 2023 mit dem Präsidenten der DWGMP e. V. (von links): Leutnant Sidow, Generalstabsarzt a. D. Dr. Schoeps, Fahnenjunker Grube, Fahnenjunker (SanOA) Michaelis
Festrede: Deutschland in der Zeitenwende
Nachdem die letzten Takte von „Don’t stop me now“ von Queen gespielt waren, kündigte Oberfeldarzt Dr. Mühlmeier den Festredner der Eröffnungsfeier an. Der frühere Wehrbeauftragte und heutige Präsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, Dr. Hans-Peter Bartels, begann seine Rede mit den Worten, dass Deutschland im Westen stehe und dies auch immer getan habe. Es sei nicht äquidistant zwischen den Konfliktparteien Russland und Ukraine oder der Hamas und Israel, sondern solidarisiere sich als Land ganz klar mit der Ukraine und auch mit Israel. Der immensen Rolle als viertstärkste Wirtschaftsmacht in der Welt und einer der bedeutendsten Demokratien müsse sich Deutschland bewusst sein und die Erwartungen, die damit einhergehen würden, erfüllen. Alle müssten sich darüber im Klaren sein, dass der Daseinszweck der Bundeswehr nicht mehr der Auslandseinsatz sei, sondern die Landes- und Bündnisverteidigung. In der Bundeswehr bedürfe es aus seiner Sicht deshalb dringend einer Strukturreform. Er wies nachdrücklich auf die Einhaltung der 2 %-Quote im laufenden Wehretat hin, die unabhängig vom Sondervermögen erforderlich sei. „Auch Nachhaltigkeit muss bewaffnet sein!“ und „Eine Vorbereitung auf den Worst Case ist erforderlich.“, so die zentrale Aussage seines Vortrags.
Mit der Nationalhymne endete die feierliche Kongresseröffnung.
Die Festrede hielt der ehemalige Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Bartels.
Wissenschaftliches Programm
Nach dem Mittag begann das wissenschaftliche Programm mit 4 Plenarsitzungen, mehreren Wettbewerben und einer Vielzahl von Workshops und Arbeitskreissitzungen. Das Spektrum reichte von Diskussionen zur Konzeptentwicklung, Personalgewinnung und -management, den Medizinschen A-Schutz bis hin zur Entwicklung neuester diagnostischer und therapeutischer Verfahren. Wiederholt wurde deutlich, dass sich auch die Wehrmedizin in Richtung auf eine individualisierte Medizin hin entwickeln wird und dass DNS-/RNA-Diagnostik und Immuntherapie die Richtung zukünftiger Tumortherapien bestimmen werden.
Die begleitende Industrieausstellung bot Gelegenheit zum fachlichen Austausch.
Über Wege zu Personalerhalt und -gewinnung wurde in einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion am ersten Kongresstag debattiert.
Digitalisierung – hier dargestellt am Beispiel der Unterstützung der Rettungskette – nimmt eine Schlüsselposition in der aktuellen und zukünftigen medizinischen Versorgung auf allen Ebenen ein.
Wettbewerbe
Ein Highlight des zweiten Kongresstages war der Wettbewerb des akademischen Nachwuchses im Sanitätsdienst um den Heinz-Gerngroß-Förderpreis. Hierüber wird in der Januarausgabe 2024 der Wehrmedizinischen Monatsschrift berichtet werden.
Auch die Posterausstellung war erneut hochkarätig beschickt. Ein neues Format waren die mit einem Kurzvortrag verbundenen Posterpräsentationen, die von den Anwesenden als besonders spannend und gelungen angesehen wurde. Die Preise für beide Wettbewerbe wurden anlässlich des Gesellschaftsabends vergeben. Die Platzierungen lauten:
Posterausstellung
Oberfeldarzt Dr. Hanno Witte, Ulm
Oberregierungsrat Thomas Seeger, München
Stabsarzt Alina Stadermann, Ulm
Poster und Kurzvortrag
Prof. Dr. Harald John, München
Oberfeldarzt Dr. Claus Richter, Ulm
Oberfeldarzt Dr. Daniel Gagiannis, Ulm
Kurzberichte aus den Arbeitskreisen und Workshops sowie Kurzfassungen einzelner Vorträge und Poster werden zu einem späteren Zeitpunkt in der Wehrmedizinischen Monatsschrift veröffentlicht.
Gesellschaftsabend
Traditionell kamen die Teilnehmenden am Abend des zweiten Kongresstages zu einem Gesellschaftsabend zusammen. Dieser stand zum einen im Zeichen der Bekanntgabe der Wettbewerbsgewinner und der Preisübergabe. Zum anderen wurden verdiente Mitglieder und Förderer der DGWMP e. V. durch den Präsidenten der Gesellschaft mit der Plakette „Pro Meritis“ ausgezeichnet. Diese konnten
- Generalarzt Dr. Andreas Hölscher
- Oberfeldarzt Dr. Florent Josse
- Flottillenarzt Dr. Klaas Oltmanns
- Oberfeldapotheker Thomas Schuler
- Oberfeldarzt Dr. Heinrich Weßling
entgegennehmen. Außerdem wurden Oberstabsarzt Dr. Felix König mit der Silbernen Ehrennadel und Oberstarzt a. D. Dr. Friedhelm Siebert mit der Plakette des Präsidenten der DGWMP e. V. geehrt.
Die gute Stimmung der Teilnehmenden half dann auch, neben dem Herzen die Geldbörse zu öffnen, als es darum ging, Spenden für die Aktion „Lachen Helfen e. V.“, das Bundeswehrsozialwerk und das Soldatenhilfswerk zu sammeln. So kamen 3200,00 € zusammen, die durch die DGWMP e. V. auf 6000,00 € aufgestockt wurden – gelungener Abschluss eines mehr als gelungenen Kongresstages.
Standortbestimmung des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr
Am Samstag, 21. Oktober 2023, war das Plenum mehr als gut besetzt, galt es doch, sich aus erster Hand über den aktuellen Stand und zukünftige Entwicklungen des Sanitätsdienstes zu informieren. Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner startete seine Standortbestimmung erwartungsgemäß mit einem Blick auf die Situation in Nahost und in der Ukraine. Man könne insbesondere in der Ukraine sehen, dass die bisher im Sanitätsdienst für die Landes- und Bündnisverteidigung ausgeplanten Ressourcen zu knapp kalkuliert seien. Er beklagte, dass Fakten im Kampf um diese Ressourcen in der Bundeswehr nicht immer akzeptiert würden. Es müsse immer wieder deutlich gemacht werden, dass die „Golden Hour“ nichts mit einer „Goldrandlösung“ zu tun habe, sondern aus der Physiologie heraus wissenschaftlich fundiert belegt sei. Damit sei sie nicht verhandelbar.
Der Sanitätsdienst müsse für die Landes- und Bündnisverteidigung viel beweglicher werden. Die Modularen Sanitätseinrichtungen seien vor diesem Hintergrund „out“. Ebenso müssten wir uns auf neue (alte!) Wege im strategischen Verwundetentransport einstellen, wo auch die Eisenbahn wieder eine Rolle spielen werde. Deutschland werde bei einer Verteidigung der Ostflanke der NATO zur Drehscheibe für riesige Personal- und Materialtransporte, was auch potenzielle Angriffsrisiken für unsere Infrastruktur mit sich bringe. Das sei eine gesamtstaatliche Herausforderung für unser Gesundheitswesen; er sehe zur Erfüllung dieser Aufgabe den dringenden Bedarf an einem Gesundheitsvorsorgesicherstellungsgesetz.
Das Zielbild des Sanitätsdienstes 2031, welches zur ministeriellen Billigung vorliegt, sieht kurze Reaktionszeiten und enge Kohäsionen vor, die sowohl im täglichen Dienst am Standort als auch bei Übungen einzuhalten sind. Die Kommandeure auf allen Ebenen müssten hierzu zukünftig für alle Fragen der Gesundheitsversorgung nur einen Ansprechpartner haben. Dieses werde bei der Neuordnung der Sanitätszentren Berücksichtigung finden.
Das Auditorium war bei der Standortbestimmung durch den Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Baumgärtner, fast bis auf den letzten Platz besetzt.
In einer Tour d‘Horizon streifte Dr. Baumgärtner u. a. das Thema Beschaffung, wo sich mit der Möglichkeit der direkten Beauftragung bei der Beschaffung von handelsüblichem Material eine deutliche Beschleunigung ergeben wird. Auch die Personallage entwickle sich positiv, weil der Sanitätsdienst noch attraktiv sei und dieses bleiben müsse. Die Digitalisierung sei wie in vielen anderen Bereichen auch ein Sorgenkind. In Bezug auf die elektronische Patientenakte werde man auf jeden Fall ein „Off the Shelf“-Produkt einsetzen, Eigenentwicklungen seien zeitlich nicht realisierbar.
Der Inspekteur des Sanitätsdienstes betonte abschließend, dass er auch angesichts der immensen Herausforderungen optimistisch sei, die anstehenden Aufgaben mit allen Angehörigen des Sanitätsdienstes gemeinsam zu meistern.
Staffelübergabe und Fazit
Das Schlusswort sprach der Präsident der DGWMP e. V., Generalstabsarzt a. D. Dr. Stephan Schoeps. Er danke dem Ulmer Team und reichte den Staffelstab symbolisch an Oberfeldarzt Dr. Dr. André Müllerschön und Oberstarzt Prof. Dr. Dirk Steinritz weiter. Beide werden den 55. Jahreskongress im Oktober 2024 in Augsburg ausrichten.
Hinter uns liegt der 54. Jahreskongress der DGWMP e. V. und es lässt sich das Fazit ziehen, dass der Kongress mehr als gelungen war. Erfahrene und junge Sanitätsoffiziere kamen zusammen, um sich über wehrmedizinische, militärische und wissenschaftliche Themen auszutauschen und so voneinander zu lernen. Die Bilder und Berichte sprechen für sich.
Die Berichterstatterin hofft, einen kleinen Eindruck von einem rundum gelungenen Kongress vermitteln zu können. Dieser Bericht möge auch dazu anregen, 2024 den Weg in die Fuggerstadt Augsburg zu finden.
Leutnant (SanOA) Ann-Cathrin Hollstein
E-Mail: anncathrin1998@aol.com