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Luft- und Raumfahrtmedizin
Airbus A330 – Einführung eines neuen multinationalen Luftfahrzeugmusters „Aeromedical Evacuation“

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MULTINATIONAL AEROMEDICAL EVACUATION

Airbus A330 – Einführung eines neuen multinationalen Luftfahrzeugmusters „Aeromedical Evacuation“

Matthias T. Kohla

a DDO Deutscher Anteil Multinational MRTT Fleet, Eindhoven – Fliegerärztliche Einsatzmedizin/AIRMEDEVAC, Köln

Einleitung

Als Ersatz für die veralteten Tanker-Flugzeuge McDonnell Douglas KC-10 plante die niederländische Luftwaffe etwa ab 2012 den Kauf von Luftfahrzeugen (Lfz) des Typs Airbus A330 MRTT (Multirole Tanker Transport). Im Laufe der Zeit entwickelte sich – beginnend in 2016 – hieraus ein multinationales Programm, das „Multinational MRTT Fleet (MMF)-Program“. Aktuell beteiligen sich sechs europäische Nationen an der MMF: Niederlande, Deutschland, Luxemburg, Norwegen, Belgien und Tschechien. Die Betriebskosten der MRTT-Flotte werden verschieden anteilig durch die Nationen getragen, Personalschlüssel und Flugstunden werden anhand dieser Quote auf die Nationen verteilt. Deutschland ist mit einer 62 %igen Beteiligung der größte Partner und bekommt dafür 5 500 Flugstunden zugewiesen, was einem jährlichen Flugbetrieb von ca. 5 Airbus A330 entspricht. Ende 2021 war die Beschaffung von 9 A330 MRTT vertraglich vereinbart, von denen zukünftig fünf Luftfahrzeuge auf der Main Operating Base (MOB) in Eindhoven und vier Maschinen auf der Forward Operating Base plus (FOB+) in Köln/Wahn betrieben werden sollen. Das „+“ bei der FOB bedeutet die deutsche Bereitstellung der Fähigkeit Strategic Aeromedical Evacuation (StratAE)“ der Multinational MRTT Unit (MMU), also der Einheit, die den Airbus A330 betreibt.

Am militärischen Flughafen Köln/Wahn wird nach Abschluss der Zertifizierung des AE-Einbausatzes ein Airbus A330 StratAE mit einer Notice-to-move (NTM) von 24 h durchgehend bereitgehalten (24/7, ganzjährig). Der gesamte medizinische Einbausatz incl. Verbrauchsmaterialien wird bis auf die Anteile, die mit dem Luftfahrzeug beschafft wurden (Patient Transport Unit (PTU), Litterkit usw.) durch Deutschland bereitgestellt und gesamtheitlich bewirtschaftet. Die fliegende Besatzung (Cockpit, Kabine) wird multinational besetzt, jedoch wird bis auf weiteres die gesamte medizinische Besatzung (Aeromedical Crew Member, AeCM) rein national durch die Bundeswehr (Zentraler Sanitätsdienst und Luftwaffe) gestellt werden.

A330 MRTT

Der Airbus A330 MRTT kann in verschiedenen Rollen, teils sogar parallel innerhalb eines Einsatzszenarios, betrieben werden. Somit wären Transport von Material und Personal gleichzeitig mit einer Betankungsmission denkbar. Durch seine beiden unterschiedlichen Betankungsmöglichkeiten über „Hose“ und „Boom“ ist es ihm möglich, eine Vielzahl verschiedener Luftfahrzeuge, angefangen vom Eurofighter bis hin zur E3A-AWACS, zu betanken.

Lediglich bei der Aufgabe „StratAE“ ist eine Fokussierung auf den schnellen Transport der Patienten vonnöten, um Verzögerungen durch den Einsatz in anderen Rollen zu vermeiden.

Der A330 StratAE hat folgende Kapazitäten:

  • 6 intensivpflichtige Patienten auf den Patient Transport Units (PTU),
  • 16 „intermediat care“-Patienten auf Tragen im Litterkit und
  • bis zu 64 sitzende Patienten in der „ambulatory patient area“.

    Abb. 1: Konfiguration, Positionsplan und Beladekonzept A330 MRTT: Mittels Highloader erfolgt die Be- und Entladung liegender Patienten durch die Tür 2R, während die Treppen an den Türen 2L und 4L für den Zu- und Abgang gehfähiger Patienten vorgesehen sind. Die Positionsbezeichnungen entsprechen der technischen Dokumentation (z. B. PTU A1 = Intensiveinheit in der in Flugrichtung linken Reihe 1 an erster Position A)

Zusammengefasst ist die Transportkapazität für 22 liegende Patienten somit im Vergleich zum A310 MEDEVAC (44 liegende Patienten) um die Hälfte reduziert, jedoch stehen dafür erhebliche Kapazitäten für sitzende Patienten zur Verfügung, die es im A310 nicht gab.

Anpassung von Verfahren und Strukturen

Beispiel: Be- und Entladen

Ein neues Lfz erfordert häufig ein Neubewerten von „altbekannten“ Strukturen und in Teilen auch ein Umdenken. Ein Beispiel hierfür ist der Be- und Entladevorgang. Beim A310 erfolgte dieser durch das große Frachttor links vorne, jedoch fehlt dieses beim A330 MRTT.

Für das Be- und Entladen der Patienten wurde deshalb – anders als üblich – die Tür 2R (2 rechts) konzeptionell vorgesehen, da beim A330MRTT nur die Türen 2R und 2L – bei fehlendem Beladetor – die erforderliche Breite für eine Krankentrage haben und die Tür 2L als Standardtür zum Betreten des Lfz vorgesehen ist. Die Be- und Entladung über die Tür 2R hat ferner den Vorteil, dass am Heimatstützpunkt in Köln/Wahn der für diesen Zweck vorgesehene Patienten-Highloader (Bullmor Side Bull) seinen Standort nicht wechseln muss, um seine Kabine nach rechts abzusenken ohne – wie es linksseitig der Fall wäre – mit dem Triebwerk zu kollidieren. Diese Einsparung von Rangierarbeit bringt einen entscheidenden zeitlichen Vorteil.

Abb. 2: Frontalansicht des in Köln-Wahn zur Verfügung stehenden Highloaders (Bullmor Side Bull) mit nach rechts abgesenkter Kabine. Zum Be- und Entladen wird die Kabine über das Fahrzeug gehoben.

Bezeichnung der Liegeplätze

Auch die Bezeichnung der Liegeplätze wurde im Rahmen der Standardisierung an die Bezeichnungen in den technischen Dokumenten angepasst, was eine Umgewöhnung für das mitfliegende medizinische Personal bedeutet. Vorteil ist, dass jeder Platz sowohl von der Technik als auch von der medizinischen Seite identisch „angesprochen“ wird – wesentlich z. B. bei Fehlermeldungen bei einem Einsatz.

Abb. 3: Blick von vorn über den PTU-Bereich (4 von 6 PTU im Vordergrund sichtbar) in den Litterkit-Bereich.

Abb. 4: Vollständig ausgestatteter intensivmedizinischer Behandlungsplatz – die Patient Transport Uni (PTU)

Abb. 5: Überwachung, Sauerstoffinhalation, Infusion und Arzneigabe über Perfusor (Intermediate-Care) sind im Litterkit-Bereich für bis zu 16 Patienten möglich.

„Medical Galley“

Im vorderen Bereich des A330 StratAE befindet sich die „Medical Galley“, die einen großen Arbeitsbereich zur Vorbereitung von Medikamenten und Infusionen bietet. Mit den darunter verstauten „Half-Size Trolleys“, welche die medizinischen Verbrauchsmaterialien enthalten, ist ein rascher Zugriff auf das Material möglich. Durch die eigene „Medical Galley“ ist zukünftig eine strenge Trennung der medizinischen Beladung zu den Catering-Trolleys, aus denen das Essen zubereitet wird, sicher gewährleistet. Aus hygienischer Sicht ist dies eine weitere Verbesserung im Vergleich zum A310 MEDEVAC.

Abb. 6: Die Nutzung von kleineren nicht so tiefen Trolleys (Half Size Trolley, hier beim ersten Einbau) in der Medical Galley ermöglicht einen Zugriff auf kurzem Weg auf das dort untergebrachte Sanitätsmaterial.

Fazit

Der A330 StratAE ist mit seiner Aufteilung, dem erheblich größeren Platzangebot und seiner Ausstattung mit moderner Medizintechnik eine wertvolle Weiterentwicklung des bewährten A310 MEDEVAC System. Er gewährleistet den Erhalt des Fähigkeitsspektrums „Aeromedical Evacuation“ im multinationalen Rahmen. Die Erfolgsgeschichte der „fliegenden Intensivstation“, die in den späten 1980er Jahren mit dem „Einbausatz San (EBS)“ für das Lfz CL 601 Challenger ihren Anfang nahm, wird zukünftig mit dem A330 StratAE fortgeschrieben.

Verfasser

Oberfeldarzt Matthias T. Kohl

DDO Deutscher Anteil Multinational MRTT Fleet, ­Eindhoven

Fliegerärztliche Einsatzmedizin/AIRMEDEVAC, Köln

E-Mail: MatthiasThorolfKohl@bundeswehr.org

Vortrag bei der 66. Fliegerarzttagung der Bundeswehr in Bonn (8. bis 11. November 2021)

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