Militärchirurgen – Update einer festen Verankerung in den beiden großen chirurgischen Fachgesellschaften
Die Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Militär- und Notfallchirurgie (CAMIN) derDeutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) und die Sektion Einsatz-, Katastrophen und Taktische Chirurgie (EKTC) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)
Hintergrund und Historie
Die Chirurgen der Bundeswehr sind im Dialog eng mit den zivilen Fachgesellschaften verbunden. Mit ihnen wurden in beiden großen chirurgischen Fachgesellschaften, der DGAV und der DGU bereits vor 10 Jahren eigene Arbeitsgemeinschaften gegründet. Die DGAV Arbeitsgemeinschaft „CAMIN“ steht für die Chirurgische AG Militär- und Notfallchirurgie während die EKTC sich als Sektion in der DGU, der Thematik der Einsatz-, Katastrophen und Taktischen Chirurgie annimmt. Die Verknüpfung der zivilen und der militärischen Chirurgie hat dabei eine medizinhistorische Tradition. Chirurgen der Bundeswehr können die wehrmedizinische Expertise bieten, die von den zivilen Fachgesellschaften geradezu eingefordert wird. Im Gegenzug profitieren Militärchirurgen vom Erfahrungsaustausch mit ihren zivilen Kolleginnen und Kollegen. Die zahlreichen Tätigkeiten, Sitzungen und Projekte der Arbeitsgemeinschaft CAMIN und Sektion EKTC aufzuzählen, würde den Rahmen dieses kurzen Beitrags bei Weitem sprengen. Es soll deshalb nur eine kurze Übersicht als Update der Tätigkeiten der CAMIN und der EKTC aus den letzten Jahren gegeben werden.
CAMIN
Es finden jährlich mindestens 4 wissenschaftliche Sitzungen zur Militär- und Notfallchirurgie (Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie – DGC und der „Viszeralmedizin“, dem gemeinsamen Kongress der DGVS1/DGAV) statt. In gemeinsamer Herausgeberschaft von Oberstarzt Prof. Dr. Schwab (Koblenz), Proif. Dr. Lang (Mainz) und Prof. Dr. Germer (Würzburg) erschien das Lehrbuch „Notfälle in der Allgemein- und Viszeralchirurgie- Kurze Wege des Therapieentscheidung“ (Springer 2019).
Exemplarische Publikationen
- CAMIN (DGAV)/EKTC (DGU) (2017): Leitthema „Versorgung eines Massenanfalls an Verletzten und von Terroropfern“. Der Chirurg, 88(10). Leitthema
- Güsgen C et al. (2017): Das Terroranschlagtrauma – eine eigene Entität des Polytraumas. Der Chirurg, 88, 821–829.
- Willms AG et al, CAMIN Study Group (2021) : Appendicitis during the COVID-19 lockdown: results of a multicenter analysis in Germany. Langenbecks Arch Surg,406(2):367-375.
- Willms A, et al. (2021): The Impact of Lockdown during the COVID-19 Pandemic on Care for Elective Patients (C-elective Study) – Results of a Multicenter Survey. Zentralbl Chir, 146(06): 562-569.
- Güsgen C et al., CAMIN (DGAV) (2020): Advanced training of general and visceral surgeons in life-saving emergency surgery: Results of a survey among participants of a surgery course.Chirurg, 91(12): 1044-1052.
Ausbildung und Training
Die im klinischen Alltag nur begrenzt mögliche Ausbildung in notfallchirurgischen Techniken, speziell bei in Deutschland seltenen penetrierenden Verletzungen, ist ein weiteres Hauptthema der CAMIN, aber auch der EKTC. Mit Beauftragung durch die DGC wurden die in Deutschland bestehenden notfallchirurgischen Kursformate unter organisatorischer Führung der DGU gebündelt und ein fachgesellschaftsübergreifendes Kursformat entwickelt. Der von der CAMIN konzipierte und etablierte Kurs „Viszeralchirurgischer Notfall und thorako- abdominelles Trauma“ wurde in den über das Kursportal der AUC (Akademie der Unfallchirurgie) angebotenen ACT! (Acute Care in Trauma) Kurs integriert. Dieser 2,5 Tage Kurs vermittelt notfallchirurgische Kompetenzen in theoretischen, v. a. aber praktisch operativen Anteilen. An seinem Ende steht die Vergabe des ACT!-Kurs-Zertifikats, des DSTC® (Definitive Surgical Trauma Care) Zertifikates der IATSIC (International Association for Trauma Surgery and Intensive Care) und des ASSET™-Zertifikates. Der etablierte, hochkarätige und in Berlin durchgeführte „Einsatzchirurgiekurs“ der Bundeswehr bleibt militärischen Teilnehmern vorbehalten.
EKTC
- Regelhafte thematische Beiträge/Sitzungen zum Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)
- Planung eines Arbeitstreffens als internationale Sitzung mit Vertretern des NIGHTINGALE-Projektes(https://www.nightingale-triage.eu/) 2023.
- Provider-Kurse TDSC® (10 bis 12/Jahr)
- Teilnahme und Mitgestaltung an der 4. Notfallkonferenz der DGU in Hamburg
- Wissenschaftliche Sitzung und weitere Vortragsbeiträge zum ECTES (European Congress of Trauma and Emergency Surgery) in Oslo
- Pilot-TDSC®-Kurs in Jordanien
- Themen-/Schwerpunkttag beim DGCH-Kongress 2022, Leipzig
- Thementag auf dem DCK (Deutscher Chirurgenkongress) in Leipzig
- 2 wissenschaftliche Sitzungen zum DKOU 2022, Berlin
- Mitglieder- und Arbeitstreffen der Sektion EKTC zum DKOU 2022, Berlin
- Planung Instruktorenkurs TDSC® für 2023
- Neustrukturierung und Weiterentwicklung des TDSC® – Kurses
- Leitung und Bearbeitung der Leitlinienentwicklung „Innerklinische Katastrophenmedizin“
- Umsetzen „5-Punkte-Plan 2.0 der DGU“
Veröffentlichungen im Kontext der EKTC in 2022
- Franke, A. (2022). Erster internationaler TDSC®-Pilotkurs in Jordanien. Orthopädie Und Unfallchirurgie, 12(6), 74. mehr lesen
- Franke, A., et al. (2022). Die Kooperation des Sanitätsdienstes der Bundeswehr mit der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie–Chancen und Ausblick aus klinisch (unfall-) chirurgischer Perspektive. WMM 2022; 66(12) mehr lesen
- Achatz, G. et al, (2022). Preclinical Management/Rescue. Textbook of Polytrauma Management: A Multidisciplinary Approach, 41. mehr lesen
- Yánez Benítez et al. (2022). Education, training and technological innovation, key components of the ESTES-NIGHTINGALE project cooperation for Mass Casualty Incident preparedness in Europe. European Journal of Trauma and Emergency Surgery, 1-7. mehr lesen
- Hoth, P. et al. & AG EKTC der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. (2022). Sicherheitsaspekte und Vorbereitung zur Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr in Kliniken bei MANV/Terror MANV. Die Unfallchirurgie, 125(7), 542-552. mehr lesen
- CAMIN (DGAV)/EKTC (DGU) (2017): Leitthema „Versorgung eines Massenanfalls an Verletzten und von Terroropfern“. Der Chirurg, 88(10). Leitthema mehr lesen
- Güsgen C et al. (2017): Das Terroranschlagtrauma – eine eigene Entität des Polytraumas. Der Chirurg, 88, 821–829. mehr lesen
- Willms AG et al, CAMIN Study Group (2021) : Appendicitis during the COVID-19 lockdown: results of a multicenter analysis in Germany. Langenbecks Arch Surg,406(2):367-375. mehr lesen
- Willms A, et al. (2021): The Impact of Lockdown during the COVID-19 Pandemic on Care for Elective Patients (C-elective Study) – Results of a Multicenter Survey. Zentralbl Chir, 146(06): 562-569. mehr lesen
- Güsgen C et al., CAMIN (DGAV) (2020): Advanced training of general and visceral surgeons in life-saving emergency surgery: Results of a survey among participants of a surgery course.Chirurg, 91(12): 1044-1052. mehr lesen
Ausbildung und Training
Das TDSC-Kursformat bemüht sich in ganz besonderer Weise um die Besonderheiten in der medizinischen Versorgung bei Terror- und Katastrophen-Szenarien. Damit ist es möglich, über die Akademie der Unfallchirurgie (AUC) die bisherigen Kursformate wie z. B. ATLS® und DSTC® um einen wichtigen Baustein zu ergänzen, der sich aus den internationalen Erfahrungen aus Paris, Brüssel und Berlin ergeben hat.
Fazit
Der querschnittliche Wissenstransfer zwischen Bundeswehr- und zivilen Chirurgen kann nur durch kontinuierlichen Austausch und enge Vernetzung im Rahmen der zivil-militärischen-Zusammenarbeit gewährleistet bleiben. Anhand der Arbeit der CAMIN und der EKTC wird dieser Anspruch kontinuierlich, intensiv und erfolgreich umgesetzt. Diese Zusammenarbeit hat eine medizinhistorische Tradition. Sie wurde in den letzten 10 Jahren in Deutschland aktiv von beiden Seiten wiederbelebt, ist stetig gewachsen und hat sich wieder fest als traditionell militärchirurgischer Bestandteil in den zivilen Fachgesellschaften als Pflicht etabliert.
Für die chirurgischen und unfallchirurgischen Kliniken der Bundeswehrkrankenhäuser
Oberstarzt Dr. Christoph Güsgen
Oberstarzt Prof. Dr. Axel Franke
Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
1 DGVS = Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten