ORGAN LUNGE IM FOKUS
Bundeswehrkrankenhaus ist Teil des Onkologischen Zentrums Westerstede
Seit Beginn der Kooperation zwischen dem Bundeswehrkrankenhaus (BwKrhs) Westerstede und der Ammerland-Klinik wird in der pneumologischen Onkologie eng zusammengearbeitet. Die damals aufgebaute Klinik für Pneumologie (Innere Medizin – Bundeswehr) und der Ausbau der Thoraxchirurgie (Sektion der Klinik für Gefäßchirurgie – Ammerland-Klinik) haben sich hierfür zunehmend vernetzt. Das im Jahre 2021 gegründete Onkologische Zentrum wird weiter ausgebaut, ein Lungenkrebszentrum ist geplant.
Nachdem in einer der letzten Ausgaben der Wehrmedizinischen Monatsschrift die Onkologie mit ihren Möglichkeiten in Ulm und Koblenz aufgezeigt wurde [2], soll im Folgenden die Vernetzung auf diesem Gebiet in Westerstede vorgestellt werden.
Komplexität und Multidisziplinarität
Die Onkologie ist heute für das Fachgebiet der Inneren Medizin eine wichtige Entität für die meisten Schwerpunkte. Stationäre Aufenthalte von Patienten mit onkologischen Erkrankungen haben regelmäßig eine höhere Komplexität als übrige Patienten. Hierbei stellt die Erstdiagnose einer onkologischen Erkrankung nur einen Aspekt dar; auch interkurrente Erkrankungen bei Malignompatienten, z. B. Pneumonien oder ein bis dato nicht erkannter Progress, machen stationäre Aufnahmen nötig. Für die großen Operationen der operativen Disziplinen sind die onkologischen Erkrankungen von entscheidender Wichtigkeit. Die ausgedehnten thoraxchirurgischen Lungeneingriffe dienen einerseits als entscheidender Baustein einer multimodalen Krebstherapie und stellen andererseits die Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung, die im chirurgischen Fachgebiet für BwKrhs erforderlich sind.
Diese Überlegungen führten bereits in den letzten Jahren dazu, die Versorgungsmöglichkeiten für thorakale Malignome in Westerstede kontinuierlich zu verbessern. Parallel zum Aufbau einer Pneumologie im BwKrhs hat die Ammerland-Klinik ihre Thoraxchirurgie in der Klinik für Thorax- und Gefäßchirurgie ausgebaut. So sind im Klinikzentrum Westerstede aktuell zwei Pneumologen und ein Internist im letzten Teil der pneumologischen Weiterbildung tätig (Bundeswehrkrankenhaus) sowie zwei Thoraxchirurgen (Ammerland-Klinik). Assistenten der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des BwKrhs können hier zusätzliche einsatzrelevante thoraxchirurgische Expertise im Rahmen der Rotation erlernen.
Arbeitsteilung und Integration
Seit Bestehen des BwKrhs Westerstede kooperieren wir arbeitsteilig mit den Kliniken für Onkologie (bei nicht-thorakalen Malignomen und eiligen stationären Chemotherapien), der Praxis für Onkologie Westerstede/Aurich und dem Zentrum für Strahlentherapie in Westerstede. Dies mündete im Jahre 2021 in der Aufstellung eines Onkologischen Zentrums unter Leitung von Dr. Ufen, Leiter des Schwerpunktes Onkologie am Hause und ärztlicher Mitarbeiter in der o.g. onkologischen Praxis am Ort. Das Onkologische Zentrum wurde zunächst mit den Organen Brust, Darm und Urogenitaltumoren aufgestellt. Einzelheiten zu Struktur und Kooperationspartnern können dem Öffentlichen Bericht des Onkologischen Zentrums Westerstede 2021 entnommen werden [2] .
Durch die Vernetzung unter einem EDV-System (ORBIS) mit einer gemeinsamen elektronischen Patientenakte lassen sich erhebliche Synergieeffekte im Klinikzentrum nutzen, sämtliche Befunde und Behandlungsdaten liegen elektronisch immer allen Beteiligten vor und können vor den Konferenzen in allen Details eingesehen werden. Darüber hinaus besteht eine enge Verzahnung für weitere notwendige ambulante Leistungen für gesetzlich versicherte Patienten nach Entlassung im angegliederten Ärztehaus (neben Onkologie und Strahlentherapie auch Pneumologie, Nephrologie und Kardiologie).
Vernetzung über die Klinik hinaus
Erforderliche molekularpathologische Untersuchungen werden gemeinsam im Board besprochen und bei gesetzlich versicherten Patienten von der onkologischen Praxis in Auftrag gegeben. Hierfür ist erfreulicherweise unsere ortsansässige Praxis für Pathologie in einer überörtlichen Teil-Berufsausübungsgemeinschaft akkreditiert, so dass Hinweise zur Qualität des Materials und die Ergebnisse gemeinsam besprochen werden können. Hierdurch entstehen der Bundeswehr (ebenso wie bei der ambulanten Durchführung des PET-CT im Rahmen der Lungenkrebsdiagnostik) keinerlei Kosten. In Einzelfällen freuen wir uns über die ergänzenden Möglichkeiten unseres Systemverbundes und haben bereits für die Molekularpathologie die Abteilung für Pathologie im BwKrhs Ulm genutzt [1], um eine verzögerungsfreie Diagnostik in Situationen zu gewährleisten, die im deutschen Krankenversicherungssystem nur eingeschränkt abgebildet sind.
Wechselseitiger Austausch
Insgesamt 18 der 33 Betten der Klinik für Innere Medizin des BwKrhs Westerstede sind im Landesbettenplan verankert, im Jahre 2022 wurden beispielsweise 550 Bronchoskopien in der Pneumologie durchgeführt. Eine pneumologische Weiterbildung ist daher im Verbund bereits vollständig möglich. Ferner betreiben wir ein Diabetes-Zentrum und bringen Expertise in der Kardiologie im Hause (Herzkatheterlabor und Notaufnahme) ein. Diese Zusammenarbeit möchten wir auch zum beiderseitigen Nutzen ausbauen. Unsere Assistenzärzte sind dabei in einen wechselseitigen Austausch mit der Ammerland-Klinik und der Universitätsklinik für Innere Medizin am Klinikum Oldenburg integriert. Mit letztgenannter Klinik existiert über den Assistentenaustausch hinaus eine fachärztliche Mitarbeit im Herzzentrum mit beispielsweise ca. 5 000 überwiegend komplexen Herzkatheteruntersuchungen im Jahr.
Ausblick
Aufgrund der erforderlichen Fortentwicklung wird derzeit der Ausbau zu einem kooperativen Lungenkrebszentrum vorangetrieben. Dies wäre bislang einzigartig im Systemverbund der Bundeswehrkrankenhäuser. Mit diesen Bemühungen um Anpassung an die sich verändernden Strukturen soll gewährleistet werden, dass wir in der Inneren Medizin in Westerstede weiterhin unseren Auftrag für die Aus-, Fort- und Weiterbildung des Sanitätspersonals und die personelle Beteiligung an Einsätzen und vergleichbaren Verpflichtungen effektiv erfüllen und eine hochqualifizierte Versorgung der uns anvertrauten Soldaten und Zivilisten anbieten.
Literaur:
Verfasser
Flottillenarzt Dr. Klaas Oltmanns
Bundeswehrkrankenhaus Westerstede
Klinik I - Innere Medizin (Sektion Pneumologie)
Lange Str. 38, 26655 Westerstede
E-Mail: klaasoltmanns@bundeswehr.org
Redaktion: Generalarzt a. D. Prof. Dr. med. Horst Peter Becker, MBA, Scharnhorststr. 4b, D-10115 Berlin, Mobil +49 171 215 0901, E-Mail: hpbecker@beta-publishing.com
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