Christian G. Meyer
Tropenmedizin
Infektionskrankheiten
ecomed-Storck GmbH, Landsberg am Lech
4. komplett überarbeitete und erweiterte Auflage 2021
736 Seiten, Hardcover
ISBN 978–3609–16540–0 (149,99 €)
Wer in der nicht mehr ganz jungen Vergangenheit den dreimonatigen Tropenkurs am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg besucht hat, kennt unweigerlich Prof. Christian G. Meyer, der als langjähriger Kursleiter die überregional hervorragende Reputation jener akademischen Lehrveranstaltung wesentlich mitgeprägt hat. Deutlich weniger Kolleginnen und Kollegen wissen, dass er selbst in seinem wohlverdienten Ruhestand unermüdlich dafür arbeitet, dass die akademische Tropenmedizin auch in ressourcenlimitierten tropischen Ländern, wie z. B. Vietnam, Anschluss an die internationale Forschungsgemeinschaft findet. Um es kurz zu fassen: Der Autor ist und bleibt mit Leib und Seele Tropenmedizin-Experte.
Unvergessen aus dem Tropenkurs sind seine Repetitorien und lebensnahen Kasuistiken, mit denen er die oft komplexen Zusammenhänge in anschaulicher Weise darzustellen vermochte. Und so vermittelt auch der Blick in sein Buch „Tropenmedizin“ das Gefühl, wieder in die Zeit des Tropenkurses zurückversetzt zu sein und den Autor dozieren zu hören: prägnant, fokussiert auf das Wesentliche und dabei mit klarer Betonung dessen, was man nach Möglichkeit nicht übersehen sollte.
Mehr als ein Kursbuch
In eleganter Weise versteht es die „Tropenmedizin“ auf 732 Seiten dabei, nicht „nur“ Kursskript zu sein, sondern mit ansprechenden Illustrationen und weiterführenden Verweisen dem Leser einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte und Tätigkeitfelder dieses Fachgebiets zu vermitteln. Namenhafte Tropenmediziner aus internationalen Forschungseinrichtungen stellten für das Buch vielseitiges und teils auch sehr seltenes Bildmaterial zur Verfügung, was die „Tropenmedizin“ auch als Bildquelle für akademische Vorträge und Präsentationen interessant macht. Für den/die eilige(n) Leser(in), der/die mit einem Blick die wichtigsten Inhalte erfassen möchte, sind zudem in farblich hinterlegten Kästen Kernbotschaften gesondert hervorgehoben.
16 thematische Schwerpunkte
Die „Tropenmedizin“ gliedert sich in 16 thematische Schwerpunkte, die wesentliche Themengebiete des Fachs umreißen. Den Anfang machen die reisemedizinischen Grundlagen – wie die reisemedizinische Beratung, Bewertung der Tropentauglichkeit, die Reiseimpfungen und die Malariaprophylaxe sowie die Untersuchungen des Tropenrückkehrers. Im Folgenden werden die Infektionskrankheiten schlaglichtartig präsentiert, beginnend mit den Viruserkrankungen mit anschließender Vorstellung der bakteriellen Infektionen, Protozoeninfektionen, Helminthosen, Mykosen und Prionenerkrankungen. Ein Kapitel widmet sich Gesundheitskomplikationen durch Makroorganismen, darunter Ektoparasiten, entomologische Vektoren, Tierbisse und Gifttierexpositionen. Aber auch prädisponierende Risikofaktoren für Infektionskrankheiten wie soziokulturell begründete Körpermodifikationen kommen als tropentypische Phänomene zur Sprache.
Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit antiparasitären Wirkstoffen und Medikamenten, bevor sich der letzte Teil schließlich einem bunten Potpourri aus nichtinfektiösen aber in den Tropen gehäuft auftretenden Gesundheitskomplikationen, antimikrobiellen Resistenzmechanismen, gesetzlichen Regelungen und institutionellen Zuständigkeiten sowie regionalen Verbreitungsgebieten tropischer Infektionskrankheiten widmet. Die Reihenfolge der Kapitel wirkt dabei, was hier einschränkend Erwähnung finden soll, nicht durchgehend intuitiv und verstärkt somit den Eindruck eines, gleichwohl durch wiederholte Überarbeitung erweiterten und verfeinerten Skriptcharakters.
Tropenmedizinische Vorbildung empfehlenswert
Das Buch richtet sich somit primär an einen Leserkreis, der bereits tropenmedizinische Grundkenntnisse mitbringt, sich zu spezifischen Themen jedoch noch einmal in prägnanter Zusammenfassung informieren möchte. Diesem Ductus folgend wirkt der Schreibstil in enzyklopädischer Weise sehr fokussiert, wobei dieser Eindruck durch den blockartigen Textaufbau, der allerdings durch die Illustrationen aufgelockert ist, verstärkt wird. Man merkt beim Lesen deutlich: Hier geht es um Propädeutik für Vorgebildete, weniger um ein vorsichtiges didaktisches Herantasten an die Thematik für völlig Fachfremde. Dies macht die „Tropenmedizin“ als Nachschlagewerk für den fachspezifisch Qualifizierten interessant, grenzt den Adressatenkreis dadurch allerdings im Umkehrschluss auch ein.
Beeindruckende Wissensbreite mit kleinen Schönheitsfehlern
Die Wissensbreite, mit der Prof. Meyer die fachlichen Themenfelder in der „Tropenmedizin“ bearbeitet, ist hochgradig beeindruckend. Dabei fällt auch der gelegentliche Gebrauch antiquierter Termini wie „Zygomyceten“ (statt aktuell „Mucorales“) kaum negativ auf, wenngleich durch eine Abstützung auf ein größeres Autorenteam vermutlich solche „Schönheitsfehler“ vermeidbar gewesen wären. Der bereits erwähnte enzyklopädische Charakter des Werks wird jedoch gegebenenfalls Leser(innen) enttäuschen, die sich einen Ersatz für die Konsultation krankheitsspezifischer Leitlinien erhofft hatten. Diagnostische und therapeutische Spezialkonstellationen jenseits der Standardsituationen werden genauso wenig adressiert wie das Management seltener Komplikationen, sodass die „Tropenmedizin“ kein vertiefendes Literaturstudium zu einzelnen Krankheitsbildern ersetzt, z. B. um am Patientenbett die individuell optimierte Entscheidung treffen zu können. Ein solcher Anspruch würde allerdings auch am Fokus des Werkes vorbeizielen, auch wenn sich der ärztliche Leserkreis zuweilen vielleicht etwas mehr Liebe zum Detail oder wenigstens – soweit verfügbar – in größerem Umfang Verweise auf bestehende Leitlinien gewünscht hätte. Ein diesbezüglicher Ansatz wäre dann jedoch potenziell auf Kosten der Vielfalt der vorgestellten Krankheitsbilder gegangen.
Fazit
Zusammenfassend ist die „Tropenmedizin“ am ehesten (tropen-)medizinisch vorgebildeten oder sich gerade in der diesbezüglichen Ausbildung befindlichen Ärztinnen und Ärzten zu empfehlen, die ein prägnant auf den Punkt formuliertes tropenmedizinisches Nachschlagewerk ohne „semantische Schnörkel“ und ausufernde Details suchen. Trotz dieser deskriptiven Klarheit und Präzision gelingt es dem Werk, die Liebe und Begeisterung des Autors zu seinem Fach spürbar werden zu lassen. Und jenseits der kleineren, oben genannten Schwächen und konzeptimmanenten Limitationen ist das Buch zugleich würdiges Denkmal für einen bedeutsamen Vertreter der deutschen Tropenmedizin, das sich Prof. Meyer in mittlerweile vierter Auflage selbst gesetzt hat.
Oberfeldarzt Prof. (APL) Dr. Hagen Frickmann
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
Leiter Abteilung XXI – Mikrobiologie und Krankenhaushygiene
E-Mail: frickmann@bni-hamburg.de
Geburtstage Mai 2022
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