IN MEMORIAM
Generalarzt a. D. Prof. Dr. med. Dr. phil. Erhard Grunwald
Am 14. Januar 2023 verstarb der ehemalige Chefarzt des Bundeswehrkrankenhauses Ulm Generalarzt a. D. Prof. Dr. med. Dr. phil. Erhard Grunwald.
In Herford/Weser geboren, legte Prof. Dr. Dr. Grunwald in einem Internat in Baden-Württemberg 1970 das Abitur ab. Von 1970 bis 1972 diente er als Soldat auf Zeit im Gebirgsfernmeldebataillon 8 in Murnau und wurde als Leutnant der Reserve entlassen. Anschließend nahm er als Studienbeihilfeempfänger der Bundeswehr ein Studium der Humanmedizin und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München auf; beide Studiengänge beendete er 1980 mit Promotionen zum Dr. med. und Dr. phil.. Im gleichen Jahr trat er als Stabsarzt erneut in die Bundeswehr ein und wurde nach einer Tätigkeit als Assistenzarzt im Bundeswehrkrankenhaus München als Truppenarzt beim Wehrbereichskommando VI und Hörsaalleiter an der Sanitätsakademie eingesetzt.
Von 1985 bis 1988 führte Prof. Dr. Dr. Grunwald als Kommandeur das Sanitätslehrbataillon 851. Mit der Verwendung als Kommandeur war auch die Beförderung zum Oberfeldarzt verbunden. Neben seiner militärischen Tätigkeit arbeitete er aber auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin in München, habilitierte sich 1985 unter Prof. Dr.med. Dr. h.c. mult. Heinz Goerke im Fach Medizingeschichte und wurde im gleichen Jahr zum Privatdozenten ernannt. 1993 erhielt er die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. Nach seiner Verwendung im Sanitätslehrbataillon war er nochmals kurze Zeit klinisch tätig, um dann im Rahmen der Wiedervereinigung 6 Monate lang als Chefarzt eines NVA-Lazaretts in Cottbus eingesetzt zu werden; anschließend war Prof. Dr. Dr. Grunwald stellvertretender Regimentskommandeur SanRgt 76 sowie danach Kommandeur der Reservelazarettgruppe MobAusb 7604 in Feldkirchen. 1995 wurde er 1. Korpsarzt des neu aufgestellten Eurokorps unter der Führung von Generalleutnant Willmann; mit dieser Wunschverwendung war die Beförderung zum Oberstarzt verbunden. Es schloss sich 1997 eine vierjährige Verwendung als Kommandeur KRK-Lazarett und stellvertretender Chefarzt im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz an. In dieser Zeit absolvierte er drei Auslandseinsätze und war u. a. als stellvertretender Divisionsarzt der Multinationalen Division Süd-Ost in Mostar sowie mehrmals als Kommandeur Sanitätseinsatzverband SFOR, aber auch als Stellvertretender Kommandeur Deutsches Heereskontingent SFOR eingesetzt. 2001 wurde Prof. Dr. Dr. Grunwald zum Beauftragten des Befehlshabers Sanitätsführungskommando für das Gesundheitswesen ernannt. Der Zuständigkeitsbereich dieser neu aufgestellten Abteilung umfasste v. a. die zukunftsorientierte Weiterentwicklung des integrierten Gesundheitssystems ZSanDstBw. 2007 wurde Prof. Dr. Dr. Grunwald als stellvertretender Kommandeur und Kommandeur regionale Sanitätseinrichtungen zum Sanitätskommando II nach Diez versetzt.
Zum 01.08.2009 wurde er Chefarzt des Bundeswehrkrankenhauses Ulm. Hier erfolgte auch am 22.12.2009 seine Beförderung zum Generalarzt. Als Chefarzt war es ihm ein besonderes Anliegen, das Ulmer Krankenhaus als Akademisches Krankenhaus der Universität Ulm in seiner fachlichen Kompetenz weiter zu entwickeln, wozu die Gründung einer Akademie für ärztliche Fortbildung unter der Bezeichnung „Scultetus-Forum“ 2010 am Krankenhaus gehörte. Im Mai 2013 erfolgte die Versetzung in den Ruhestand. Die Tätigkeit als Ulmer Chefarzt empfand er als absoluten Höhepunkt seiner militärischen Laufbahn.
Auch nach seiner Pensionierung hielt er engen Kontakt zum Sanitätsdienst der Bundeswehr als Vorsitzender des Förderkreises und der Tumorhilfe am Bundeswehrzentralkrankenhaus und Vorsitzender der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin an der Sanitätsakademie. Zudem war er als Mitglied im Beratungsgremium „Wehrmedizinische Ethik“ beim Inspekteur Sanitätsdienst sowie im Wissenschaftlichen Beirat des Instituts für Präventivmedizin der Bundeswehr wirksam. Auch kam er noch seinen Hochschulverpflichtungen nach.
Die Angehörigen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr werden Herrn Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Grunwald stets in dankbarem und ehrendem Gedenken halten. Wir verlieren einen hochgeschätzten Kameraden, versierten Mediziner und hochgebildeten Gelehrten.
Generalarzt Dr. Jörg Ahrens
Bundeswehrkrankenhaus Ulm
Kommandeur und Ärztlicher Direktor
Ist man hinterher wirklich immer schlauer?
Am 30. Januar 2023 erschien in der weltweit renommierten Cochrane Library eine Metaanalyse über die Effektivität physikalischer Maßnahmen wie Händewaschen oder Tragen von Masken zur Unterbrechung bzw. Verhinderung der Ausbreitung von Atemwegsviren. Die Kernaussage schlug ein wie eine Bombe:
Das Autorenteam Jefferson et al. ist sich nach Auswertung von 78 Studien nicht sicher, ob das Tragen von Masken geeignet ist, die Verbreitung von Atemwegsviren einzudämmen [4]. Nach dem Studium des Volltextes dieser Publikation erlaubt sich der Chefredakteur der WMM einen kurzen kommentierenden Beitrag zu diesem erstaunlichen Ergebnis, das uns alle berührt.
Emotionen helfen nicht weiter
Die Veröffentlichung der Metaanalyse zu dem Zeitpunkt, an dem in Deutschland die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen aufgehoben wird, rüttelt auf und erzeugt in der Presse sowie besonders in den sozialen Medien ein entsprechendes Echo. Die kritische Gegnerschaft macht sich stark und geht mit dem Thema entsprechend emotional um. War die massive Einschränkung unserer persönlichen Freiheit, die wir erleiden mussten, wirklich gerechtfertigt? Nun, wir finden eine klare Antwort in der Wissenschaft und im Bauchgefühl der damaligen Situation. Aber jetzt erst einmal der Reihe nach.
Sorgfalt geht vor Schnelligkeit
In einer eilig abgegeben Stellungnahme räumt Cochrane Deutschland selbst erhebliche Einschränkungen der Aussagekraft der oben genannten Studie ein [3]. Letztlich bleibt für uns als Leserin und Leser festzustellen, dass die gewählte Methodik dieser Cochrane-Analyse nicht geeignet ist, die wissenschaftliche Frage nach der Effektivität von Maskentragen zu beantworten. In der Vergangenheit allerdings belegten bereits verschiedene Untersuchungen den positiven Nutzen von Masken, unter anderem in Lancet im Jahre 2020 [2]. Physikalisch konnte die Gruppe um Eberhard Bodenschatz den Nutzen von Masken experimentell und wissenschaftlich eindeutig nachweisen [1][5].
Was können wir lernen?
Was kann man aus den obigen Darstellungen und den Reaktionsweisen für sich lernen? Das Presseecho über das Maskentragen in den Medien ist, wenn man den Sachverhalt klären will, nur durch das Studium der jeweils „zitierten“ Originalpublikationen und mit einer Bewertung auf der Basis seriöser Quellen aufzuklären. Andernfalls erliegt man der allgemeinen Empörung und kann nicht sachgerecht urteilen. Als die WHO im März 2020 mit dem Aufkommen von SARS-CoV-2 den weltweiten Pandemiefall ausrief, wurden auf dem Boden des damaligen Erkenntnisstandes und eines gewissen Bauchgefühls Abstandhalten, Isolierung und das Tragen von Gesichtsmasken empfohlen. In der Bilanz drei Jahre später urteilt der Autor dieser Zeilen: Es war für die Verantwortungsträger aus rationaler und wissenschaftlicher Sicht damals richtig, so zu entscheiden – auch weil es nichts anderes gab.
Literatur
Prof. Dr. Horst Peter Becker
Generalarzt a. D.
Chefredakteur
Redaktion: Generalarzt a. D. Prof. Dr. med. Horst Peter Becker, MBA, Scharnhorststr. 4b, D-10115 Berlin, Mobil +49 171 215 0901, E-Mail: hpbecker@beta-publishing.com
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