Wehrmedizinische Monatsschrift

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Leitartikel
Erkenntnisse aus dem Krieg in der Ukraine für den Sanitätsdienst der Bundeswehr



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Automatisierte Aufreinigungsmethoden und Screening-Assays für Interaktionen an der orthosterischen Bindungsstelle des nikotinischen Acetylcholinrezeptors


Heinz-Gerngroß-­Förderpreis 2023
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Heinz-Gerngroß-­Förderpreis 2023
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Heinz-Gerngroß-­Förderpreis 2023
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Innere Medizin
Interleukin-6,​ Procalcitonin und C-reaktives Protein im Serum können bei stationärer Aufnahme den schweren Verlauf einer COVID-19-Pneumonie vorhersagen






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Affinitätsaufreinigung von nikotinischen Acetylcholinrezeptoren aus nativen mikrosomalen Zellmembranfragmenten von Tetronarce californica mittels immobilisiertem α-Bungarotoxin




Zahnmedizin
Mobiler Einsatz des zahnärztlichen intraoralen Scanners bei einem Intensivpatienten im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

Tagungen und Kongresse
Vorträge des Arbeitskreises Geschichte und Ethik der Wehrmedizin der DGWMP e.​ V.​ am 20.​ Oktober 2023 in Ulm (Abstracts)


Tagungen und Kongresse
54.​ Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e.​ V.​ – Workshop-Bericht
Tagungen und Kongresse
Das Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM 2023)

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Oberfeldapotheker Privatdozent Dr.​ Paul Elsinghorst zum außerplanmäßigen Professor ernannt
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Zahnmedizin PDF

Mobiler Einsatz des zahnärztlichen intraoralen Scanners bei einem Intensivpatienten im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

Use of the Dental Intraoral Scanner on an Intensive Care Patient at the Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

Gabor Borosa, Kai Rademacherb, Melissa Marinusa, Gregor Gutschec

a Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Abteilung XXIII – Zahnheilkunde

b Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Abteilung XXIII – Zahntechnisches Labor

c Sanitätsversorgungszentrum Idar-Oberstein, Zahnarztgruppe

Zusammenfassung

Im vorliegenden Behandlungsfall wird eine innovative Anwendungsmöglichkeit des zahnärztlichen intraoralen Scanners bei der Versorgung eines Intensivpatienten vorgestellt. Dazu wird der digitale Workflow des zahnärztlichen und zahntechnischen Behandlungsablaufs beschrieben. Moderne digitale Techniken ermöglichen es, die integrative Behandlungsbandbreite der zahnmedizinischen Versorgung in der Bundeswehr um weitere Behandlungsoptionen zu erweitern und zu vereinfachen.

Schlüsselwörter: Intraoraler Scanner, Intensivmedizin, digital, Zahnmedizin

Summary

This treatment case demonstrates a novel use of dental intraoral scanner for treating an intensive care patient. The dental and dental technical treatment process is explained using a digital workflow. With the help of advanced digital technologies, the integrative treatment options for dental care in the German Armed Forces can be expanded and simplified.

Keywords: intraoral Scanner; intensiv care; digital; dental medicine

Einleitung und Hintergrund

Die zahnmedizinische Versorgung an den Bundeswehrkrankenhäusern wird im Allgemeinen von den Abteilungen XXIII/Zahnmedizin sichergestellt. Dies umfasst die truppenzahnärztliche Behandlung des militärischen Personals des Krankenhauses und die fachzahnärztliche Behandlung der aus den regionalen Behandlungseinrichtungen ambulant zugewiesenen Patientinnen und Patienten. Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich der Abteilung XXIII im Bundeswehrzentralkrankenhaus (BwZKrhs) Koblenz ist die fachzahnärztlich-konsiliarische Mitbehandlung von Patienten, die sich zur stationären Behandlung im Hause befinden. Bei der Erfüllung des Auftrages steht die gesamte integrative Behandlungsbandbreite der prothetischen, konservierenden, parodontologischen, funktionstherapeutischen und oralchirurgischen Behandlungsoptionen zur Verfügung. Neben einem Truppenzahnarzt/DGParo-Spezialisten für Parodontologie werden diese Aufgaben von einem Fachzahnarzt für Parodontologie/DGParo-Spezialisten für Parodontologie (geschützte Berufsbezeichnung der Deutschen Gesellschaft für Paradontologie), zwei Fachzahnärzten für Oralchirurgie, dem für die jeweiligen Aufgaben besonders qualifizierten Fachassistenzpersonal sowie zwei Zahntechnikern (Zahntechnikermeister/Zahntechniker) wahrgenommen.

Als Alternative zu konventionellen Abformtechniken mit Alginaten- und Silikonabdruckmaterialien steht der Abteilung XXIII/BwZKrhs ein Intraoralscanner Trios 2/Fa. 3 Shape (Abbildung 1) zur Verfügung.

Abb. 1: Bild des Intraoralscanner Trios 2/ Fa. 3 Shape

Im Vergleich zu anderen zahnärztlichen Behandlungseinrichtungen der Bundeswehr verfügt die Abteilung XXIII des BwZKrhs Koblenz über ein personell und technisch modern ausgestattetes Dentallabor, sodass zahntechnische Arbeiten zeitnah und hochpräzise „in house“ hergestellt werden können. Dabei kommen zunehmend digitale Verfahren zur Anwendung.

Der hier präsentierte Fallbericht soll den Einsatz und die Möglichkeiten der innovativen intraoralen Scantechnik und den digitalen Workflow der Zahntechnik anhand eines typischen Behandlungsfalls auf der Intensivstation aufzeigen.

Falldarstellung

Der Abteilung XXIII/Zahnmedizin wurde eine auf der Intensivstation bettlägerige Patientin zur konsiliarischen Mitbehandlung und Anfertigung eines „Beißschutzes“ bei traumatischem Einbiss in die Zunge vorgestellt.

Die zahnärztliche Befundaufnahme auf Intensivstation ergab folgende klinische Situation:

Die 72-jährige Patientin war tracheotomiert, beatmet und sediert, sodass eine Reaktion der Patientin auf Ansprachen nur verzögert und deutlich eingeschränkt möglich war. Der intraorale Befund zeigte einen zahnlosen Oberkiefer und eine lückige anteriore Restbezahnung des Unterkiefers. Der vorhandene Zahnersatz konnte aufgrund der Sedierung der Patientin nicht verwendet werden. Der Zungenkörper war deutlich ödematös vergrößert, sodass bei spannungsfreiem Lippenschluss der anteriore Anteil der Zunge aus dem Mundraum herausragte. Die Restbezahnung des Unterkiefers war dabei vollständig vom Zungenkörper bedeckt, sodass hier eine unmittelbare Verletzungsgefahr durch unwillkürliches Zubeißen der Patientin bestand.

Im Rahmen einer Notfallbehandlung wurde unter Verwendung eines zahnärztlichen Abdrucksilikons ein provisorischer „Beißschutz“ durch den diensthabenden Assistenzzahnarzt der Klinik VII/Mund- Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie hergestellt, sodass eine akute Verletzungsgefahr reduziert werden konnte. Jedoch wurde dieser provisorische „Beißschutz“ von der Patientin aufgrund der Größe nicht toleriert und deshalb wiederholt mittels Zungendruck aus der Mundhöhle herausgestoßen.

Aufgrund der eingeschränkten Kooperationsmöglichkeit der Patienten war eine konventionelle Abdrucktechnik des Unterkiefers, welcher zur Herstellung eines Arbeitsmodels und damit zur Anfertigung einer Beißschutzschiene benötigt wird, nicht durchführbar.

Aus diesem Grund sollte der Befund des Unterkiefers durch einen intraoralen Scan (Trios 2/3 Shape) (Abbildung 1) erfasst werden. Der Befund des Oberkiefers war in diesem Fall für die Herstellung der Schiene nicht relevant und konnte deshalb vernachlässigt werden. Die hochmobile Scaneinheit wurde aus der Ambulanz der Abt. XXII auf die Intensivstation verbracht. Der intraorale Scan der Unterkieferbezahnung inklusive der umliegenden Weichteile (Abbildung 2) wurde auf der Intensivstation bei der bettlägerigen Patientin durchgeführt.

Abb. 2: Darstellung des intraoralen Scans: Ansicht von frontal (a), vestibulär (b), okklusal lingual (c)

Die Scandaten wurde auf der Festplatte des Intraoralscanners (Trios 2/3 Shape) gespeichert, von wo aus anschließend die digitale Versendung über das Haus­netz­werk an das zahntechnische Labor des BwZKhs erfolgte. Dort wurden die Daten mittels CAD-Software (Modellbuilder/Fa. 3 Shape) vom Zahntechnikmeister bearbeitet und unter Zuhilfenahme eines 3-D-Druckers (Simplex/ Fa. Renfert) ein Positivmodell (Aligner Model/ Fa. ­Renfert) der Unterkiefersituation angefertigt (Abildung 3).

Abb. 3: Arbeitsmodell nach 3-D-Druck

Für die Herstellung der Schutzschiene wurde im weiteren Verlauf der digitale Workflow verlassen und eine weiche flexible Schiene (Erkoflex 5 mm/ Fa. Erkodent) mittels thermoplastischer/Vakuum-Tiefziehtechnik (Erkoform 3d+/Fa. Erkodent) angefertigt (Abbildung 4).

Abb. 4: Schutzschiene auf dem Arbeitsmodell

Bereits am Folgetag des intraoralen Scans konnte die Schutzschiene auf der Intensivstation eingegliedert werden, um Verletzungen des Zungenkörpers im Fortgang des Krankenhausaufenthaltes und der anschließend geplanten Reha-Behandlung der Patientin zu verhindern. Das Einsetzen/Herausnehmen und die Pflege der Schiene wurde dem Intensivpflegepersonal demonstriert. Abschließend wurde die Schiene mit einem ausreichend starken Nahtmaterial, welches aus dem Mund der Patientin herausgeführt wurde, gegen Aspiration und Verschlucken gesichert.

Fazit

Die intraorale Scantechnik ist eine bereits etablierte Alternative zur konventionellen Abdrucktechnik in der Zahnmedizin. Im geschilderten Fall ermöglichte die Scantechnik eine schnelle Versorgung der intensivpflichtigen Patientin mit einer dringend benötigten Schutzschiene, um eine Verletzung der Zunge zu verhindern. Weitere Einsatzmöglichkeiten des Intraoralscanners im Praxisalltag bestehen in der konventionellen Prothetik, in der Implantatprothetik inklusive der Option einer prothetischen Sofortversorgung eines frisch inserierten Implantates, bei der Herstellung von Aufbiss-Schienen und bei Patienten mit ausgeprägtem Würgereiz, um hier nur einige Möglichkeiten zu benennen. Sowohl der digitale Workflow bei der Wiederherstellung der Funktion oraler Strukturen von einsatzverletzten Soldaten im Rahmen der zahnmedizinischen Rehabilitierung in der Role 4, als auch die Nutzung des Scanners in Einsatzszenarien können die Behandlungsoptionen als zukünftige innovative Anwendungsbereiche der intraoralen Scantechnik erweitern und vereinfachen.

Die symbiotischen Vorteile aller mittlerweile praxis- und labortauglichen digitalen zahnmedizinischen Geräte ­erlauben eine ungeahnte Performance. Die Basis für diesen Workflow ist eine flächendeckende stabile Praxisorganisationssoftware sowie ein Netzwerk mit Schnitt­stellen.

Manuskriptdaten

Ziterweise

Boros G, Rademacher K, Marinus M, Gutsche G: Mobiler Einsatz des zahnärztlichen intraoralen Scanners bei einem Intensivpatienten im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz. WMM 2024; 68(1-2): 47-49.

Für die Verfasser

Oberfeldarzt Dr. Gabor Boros

Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

Abteilung XXIII – Zahnmedizin;

Rübenacher Str. 170, 56072 Koblenz

E-Mail: gaborboros@bundeswehr.org

 
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