Die Arbeitsgemeinschaft Maritimes des Deutschen SanOA e. V.
Ein Beispiel gelungener Einbindung begeisterter Sanitätsoffizieranwärter*innen
Einleitung
Der Deutsche SanOA e. V. vertritt seit inzwischen über 30 Jahren die Interessen der Sanitätsoffizieranwärterinnen und -anwärter sowie jungen Sanitätsoffizieren aller vier Approbationsrichtungen. Eines der erklärten Ziele des Vereins ist die Aus- und Weiterbildung seiner Mitglieder in wehrmedizinischen Aspekten und die Förderung der Identifikation mit dem Berufsbild des Sanitätsoffiziers – der Blick über den Tellerrand des zivilen Studiums hinaus. Wichtiges Instrument, um dieses Ziel zu verwirklichen, sind die Arbeitsgemeinschaften des Deutschen SanOA e. V..
Hierbei handelt es sich um den Zusammenschluss von Kameradinnen und Kameraden mit einem gemeinsamen Interesse, sich intensiver mit einem bestimmten Bereich des Sanitätsdienstes der Bundeswehr zu beschäftigen. Aktuell gibt es im Deutschen SanOA e. V. fünf solcher AGs. Thematisch reichen diese Gruppen von allgemeiner militärischer Ausbildung in der AG Flecktarn über die AG Wehrpharmazie, die AG Internationale Zusammenarbeit, die AG Luftwaffe bis hin zur AG Maritimes.
Seit 2016 findet die Grundausbildung aller SanOA zentral im Sanitätsdienst statt. Immer wieder stellen wir fest, dass mit der Distanz zu den Uniformträgerbereichen das Bedürfnis nach Identifikation und Information wächst. Bemerkbar macht sich das unter anderem an unseren gut besuchten Veranstaltungen. Diese führen wir sowohl Online in Form einer Vorlesungsreihe als auch in Präsenz in Form der Jahrestagung, den Standortvertreterversammlungen oder thematisch spezifischeren Veranstaltungen wie beispielsweise den Ausbildungswochenenden Marine oder Taktische Verwundetenversorgung durch. Um Ihnen einen Einblick in unsere Arbeit zu geben, dürfen wir im Folgenden die Arbeitsgemeinschaft Maritimes vorstellen.
Die Arbeitsgemeinschaft Maritimes
Die AG Maritimes gibt es schon so lange im Deutschen SanOA e. V., wie es marineinteressierte SanOA gibt, also praktisch seit Gründung des Vereins. Bestreben dieser AG war es stets, Möglichkeiten für interessierte Kameradinnen und Kameraden zu schaffen, einen Einblick in die Marine und den Marinesanitätsdienst zu gewinnen. Das Augenmerk legen wir dabei nicht nur auf spezielle Aspekte des Sanitätsdienstes, sondern auch auf ein allgemeines Verständnis für den Auftrag und die Traditionen der Marine. Über die Wissensvermittlung hinaus möchte die Arbeitsgemeinschaft als Plattform des Austausches dienen. Dabei sind alle SanOA unabhängig von Uniformträgerbereich, Approbationsrichtung und Studienfortschritt willkommen.
Um diese Ziele zu erreichen, führt die AG Maritimes eine Reihe an Projekten durch: Ein bewährtes Format für Aus- und Fortbildung ist ein jährlich stattfindendes Ausbildungswochenende, welches wir in Zusammenarbeit mit dem Marinesanitätsdienst nun schon zum wiederholten Male durchführen konnten. Gerne folgen wir darüber hinaus der Einladung des Admiralarztes der Marine zur jährlichen Arbeitstagung der Marineoffiziere im Sanitätsdienst der Bundeswehr oder nehmen als Verwundetendarstellerinnen und -darsteller an der Übung Schneller Delphin teil. Im Zuge der Online-Vorlesungsreihe des Deutschen SanOA e. V. vermitteln Vortragende aus dem Marinesanitätsdienst regelmäßig maritime Inhalte. Und zu guter Letzt können wir inzwischen mit dem Handbuch Bordfamulatur den Kameradinnen und Kameraden eine Hilfestellung auf dem Weg zu einer Famulatur auf einer seegehenden Einheit bieten.
Das Ausbildungswochenende Marine
In Kiel am Schifffahrtmedizinischen Institut legten wir 2018 nach längerer Pause den Grundstein für ein seither stetig wachsendes Interesse von SanOA an einer zukünftigen Verwendung im Marinesanitätsdienst. Wichtig bei der Durchführung unserer Veranstaltungen ist uns immer zu zeigen, wie vielfältig die Marine und ihr Sanitätsdienst sind. So durften wir in den darauffolgenden Jahren unter Federführung des Marinekommandos in Rostock das Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr der Marine in Neustadt (Holstein) und die Marinetechnikschule in Parow besuchen. Zuletzt öffnete vom 22. – 26. September 2021 die Marineoperationsschule in Bremerhaven (MOS) ihre Kasernentore für uns. Im Zeichen der Fragestellung „Was macht ein Schiff zu einem Kriegsschiff?“ durften wir drei Tage Marine in Theorie und Praxis erfahren und erleben. Hierfür reisten 23 SanOA aus 10 Standorten an. Den ersten Abend starteten wir traditionsgemäß mit einem „Icebreaker“. Begegnen sich junge Offizieranwärter aus Standorten von München im Süden bis Kiel im Norden und von Köln-Wahn im Westen bis Weißenfels im Osten, gibt es einiges auszutauschen. Nicht nur der Dialog untereinander ist hier möglich, auch erste Gespräche mit den Projektoffizieren aus dem Marinekommando oder der Leitung der AG Maritimes bieten eine Gelegenheit für Informationsaustausch in beide Richtungen.
Am nächsten Morgen eröffnete ein Vortrag über das Tätigkeitsfeld des Schiffsarztes das Tagesprogramm, bevor wir im Anschluss in die Schwimmhalle der MOS verlegten. War ursprünglich geplant, dem Hallenausbildungsabschnitt des Überleben See Trainings der Marineflieger lediglich vom Beckenrand aus beizuwohnen, hatte man nicht mit der Wissbegierde der jungen Kameradinnen und Kameraden gerechnet. Um nachvollziehen zu können, was auf unsere zukünftigen Patienten zukommt, wollten wir diesen Ausbildungsabschnitt selbst durchlaufen. Innerhalb kürzester Zeit standen alle Kameradinnen und Kameraden in Fliegerkombi am Beckenrand, sprangen vom Turm ins Wasser, wurden wieder hoch gewinscht, versuchten sich daran, sich in eine gekenterte Rettungsinsel zu retten oder bekamen den Modular Egress Training Simulator (METS) erklärt. Mit leuchtenden Augen wechselten wir nachmittags in den Brückensimulator und in das Ausbildungsgerät U-Jagd und Sonar (AGUS). Dabei erfuhren wir zum einen, welch großer Unterschied zwischen der direkten Steuerung eines KFZ und der durch Strömung beeinflussten Steuerung einer seegehenden Einheit besteht. Und zum anderen, wie viel Konzentration und Fingerspitzengefühl die U-Jagd mit Radar und Sonar erfordert.
Am Morgen des zweiten Tages durften wir den Admiralarzt der Marine, Herrn Admiralarzt Dr. Apel, bei der Morgenmusterung begrüßen. Nach einem Vortrag im Hörsaal des Taktikzentrum der Marine (TZM) über die Entwicklungsgeschichte der Marineoperationsschule wurden wir auch hier wieder selbst tätig. Im Laufe verschiedenster Simulationsverfahren gewannen wir einen Eindruck davon, was unsere operativ zur See fahrenden Kameraden täglich leisten. Erstaunlich für alle SanOA war dabei die Tatsache, dass die komplexe Ausbildung im TZM von allen Dienstgradgruppen bis hin zum Admiral durchlaufen werden muss. So waren sich am Ende des dienstlichen Teils alle einig, wie wichtig solche Ausbildungsabschnitte für das gegenseitige Verständnis zwischen Schiffs- oder Geschwaderarzt und der taktischen Führung einer Einheit sind.
Abgerundet wurde das Ausbildungswochenende durch einen Tag im Zeichen der politischen Bildung. Im Deutschen Auswandererhaus durchlebten wir, wie Menschen unterschiedlichster Schichten zivile Seefahrt vor über hundert Jahren erfahren haben. Die Hafenbusrundfahrt verdeutlichte, wie groß der Warenumschlag über Seewege ist und welche Aufgaben hieraus für den Auftrag der Marine abgeleitet werden können. Und der Besuch im Klimahaus verbildlichte eindrücklich, vor welche Herausforderungen uns der Klimawandel stellt. Abschließend frischten wir unsere Kenntnisse über Stil und Form auf und genossen ein festliches Abendessen in der Offiziermesse. Bei einem Glas Sherry nutzen wir nochmals unsere Gelegenheit für interessante Gespräche mit dem Admiralarzt, bevor sich ein erlebnisreiches Wochenende dem Ende zuneigte.
Marineübung Schneller Delphin 2021
Nach pandemiebedingtem Ausfall durften letztes Jahr wieder SanOA als Verwundetendarstellerinnen und -darsteller an der Übung Schneller Delphin teilnehmen. Die 5 verfügbaren Plätze waren schnell ausgebucht. Nach Anreise und dem Beziehen der Unterkunft startete das Programm mit einer Führung über den Marinestützpunkt Kiel. Staunend und etwas ehrfürchtig betrachteten wir die an der Pier liegenden grauen Einheiten. Die Abendverpflegung nahmen wir im Anschluss direkt auf dem Tender Rhein ein, eines der beiden Boote, mit dem wir in den kommenden Tagen auch üben durften. Wie selbstverständlich wurden wir freundlich in der Offiziermesse willkommen geheißen. Für den Großteil der anwesenden SanOA, die zuvor noch nie an Bord gespeist hatten, eine außergewöhnliche Premiere.
Um für den Schnellen Delphin so gut wie möglich gerüstet zu sein, stand der nächste Tag im Zeichen von Vorträgen über MANV-Lagen, Besprechungsrunden und dem Besichtigen der Rettungsstation inklusive OP-Einheit. Zum Mittagessen überraschte uns Admiralarzt Dr. Apel mit einem Besuch und einer kleinen Gesprächsrunde. Interessiert tauschten wir die Erwartungshaltungen für die Übung aus. Nachmittags widmeten wir uns dem Studium unserer Rollenkarten, nicht ohne zu überlegen, wie wir selbst reagieren würden, wenn wir uns plötzlich mit so einem Verletzungsmuster auseinandersetzen müssten.
Früh begann der nächste Morgen mit dem Vorbereiten der Verwundeten. Fleißig wurde Kleidung geschnitten, zerrissen und Kunstblut verteilt. Nachdem alle Verwundeten an ihren Einsatzort verbracht waren, begann der Schnelle Delphin. Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Souverän arbeiteten die Besatzungen die gestellten Aufgaben ab, sodass am Ende des Tages bis auf wenige vorgeplante Ausfälle, alle Verletzten fachgerecht versorgt waren. Zwei Punkte waren für uns spannend zu beobachten: Zum einen, wie sich die Übergaben an den Schnittstellen zum weiteren Transport und der Versorgung in der Rettungsstation gestalteten. Zum anderen, die ungewöhnliche Erfahrung aus Sicht eines Patienten an einer sanitätsdienstlichen Übung teilzunehmen. Und obwohl wir damit eigentlich schon genug für einen Tag erlebt hatten, durften wir zum Abschluss auf der gerade frisch eingelaufenen Rheinland-Pfalz eine Führung durch den Schiffsarzt genießen.
6. Arbeitstagung der Marineoffiziere im Sanitätsdienst der Bundeswehr
Im Frühjahr 2022 wurden wir durch den Admiralarzt der Marine, Admiralarzt Dr. Apel, zur 6. Arbeitstagung der Marineoffiziere im Sanitätsdienst der Bundeswehr eingeladen. Nach der virtuellen Konferenz im letzten Jahr haben wir uns wieder in Präsenz dem Thema „Zeitgemäßes Führungsverhalten und Führungsstile“ gewidmet. Neben Vorträgen, die sich der Materie aus wissenschaftlicher Sicht näherten, kamen Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichen Führungsstile und -generationen zu Wort. Der Diskurs wurde durch die vielfältigen Erfahrungen von aktiven Angehörigen des Marinesanitätsdienstes einerseits als auch von SanOA, Militärseelsorge, ehemaligen Militärangehörigen und zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern belebt. Trotz zum Teil konträrer Ansichten verlief der Austausch zu jedem Zeitpunkt wertschätzend und auf Augenhöhe. Die Erfahrung, sich aktiv in die Zukunftsgestaltung des Marinesanitätsdienstes einbringen zu können und dabei über Dienstgradgruppengrenzen hinweg offen zu diskutieren, war für uns als SanOA beeindruckend.
Fazit
Wie wichtig der beschriebene Austausch für uns SanOA ist, zeigt sich deutlich an der regen Beteiligung an den oben vorgestellten Veranstaltungen. Darüber hinaus verzeichnen wir eine kontinuierlich größer werdende Zahl an Famulaturen oder Truppenpraktika, die überall dort absolviert werden, wo der Marinesanitätsdienst tätig wird. Das rege Interesse an den Dienstpostenporträtierungen im Rahmen der Online Vorlesungsreihe des Deutschen SanOA e. V. bestärkt uns ebenfalls darin, dass wir mit dem gewählten Kurs den richtigen gesetzt haben. Nicht unerwähnt lassen möchten wir in diesem Zuge nochmals die Wahrnehmung, die wir als Nachwuchs während der Arbeitstagungen der Marineoffiziere im Sanitätsdienst der Bundeswehr erfahren und die uns einen weiteren Blick aus einer anderen Perspektive auf zukünftige Aufgaben und Herausforderungen ermöglicht hat.
Besonders bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei Herrn Admiralarzt Dr. Apel. Seit 2018 hat er es sich in keinem Jahr nehmen lassen, den direkten Dialog mit uns jungen Sanitätsoffizieranwärterinnen und -anwärtern zu suchen. Ob an den Ausbildungswochenenden, den Übungen, den Arbeitstagungen oder den Jahrestagungen des Deutschen SanOA e. V. Egal wie weit der Weg war, von München bis Warnemünde oder Kiel, stets konnten wir uns auf seine Unterstützung verlassen. Mit seinem Einsatz und seinen Bemühungen hat er bei vielen SanOA einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Teilnahme an den Veranstaltungen des Deutschen
SanOA e. V. war dabei nicht nur durch seine Wahrnehmung und das Interesse am Offiziersnachwuchs gekennzeichnet. Admiralarzt Dr. Apel war immer mittendrin statt nur dabei. Und so wird man sich unter den SanOA noch Jahre später erzählen, wie man mit dem Admiralarzt für die praktische Rettungsmittelausbildung in die Ostsee gesprungen ist.
Abschließend möchten wir diese Gelegenheit nutzen, um uns darüber hinaus bei allen Akteuren, die die AG Maritimes in den letzten Jahren begleitet haben, zu bedanken. Aus unserer Sicht hat es die Führung des Marinesanitätsdienstes in den letzten Jahren verstanden, das Interesse und das Engagement begeisterter SanOA zu fördern und sie in ihren Vorhaben wertschätzend zu unterstützen. Wir hoffen auch zukünftig auf eine fruchtbare Zusammenarbeit mit spannenden Einblicken in den Marinesanitätsdienst.
Verfasser
Leutnant z.S. (SanOA) Sarah Koch
Leitung AG Maritimes
E-Mail: sarah.koch0013@gmail.com
Leutnant z.S. (SanOA) Bela Haraszti
Vorsitzender Dt. SanOA e.V.
E-Mail: belaharaszti@sanoaev.de