29. Deutscher Tierärztetag – Sanitätsoffiziere Veterinär vertreten erfolgreich die Interessen der Bundeswehr
Vom 14.-16. September 2022 fand in Berlin der von der Bundestierärztekammer (BTK) ausgerichtete 29. Deutsche Tierärztetag statt. Die BTK ist eine Arbeitsgemeinschaft der 17 Landestierärztekammern in Deutschland. Sie vertritt die Belange aller rund 41 000 Tierärztinnen und Tierärzte, Praktiker, Amtsveterinäre, Wissenschaftler und Tierärzte in anderen Berufszweigen, gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit auf Bundes- und EU-Ebene. Der Deutsche Tierärztetag ist das wichtigste berufspolitische Gremium der Deutschen Tierärzteschaft (Abbildung 1). Er findet alle drei Jahre statt.
Abb. 1: Auf der Hauptversammlung des 29. Deutschen Tierärztetages in Berlin stimmen die Delegierten über die Beschlussvorlagen der Arbeitskreise zu berufspolitischen und Zukunftsthemen ab. Darunter auch die Vorstandsmitglieder der Gemeinschaft der Sanitätsoffiziere Veterinär der Bundeswehr.
In Arbeitskreisen werden die zuvor von der BTK-Delegiertenversammlung festgelegten Themen diskutiert und richtungweisende Forderungen an einschlägige Adressaten, wie die Politik und den Berufsstand, formuliert. Über diese Forderungen wird auf der Hauptversammlung des Deutschen Tierärztetages abgestimmt. Stimmberechtigt sind die Delegierten des Deutschen Tierärztetages, zu denen die BTK-Delegierten sowie zusätzliche Delegierte aus den Landestierärztekammern, den Beobachterorganisationen und auf Antrag auch anderer tierärztlicher Organisationen gehören.
Für die von der BTK zugelassene Beobachterorganisation „Gemeinschaft der Sanitätsoffiziere Veterinär der Bundeswehr“ nahmen die Mitglieder des Vorstands der Gemeinschaft, die Oberstveterinäre Dr. Schulenburg und Dr. Nippgen sowie die Oberfeldveterinäre Dr. Diedrich und Dr. Fröhlich, an den Diskussionen und Beschlussfassungen der Arbeitskreise sowie an der abschließenden Hauptversammlung des Tierärztetages teil und konnten sich dabei aktiv an der Bearbeitung der hochaktuellen Themen der deutschen Tierärzteschaft sowie der daraus abgeleiteten Forderungen beteiligen.
Darüber hinaus war mit Herrn Oberstveterinär Dr. Jörg Schulenburg, Vorsitzender der Gemeinschaft der Sanitätsoffiziere Veterinär der Bundeswehr und Leiter des Zentralen Instituts des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Kiel, erstmals ein Angehöriger der Bundeswehr im Präsidium des Deutschen Tierärztetages vertreten (Abbildung 2).
Abb. 2: Im Präsidium des 29. Deutschen Tierärztetages ist mit Herrn Oberstveterinär Dr. Schulenburg erstmals ein Sanitätsoffizier Veterinär der Bundeswehr für die Beobachterorganisation „Gemeinschaft der Sanitätsoffiziere der Bundeswehr“ vertreten.
Die von der BTK-Delegiertenversammlung festgelegten Themen wurden in 4 Arbeitskreisen erörtert und diskutiert. Die im Vorfeld von den Arbeitskreisvorsitzenden, unter Einbeziehung einschlägiger Experten, Betroffener und Beteiligter aufbereiteten Themen wurden zunächst vorgestellt und erörtert, anschließend umfänglich diskutiert und die daraus abgeleiteten Forderungen in Form einer Beschlussvorlage für die Abstimmung in der Hauptversammlung zusammengefasst.
Beim diesjährigen Tierärztetag wurden die Themen „Infektionsschutz für Tier und Mensch“, „Gesunde Tiere für sichere Lebensmittel“, „Tierschutz für Nutztiere“ und „Quo Vadis Tierärzt:innen?“ behandelt. Der letztgenannte Arbeitskreis, der in der teilnehmenden Tierärzteschaft auf besonders großes Interesse zur Mitarbeit stieß, befasste sich mit den Auswirkungen des Mangels an Fachkräften in verschiedensten veterinärmedizinischen Tätigkeitsfeldern. Der Tierärztemangel hat sich in einigen Bereichen, wie z. B. der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung oder Nutztierpraxis, mittlerweile zu einer handfesten Krise entwickelt. Aber auch Tätigkeitsfelder, die früher von Tierärztemangel klassischerweise weniger betroffen waren, sehen sich zunehmend diesem negativen Trend ausgesetzt: So ist zum Beispiel auch der Sektor der tierärztlichen Klein- und Heimtierversorgung betroffen, wo sich der Fachkräftemangel aufgrund der enormen Zunahme der zu versorgenden Tiere im Zuge der Corona-Pandemie stark bemerkbar macht und die Versorgung kranker Tiere, insbesondere im Notdienst, häufig nicht mehr sichergestellt ist. Bei den staatlichen und privaten Laboren und Untersuchungseinrichtungen werden schon lange keine Tierärztinnen und Tierärzte gefunden, um ausscheidende Kollegen zu ersetzen.
Diese negative Entwicklung zeichnet sich zunehmend für den Öffentlichen Veterinärdienst und auch die Bundeswehr ab. Sie wird ohne Gegenmaßnahmen zu einem großen Problem werden. Die an den Diskussionen der Arbeitskreise beteiligten Tierärztinnen und Tierärzte waren sich einig darin, dass sich dieser immer deutlicher spürbare Fachkräftemangel nachteilig auf das im Grundgesetz verankerte Staatsziel „Tierschutz“ und auf den Gesundheitsschutz auswirken wird, wenn nicht rechtzeitig durch geeignete Maßnahmen entgegengewirkt wird. Bei der Aufarbeitung dieses komplexen Themas flossen unter anderem die Arbeitsergebnisse der Zukunftskommission der BTK ein, in der Oberstveterinär Dr. Schulenburg zusammen mit fünf Tierärztinnen und unter der Leitung von Prof. Andreas Hensel, Leiter des Bundesinstituts für Risikobewertung, Mitglied ist. Um dem Fachkräftemangel kurzfristig zu begegnen, aber diesem auch nachhaltig und langfristig vorzubeugen, müssen zahlreiche Faktoren berücksichtigt und an verschiedenen Stellschrauben gedreht werden. Mögliche Maßnahmen reichen von einer Reformierung der Studienplatzvergabe und Änderung der universitären Ausbildungspläne, über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch den Abschluss von Tarifverträgen, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Attraktivitätssteigerung durch bessere Entlohnung und geregelte Notdienstverteilung bis hin zu einer koordinierten und gezielten Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel einer realitätsnahen Darstellung des tierärztlichen Berufsstandes in der Gesellschaft, beim potenziellen Nachwuchs und insbesondere auch bei politischen Entscheidungsträgern. Als großen Durchbruch sieht Oberstveterinär Dr. Schulenburg die Tatsache, dass erstmals eine Erhöhung der Studienplatzzahl als vorrangiger Ansatz zur Bekämpfung des Mangels an Tierärztinnen und Tierärzten von allen Experten anerkannt wurde.
Über die Bekämpfung des Tierärztemangels hinaus haben sich die Sanitätsoffiziere Veterinär dafür eingesetzt, dass der One Health-Ansatz aus der Tierärzteschaft heraus gestärkt und konsequent verfolgt wird. Durch die aktive Beteiligung und Mitgestaltung von Sanitätsoffizieren Veterinär der Bundeswehr an den berufspolitischen Themen resp. Zukunftsthemen finden auch die Interessen des Veterinärwesens bzw. des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Gehör und Berücksichtigung. Gleichzeitig können wichtige Erfahrungen, die sich aus dem besonderen Erfahrungsspektrum und Aufgabengebiet von Sanitätsoffizieren Veterinär ergeben, aktiv zur Mitgestaltung von Zukunftsthemen eingebracht werden.
Dr. Fröhlich
Oberfeldveterinär
Forschung und Wissenschaft am BUNDESWEHRKRANKENHAUS Ulm – Habilitation in der Radiologie
Flottillenarzt Priv.-Doz. Dr. Carsten Hackenbroch erhält Venia Legendi für das Fachgebiet Radiologie in Ulm
Flottillenarzt Priv.-Doz. Dr. med. Carsten Hackenbroch, Oberarzt der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie am Bundeswehrkrankenhaus Ulm, schloss am 12.07.2022 erfolgreich seine Habilitation für das Fachgebiet Radiologie ab und erhielt die Venia Legendi mit seiner Vorlesung zum Thema „Künstliche Intelligenz in der Radiologie – Freund oder Feind“.
Priv.-Doz. Dr. Hackenbroch begann seine radiologische Laufbahn am Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Nach Erlangung des Facharztes am 01.07.2010 erwarb er weitere Spezialisierungen im Bereich der kardialen und muskuloskelettalen Bildgebung sowie der Prostatographie. In der Abteilung Radiologie ist er Forschungsverantwortlicher. Mit viel Engagement und Herzblut widmet er sich neuen wissenschaftlichen Aufgaben und bringt vielfältige Ideen ein.
Die demografische Entwicklung stellt die Medizin vor immer neue Herausforderungen, zum einen in der bildgebenden Diagnostik von Verletzungsfolgen und zum anderen beim Erstellen von Behandlungsstrategien. Neue bildgebende Verfahren machen es möglich, mit Hilfe künstlicher Intelligenz traumabedingte Muster besser zu erkennen. Im Rahmen der engen Zusammenarbeit mit dem Unfallchirurgischen Zentrum des Bundeswehrkrankenhauses Ulm und den hochspezialisierten radiologischen Untersuchungsmöglichkeiten mit Computertomografiescannern (CT) der neuesten technischen Generation wurden neue Methoden der Bildgebung in der Trauma- und Altersmedizin erarbeitet. Diese sind in der kumulativen Habilitationsschrift von Priv.-Doz. Dr. Hackenbroch mit dem Thema „Etablierung und Evaluation innovativer CT-Techniken in der Trauma- und Altersmedizin“ ausgeführt.
Während seiner klinischen Tätigkeit als Radiologe hat Priv.-Doz. Dr. Hackenbroch die höchsten Zertifizierungsstufen der Deutschen Röntgengesellschaft für die kardiovaskuläre, muskuloskelettale und die urogenitale Bildgebung (Prostatografie) erworben und ist Instruktor der deutschen Gesellschaft für muskuloskelettale Radiologie (DGMSR). Seit 2017 ist er Leiter des Zentrums für kardiovaskuläre Bildgebung und seit 2019 Leiter des Zentrums für muskuloskelettale Radiologie am BWK.
Mit seiner Habilitation sowie dem Erhalt der Venia Legendi wurde Flottillenarzt Priv.-Doz. Dr. Hackenbroch nun in den Lehrkörper der Universität Ulm aufgenommen. Er wird sich weiterhin sehr intensiv der Wissenschaft und der Ausbildung junger ärztlicher Kolleginnen und Kollegen sowohl im militärischen als auch zivilen Bereich kümmern.
Das Team der Radiologie und Neuroradiologie gratuliert Priv.- Doz. Dr. Hackenbroch zu diesem außergewöhnlichen Erfolg und freut sich auf die weitere hochqualifizierte freundschaftliche Zusammenarbeit. Wir wünschen ihm für die berufliche Zukunft weiterhin so viel Freude, Erfolg und alles Gute.
Oberstarzt Dr. Klaus Efinger
Oberfeldarzt Dr. Silke Steinhoff