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AUSGEGLICHENER DRUCK?

Tubenfunktionsstörungen und Barotrauma (Vortrags-Abstract)

Carsten Juhrana

aZentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe, Dezernat II 3d – Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde

Einleitung

Eine ungestörte Funktion der Eustachischen Röhre (ER) ist Voraussetzung für das beschwerdefreie Fliegen und Tauchen. Ihr wird bei der Tauglichkeitsfeststellung durch Flieger- bzw. Taucherärzte von jeher besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Nicht einfach zu beantworten ist dabei die Frage, welche Methode sich am besten zur Überprüfung der Tubenfunktion eignet. Eine ganze Reihe technischer Entwicklungen haben das Verständnis über die Funktion der ER vertiefen können, aber bisher ist kein Untersuchungsverfahren für sich allein ausreichend valide.

Abb. 1: Historische anatomische Zeichnung des Ohres mit Darstellung der Eustachischen Röhre

Funktion der Eustachischen Röhre

In der Literatur besteht Konsens über die 3 Funktionen der ER. Dazu gehören

  • der Druckausgleich zwischen der Paukenhöhle und der Umgebung,
  • die Clearence von Sekreten aus dem Mittelohr und
  • die Protektion vor Sekreten und Geräuschen aus dem Nasopharynx (Keimaszension, Autophonie) [7].

Anatomische und physiologische Studien konnten den Sekrettransport und Gasaustausch belegen [4].

Gasaustausch

Während das Sekret immer in Richtung Nasopharynx transportiert wird, ist der Gasaustausch bidirektional und folgt einerseits dem Druckgradienten, andererseits aber auch dem Diffusionsgradienten für die verschiedenen Gase in unserer Umgebungsluft. Der relative Anteil der beiden Mechanismen „Tubenöffnung“ und „Gasdiffusion“ über die Gefäße der Schleimhaut der Paukenhöhle und der mastoidalen Zellen ist schwer quantifizierbar. Sicher ist, dass im gesunden Mittelohr der Druck langsam sinkt und durch kurze Öffnung der ER wieder an den Umgebungsdruck angeglichen wird. Bei Unterdrückung des Schluckaktes und damit fehlender Tubenöffnung kommt es z. B. durch die Gasresorption durch die Paukenschleimhaut nach einigen Minuten zu einem Unterdruck in der Paukenhöhle, der durch Tubenöffnung beim Schlucken schnell wieder ausgeglichen wird (Abbildung 2) [5][6]. Damit ist die Öffnung der Tube nicht der einzige, aber bei schnellen Druckänderungen wie beim Fliegen und Tauchen der entscheidende Faktor beim Druckausgleich [1][8].

Abb. 2: Das Unterdrücken der Tubenöffnung durch willentliches Vermeiden von Schluckakten führt zum Absinken des Mittelohrdruckes (Abbildung aus [6])

Tubenfunktionsstörungen und ihre Diagnostik

Eine gängige klinische Einteilung erfolgt anhand von Symptomen (einer Fehlregulation des Mittelohrdruckes) oder entsprechenden Trommelfellbefunden (Abbildung 2).

Abb. 3: Symptome und Befunde, nach denen die verschiedenen Formen der Tubenfehlfunktion (ETD) definiert werden (Abbildung nach [7])

Funktionsstörung bei Druckänderung

Für die sowohl in der Luftfahrt als auch beim Tauchen relevante sogenannte „Baro-Challenge Induced ETD“ gilt, dass die typischen Symptome wie Völlegefühl, Knacken und/oder Schmerzen nur bei Änderung des ­Umgebungsdruckes auftreten. Ansonsten sind diese ­Patienten beschwerdefrei. Die üblichen Untersuchungsmethoden wie Ohrmikroskopie, Valsalvamanöver, Tympanometrie, Hörtest und weitere liefern unter normobaren Bedingungen unauffällige Ergebnisse [7]. Dabei können sich bei signifikanter Druckänderung durchaus auch Barotraumen manifestieren. Die typische Situation ist der Abstieg beim Tauchen oder Fliegen mit dem daraus folgenden Druckanstieg.

Mit Ausnahme der bei Marine und Luftwaffe praktizierten und technisch sowie personell sehr aufwändigen Druckkammertests gibt es keine bei der Eignungsfeststellung regelhaft angewendete Methode, mit der diese Form der Tubenstörung bei Anwärtern sicher diagnostiziert werden kann.

Die klinisch verfügbaren Untersuchungsverfahren gelten als nicht ausreichend reliabel und valide zur objektiven Beurteilung der Funktion der ER [3][6] bzw. es kann keine als Goldstandard bezeichnet werden [2]. Daher sehen viele Autoren hier Chancen für neue technische Entwicklungen, deren Nutzen aber noch wissenschaftlich nachgewiesen werden muss.

Fazit

Die Tubenfunktion kann auf Meereshöhe unauffällig erscheinen. Bei Druckänderungen kann sich trotzdem eine Baro-Challenge Induced Tube Dysfunction manifestieren. Es besteht weiterer Forschungsbedarf, um ein Untersuchungsverfahren neben den etablierten druckkammerbasierten Methoden für eine sichere Bewerberauswahl zu identifizieren.

Ein gelungenes Valsalvamanöver bei Normaldruck schützt nicht sicher vor Mittelohrbarotraumen. Die temporären Kontraindikationen für das Tauchen und Fliegen müssen deshalb trotzdem beachtet werden.

Literatur

  1. Bluestone C: Pathogenesis of otitis media: role of eustachian tube. Pediatr Infect Dis J 1996; 15(4): 281-291. mehr lesen
  2. Di Martino EFN: Aktueller Stand der Tubenfunktionsdiagnostik. HNO 2013; 61: 467476. mehr lesen
  3. Leuwer R, Koch U: Anatomy and physiology of the auditory tube. Therapeutic possibilities in chronic disorders of tubal function. HNO 1999; 47(5): 514-523. mehr lesen
  4. Leuwer R, Schubert R, Wenzel S, Kucinski T, Koch U, Maier H.: Neue Aspekte zur Mechanik der Tuba auditiva. HNO 2003; 51(5): 431-438. mehr lesen
  5. Pau HW, Sievert U, Just T, Sade J: Pressure changes in the human middle ear without opening the eustachian tube. Acta Otolaryngol 2009; 129(11): 1182-1186. mehr lesen
  6. Pau HW: Tube und Mittelohrmechanik. HNO 2011; 59: 953.. mehr lesen
  7. Schilder AGM, Bhutta MF, Butler CC et al.: Eustachian tube dysfunction: consensus statement on definition, types, clinical presentation and diagnosis. Clin Otolaryngol 2015; 40: 407-411. mehr lesen
  8. Uzun C: Evaluation of predive parameters related to eustachian tube dysfunction for symptomatic middle ear barotrauma in divers. Otol Neurootol 2005; 26(1): 59-64. mehr lesen

 

Verfasser

Oberstarzt Carsten Juhran

Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe, Fürstenfeldbruck

E-Mail: carstenjuhran@bundeswehr.org

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