Vorträge des Arbeitskreises Geschichte und Ethik der Wehrmedizin der DGWMP e. V. am 20. Oktober 2023 in Ulm (Abstracts)
Moderation und wissenschaftliche Leitung: Oberstarzt Prof. Dr. Ralf Vollmuth
Am 20. Oktober 2023 fand im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. (DGWMP) unter der Leitung von Oberstarzt Prof. Dr. Ralf Vollmuth eine Sitzung des Arbeitskreises Geschichte und Ethik der Wehrmedizin statt. Neben verschiedenen Berichten wurden fünf Vorträge zu unterschiedlichen Themenbereichen präsentiert, die im folgenden vorgestellt werden.
Emil von Behring – „Retter der Kinder“ und „Retter der Soldaten“
André Müllerschön
Emil von Behring wurde am 11. März 1854 im westpreußischen Hansdorf geboren. Nach erfolgreichem Ablegen der Maturitätsprüfung verpflichtete er sich 1874 zum Militärdienst und begann im gleichen Jahr das Medizinstudium am „medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut“ (der sogenannten Pépinière) in Berlin. Nach Beendigung des Studiums war von Behring an verschiedenen Standorten als Militärarzt tätig, bevor er nach einem Forschungsaufenthalt am Pharmakologischen Institut der Universität Bonn 1889 an das von Robert Koch geleitete Hygienische Institut der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität berufen wurde.
Emil von Behring (Abb.: wikipedia.com)
Gemeinsam mit dem japanischen Mikrobiologen Shibasaburo Kitasato widmete er sich dort Versuchen, Krankheiten mit Hilfe von im Serum nachweisbaren Antitoxinen zu bekämpfen. Dies gelang den beiden Wissenschaftlern letztlich 1890: Nach Isolierung des Diphterie- und Tetanustoxins sowie der anschließenden Injektion des gewonnenen Immunserums waren andere Versuchstiere vor einer weiteren Infektion geschützt. Das entwickelte Verfahren hielt als Serumtherapie Einzug in den medizinischen Behandlungsalltag.
Mit dieser bahnbrechenden Entdeckung begann die wissenschaftliche Karriere von Behrings. Nach seinem ersten Lehrauftrag an der Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg erfolgte die Berufung zum Ordinarius für Hygiene an die Universität Marburg.
Parallel dazu begann die Vermarktung und industrielle Produktion des Diphterieheilserums. Beides übernahmen ab Mitte 1894 zunächst die Farbwerke Höchst, die dazu eigens Pferde hielten und somit erstmals Tiere im großen Stil zur industriellen Herstellung eines Heilmittels einsetzten. Nur zwei Jahre später begann die Fabrikation des Tetanusantitoxins ebenfalls durch Höchst. Nach dem Auslaufen der Verträge gründete von Behring 1904 gemeinsam mit Carl Siebert die Behringwerke in Marburg, die zukünftig beide Präparate herstellten.
In den Folgejahren überwarf sich von Behring mit seinem ehemaligen Mentor Robert Koch. Ausgangspunkt war ein Patentstreit der beiden Wissenschaftler, der auf eine Veröffentlichung von Behrings zur Tuberkulinsäure zurückzuführen war und letztlich zuungunsten von Koch entschieden wurde. Der endgültige Bruch erfolgte 1903, nachdem von Behring zwei verschiedene Erreger der Menschen- sowie der Rindertuberkulose identifizierte und damit die Meinung Kochs, es würde sich dabei lediglich um artverschiedene Tuberkelbazillen handeln, widerlegte.
Für seine Entdeckungen erhielt von Behring zahlreiche Ehrungen: Neben dem französischen Offizierkreuz der Ehrenlegion und dem Eisernen Kreuz II. Klasse ist der 1901 erstmals verliehene Nobelpreis für Medizin die bedeutendste.
Emil von Behring, mittlerweile mit dem damals höchsten preußische Beamtentitel „Wirklicher Geheimer Rat“ und dem Zusatz „Exzellenz“ geehrt, starb am 31. März 1917 an einer Lungenentzündung in Marburg, der Stadt, dessen Ehrenbürger er seit 1914 war.
Oberfeldarzt Dr. Dr. André Müllerschön
Sanitätsversorgungszentrum Neubiberg
Werner-Heisenberg-Weg 39, 85579 Neubiberg
E-Mail: andremuellerschoen@bundeswehr.org
Magen David und Eisernes Kreuz: Deutsche Sanitätsoffiziere jüdischen Glaubens im Ersten Weltkrieg – Sachstand eines Projekts
Volker Hartmann
Im Zuge von Untersuchungen zur medizinischen Versorgung im Ersten Weltkrieg entstand ein wissenschaftliches Projekt, das sich mit dem Wirken von deutschen Sanitätsoffizieren jüdischen Glaubens im Krieg 1914–1918 beschäftigt. Erforscht werden soll zum einen die unmittelbare Erfahrungswelt dieser Ärzte an der Front oder in rückwärtigen Sanitätseinrichtungen. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, ob es Unterschiede im Erleben der jeweiligen Situation im Vergleich zu Sanitätsoffizieren christlichen Glaubens gegeben hat. Ebenso sollen das Spannungsfeld patriotischer Gesinnung versus jüdischer Identität in dieser Gruppe und mögliche Änderungen im Verlauf des Krieges untersucht werden.
Zu Kriegsbeginn überdeckte nationale Euphorie einen latenten Antisemitismus in der wilhelminischen Gesellschaft. Die Juden sahen in diesem gemeinsamen Aufbruch die große Chance auf Gleichstellung und meldeten sich in großer Zahl freiwillig zu den Fahnen. Während des Krieges gewannen aber antisemitische Strömungen in Öffentlichkeit, Eliten und Militär weiter Einfluss und hatten Auswirkungen auf die Fremdwahrnehmung, aber auch die Motivation jüdischer Soldaten. Sie wurden ungerechtfertigterweise als „Drückeberger“ oder „Kriegsgewinnler“ bezeichnet; nach dem verlorenen Krieg postulierten nationalistische Kreise Juden als mitverantwortlich für den sogenannten „Dolchstoß“ in den Rücken der kämpfenden Front.
Plakat des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten e. V. aus dem Jahr 1920 (Abb.: wikipedia.com)
Im Vortrag wurde ein erster Sachstand zum Projekt gegeben. Es existiert eine nahezu unüberschaubare Literaturfülle über jüdische Geschichte und speziell auch über das Schicksal jüdischer Ärzte in Deutschland. Hinzu kommen weltweit zahlreiche öffentliche und private Quellen in Archiven, Gedenkstätten oder Museen, die sich mehr oder weniger detailliert mit der Militärzeit jüdischer Mediziner befassen. Deshalb wurden nach einer Skizzierung des jüdischen Bürgertums in der Vorkriegszeit und einer Beschreibung jüdischen Lebens an der Front exemplarisch Sanitätsoffiziere jüdischen Glaubens vorgestellt, deren zum Teil umfangreiche Tagebücher publiziert wurden bzw. deren militärische Karrieren auch heute noch wissenschaftlich nachvollziehbar sind. Der Vortragsschwerpunkt lag auf den Kriegserfahrungen dieser Ärzte, akzentuierte aber auch ihr weiteres Schicksal in der NS-Zeit. Höchste Tapferkeit, Auszeichnungen und patriotische Gesinnung halfen den jüdischen Ärzten im Nationalsozialismus nichts. Auch die ehemaligen Kameraden an der Front verhielten sich feige. Die jüdischen Ärzte verloren ihre Kassenarztzulassungen und Approbationen oder wurden aus öffentlichen Einrichtungen wie Universitäten entlassen. Sie erfuhren persönliche Entrechtung, Ausbürgerung, gingen in die Emigration oder wurden in den Lagern gequält und ermordet. Umso erstaunlicher ist es, dass einige von ihnen nach dem Krieg nach Deutschland zurückkehrten und wieder ärztlich praktizierten.
Flottenarzt a. D. Dr. Volker Hartmann
Hafenstraße 20, 67346 Speyer
E-Mail: volker.hartmann@gmx.de
Primararzt Dr. Hans (Johann) Schneider und die Erstbeschreibung der heutigen Frühsommer-Meningoenzephalitis (Schneider‘sche Krankheit)1
Mirko Lange
Die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist die häufigste und wichtigste durch Zecken übertragene Virusinfektion in Europa und Asien. Die Geschichte der Entdeckung und Erstbeschreibung wurde bisher überwiegend den russischen Forschern Zilber und Pawlowski zugeschrieben. Weniger bekannt ist, dass die klinische Erstbeschreibung der FSME bereits 1931 durch einen Internisten im niederösterreichischen Neunkirchen erfolgte, also sechs Jahre vor dem Erstnachweis des Virus im Fernen Osten Russlands (1937). Bisher war über Primararzt Dr. Hans Schneider wenig bekannt. Schneider kann mit Fug und Recht als Pionier der Beschreibung der klinischen Entität „FSME“ bezeichnet werden. Die Erkrankung (FSME) trug in Österreich sogar lange Jahre seinen Namen und war und ist bis heute in der Ärzteschaft unter dem Namen „Schneider‘sche Krankheit“ bekannt. Der Vortrag stellte das Leben sowie die Studienzeit von Primararzt Dr. Hans Schneider und insbesondere seinen militärisch-medizinischen Werdegang bei der Kaiserlich-Königlichen (K.K.) Österreichischen Armee im Ersten und Zweiten Weltkrieg vor und würdigte seinen epidemiologischen und klinischen Beitrag zur heute als Frühsommer-Meningoenzephalitis bekannten Virusinfektion.
Primararzt Dr. Johann Schneider (1891–1954). (Abb.: Niederösterreichische Ärztechronik – Geschichte der Medizin und der Mediziner Österreichs, Wien: Verlag Oskar Möbius GmbH 1990; S. 695 – 696: Nr. 20.)
Hauptfeldwebel Mirko Lange
Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr
Neuherbergstraße 11, 80937 München
E-Mail: mirko1lange@bundeswehr.org
Das Reservelazarett III Frankfurt am Main in der chirurgischen Universitätsklinik (1939–1940): Patienten, Operationen und Operateure
Michael Sachs
Einleitung
Anfang September 1939 wurde das Reservelazarett III in Frankfurt am Main in den Räumen der chirurgischen Universitätsklinik im Städtischen Krankenhaus Sachsenhausen eingerichtet. Dafür wurden von der Militärverwaltung 89 der 290 Betten (30 %) der chirurgischen Universitätsklinik beschlagnahmt (3 von 9 Stationen). Die in diesem Reservelazarett an Wehrmachtsangehörigen 1939/40 durchgeführten Operationen werden analysiert.
Methodik
Ausgewertet wurden die Operationsbücher der chirurgischen Klinik (mit Reservelazarett) aus den Jahren 1939/40, ergänzt durch erhaltene Akten im Archiv der medizinischen Fakultät, des Universitätsarchivs Frankfurt und des Instituts für Stadtgeschichte (Stadtarchiv) in Frankfurt am Main. Zusätzlich wurden die Originalpublikationen der Lazarettärzte aus dieser Zeit und die entsprechende Literatur ausgewertet.
Ergebnisse
Vom 01. September 1939 bis zum 31. Dezember 1940 wurden insgesamt 751 Soldaten des Reservelazaretts III operiert. Das Durchschnittsalter der operierten Militärangehörigen betrug 28 Jahre (Spannweite von 17 bis 69 Jahre). Bis zum 09. Mai 1940 wurden insgesamt 193 fast ausschließlich elektive Operationen (und vereinzelte Operationen von Unfällen) an Soldaten der Frankfurter Wehrmachtsstandorte vorgenommen. Die am häufigsten durchgeführten Eingriffe waren Leistenhernien-Operationen und Appendektomien, aber auch Magenresektionen (nach Billroth II wegen Ulcera ventriculi sive duodeni) und Strumektomien. Die am meisten angewandten Anästhesieverfahren waren Lokalanästhesie (Novocain 1 %; Leistenhernie, Struma, Trepanationen) und Äthernarkose (Eingriffe in der Abdominalhöhle). Seltener wurden Lumbalanästhesien oder rektale Äthernarkosen durchgeführt. Während des sogenannten „Polenfeldzuges“ kamen zunächst noch keine Verwundeten mit Schuss- oder Granatverletzungen in das Lazarett. Erst während des sogenannten „Frankreichfeldzuges“ (Mai/Juni 1940) wurden 33 Patienten mit Schussverletzungen (vor allem am Schädel, an der Lunge und den unteren Extremitäten) in diesem Reservelazarett III primär chirurgisch versorgt. Insgesamt konnten bisher 12 Todesfälle nachgewiesen werden, davon verstarben 10 Verwundete an den Folgen einer kriegsbedingten Verletzung (infolge unstillbarer Blutung aus Gefäßverletzungen oder an Wundinfektionen, multiplen Granatsplitterverletzungen, postoperativ nach Trepanationen, Lungenoperationen/Pleuraempyem).
Chefarzt des Lazaretts war Oberstabsarzt der Reserve Prof. Victor Schmieden (1874–1945), der gleichzeitig Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik blieb, in der das Reservelazarett untergebracht worden war. Schmieden war der Herausgeber eines weitverbreiteten Lehrbuches der Kriegschirurgie (1. Aufl. 1917; 3. Aufl. 1937) und auch Beratender Chirurg des IX. Armeekorps (Kassel). Zusätzlich waren im Lazarett niedergelassene Frankfurter Ärzte (Chirurg, Urologe, Gynäkologe) tätig; außerdem drei von Schmiedens vier Oberärzten (Junghanns, Westermann, Riechert), die als Reservisten einberufen und an die Klinik kommandiert worden waren. So kam es zu einer engen personellen und organisatorischen Verzahnung der Universitätsklinik mit dem Reservelazarett.
„Knochensaal“ des Reservelazaretts III Frankfurt am Main (um 1940)
(Abb.: Archiv des Verfassers)
Diskussion
Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg (seinerzeit Reservelazarett V) wurden im Reservelazarett III in Frankfurt am Main auch Soldaten mit frischen Schuss- und Granatsplitterverletzungen primär behandelt und kamen nicht mehr nur aus den Feldlazaretten lediglich zur weiteren postoperativen Nachbehandlung. Dies geschah durch einen direkten Lufttransport vom Hauptverbandsplatz oder von frontnahen Feldlazaretten direkt in das Reservelazarett III nach Frankfurt am Main (mit zwei kliniknahen Flughäfen). Mehrere Lazarettärzte wurden nach dem Krieg erfolgreiche Chefärzte großer chirurgischer Kliniken (Westermann, Junghanns, Geisthövel). Der Leiter der neurochirurgischen Abteilung der Klinik Traugott Riechert (1905–1983) wurde 1946 Professor für Neurochirurgie an der Universität Freiburg.
Prof. Dr. Michael Sachs
Dr. Senckenbergisches Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Goethe-Universität
Paul-Ehrlich-Straße 20–22, 60596 Frankfurt am Main
E-Mail: sachs@em.uni-frankfurt.de
Kampfstoff-Moulagen – Über ein Lehrmittel der medizinischen Ausbildung zu chemischen Kampfstoffen in der Wehrmacht
Tristan Kummer
Auch wenn die kriegführenden Mächte des Zweiten Weltkrieges auf europäischem Boden auf den Einsatz chemischer Kampfstoffe verzichtet haben, war nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges und der allseitigen Hochrüstung in den Zwischenkriegsjahren die Bedrohung durch die chemische Waffe in diesen Jahren groß. Daher musste insbesondere das militärärztliche Personal in der Erkennung und Therapie von Verletzungen durch chemische Kampfstoffe geschult werden. Neben Lehrbüchern, Filmmaterial und kriegspathologischen Präparaten kamen auch Moulagen zu Kampfstoffverletzungen in der Lehre an den verschiedenen militärärztlichen Akademien der Wehrmacht zum Einsatz. Die Wachsmodellierungen krankhaft veränderter Körperpartien – eine der Dermatologie entlehnte Methode – erwiesen sich als besonders gute Studienobjekte, um die komplexen Krankheitsbilder auch ohne die Anwesenheit entsprechend verletzter Patienten studieren zu können.
Die Herstellung dieser Moulagen erfolgte in Zusammenarbeit zwischen dem talentierten und international erfolgreichen Berliner Mouleur Fritz Kolbow, der bereits im Ersten Weltkrieg zahlreiche kriegspathologische Moulagen in Dresden angefertigt hatte, und einem der führenden Kampfstoffexperten der Reichswehr und später der Wehrmacht, Otto Muntsch. Für die Darstellung mittels Moulagen eigneten sich durch Hautkampfstoffe (wichtigster Vertreter: Lost – Gelbkreuz) verursachte Wunden besonders gut. Zudem sind auch Modelle erhalten, welche Verletzungen der Haut durch Reizstoffe (Clark – Blaukreuz) und Phosphor nachbilden. Sogar Modellierungen innerer Organe nach Schädigung durch den Lungenkampfstoff Phosgen wurden angefertigt.
Außerhalb der militärärztlichen Ausbildung standen die Kampfstoff-Moulagen auch zivilen Institutionen und der Öffentlichkeit zum käuflichen Erwerb zur Verfügung. Der Vertrieb erfolgte über die Firma Schropp in Berlin. Der Bedarf war nicht zuletzt dadurch gestiegen, dass seit dem Wintersemester 1937/1938 an allen deutschen Hochschulen chemische Kampfstoffe in die Lehrpläne der Fächer Human-, Zahn- und Veterinärmedizin sowie Chemie aufgenommen werden mussten.
Von Kolbows Kampfstoff-Moulagen sind im Bundesgebiet nach heutigem Stand nur noch 22 Objekte erhalten. Die größte Sammlung findet sich in Würzburg (zwölf Modelle), wo die Kampfstoff-Moulagen an der Ärztlichen Akademie der Luftwaffe eingesetzt wurden, die dort im November 1941 eine Außenstelle für die klinischen Semester eröffnet hatte. In Tübingen finden sich heute noch sechs Modelle. Ein vermuteter Zusammenhang mit der Marineärztlichen Akademie, die 1942 von Kiel nach Tübingen verlegt worden war, konnte allerdings noch nicht nachgewiesen werden. An der Berliner Militärärztlichen Akademie befand sich zwar eine reiche Sammlung in repräsentativen Räumlichkeiten, die Kampfstoff-Moulagen, zum Teil bereits im Ersten Weltkrieg angefertigt, sind allerdings – wie auch weite Teile der einzigartigen Bibliothek – in den Kriegs- und Nachkriegswirren 1945 und der Folgejahre verloren gegangen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg technologisch durch die fortschreitende Entwicklung der Fotografie vermeintlich überholt und tausendfach zerstört, erlebt die medizinische Moulage seit einigen Jahrzehnten eine Renaissance in der Lehre. Jüngste Ereignisse schaffen traurige Gewissheit, dass auch die Kampfstoffverletzung nicht an Aktualität eingebüßt hat.
Stabsarzt Tristan Kummer
Bundeswehrkrankenhaus Ulm
Oberer Eselsberg 40, 89081 Ulm
E-Mail: tristankummer@bundeswehr.org
1 Siehe auch: Lange M, Chitimia-Dobler L, Dobler G: Primararzt Dr. Hans (Johann) Schneider – Sanitätsoffizier und Erstbeschreiber der heutigen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). WMM 2021; 65(8): 294–301. < https://wmm.pic-mediaserver.de/index.php?f=artikel&s=Lange&a=202108_wmm202108_S294_Lange>