2. Kongress der Gesundheitsfachberufe der DGWMP e. V.
Der 2. Kongress der Gesundheitsfachberufe vom 16. bis 18. November in Westerstede, veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. (DGWMP e. V.), war erneut ein voller Erfolg. Die gemeinsame Veranstaltung mit regionalen Organisationen aus dem Gesundheitswesen konnte zahlreiche neue Impulse geben.
Der zweite Kongress der Gesundheitsfachberufe fand vom 16. bis 18. November 2024 in den Räumlichkeiten des Gymnasiums von Westerstede statt. Veranstalter waren die DGWMP e. V. in Kooperation mit der Gesundheitsregion Ammerland, der Jade Hochschule Oldenburg und dem Hospiz- und Palliativnetzwerk Ammerland & Umgebung. Rund 700 Besucherinnen und Besucher erfreuten sich an 35 Fachvorträgen und insgesamt 11 Workshops. Der Arbeitskreis Gesundheitsfachberufe der DGWMP e. V. führte diesen Kongress nun zum zweiten Mal in dieser Form durch. Inkludiert waren das 21. Notfallsymposium und erstmals auch ein Hospiz- und Palliativtag.
Eröffnung
Landrätin Karin Harms hob in ihrer Begrüßung die wachsende Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Partnern im Gesundheitswesen vor. Diese gelte besonders in Krisensituationen: „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, auch in Zukunft eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Dabei spielt Resilienz eine entscheidende Rolle: Nur wenn wir sowohl unsere Fachkräfte als auch die Strukturen im Gesundheitswesen stärken, können wir auch in Krisenzeiten zuverlässig und effizient handeln.“
Der Präsident der DGWMP e. V., Generalstabsarzt a. D. Dr. Stephan Schoeps, lobte das Zusammenspiel aller an der Gesundheitsversorgung Beteiligten ausdrücklich und bedankte sich in diesem Zusammenhang für die gute Vorbereitung der Veranstaltung (Abbildung 1).
Abb. 1: Generalstabsarzt a. D. Dr. Schoeps bei der Begrüßung in einem gut gefüllten Saal
Generalarzt Dr. Johannes Backus betonte die wichtige Rolle der Gesundheitsfachberufe auch im Sanitätsdienst der Bundeswehr, wo ihr Stellenwert genauso hoch sei wie im zivilen Gesundheitswesen. Auch er hob die gute Zusammenarbeit der Akteure im Ammerland hervor und sah diese auch als beispielgebend für andere Regionen.
Die Schirmherrschaft hatte dieses Mal der Vizepräsident der Jade Hochschule Oldenburg/Wilhelmshaven, Prof. Dr. Hero Weber, übernommen, der in seiner Ansprache die gute Kooperation zwischen dem Kongresspräsidium und allen Referenten hervorhob. Die Beteiligung der Jade Hochschule unterstrich auch die wissenschaftlichen Ansprüche des Kongresses.
Der Erfolg des Veranstaltungsformats ist auch der hervorragenden Infrastruktur geschuldet, die auch für den 2. Kongress unkompliziert zur Verfügung gestellt wurde (Abbildung 2). Der Bürgermeister der Stadt Westerstede, Michael Rösner, machte in seiner Begrüßungsansprache deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit der Akteure im Gesundheitssystem mit den Kommunen ist. Es war ihm eine Herzensangelegenheit, diesen Kongress zu unterstützen.
Vorträge und Workshops – Resilienz im Fokus
In den Vorträgen und Workshops wurde intensiv darüber diskutiert, wie sowohl Menschen als auch Institutionen schwierige Lebenssituationen bewältigen können, ohne langfristige Beeinträchtigungen zu erleiden. Neue Verfahren und Methoden zur Förderung von Stabilität und Widerstandskraft im Gesundheitswesen wurden vorgestellt. Die Veranstalter machten deutlich, dass es keine „Wunderlösung“ für mehr Resilienz gibt. Vielmehr müsse eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt werden, darunter Selbstbestimmung, Autonomie, der Aufbau von Ressourcen, ein positives Arbeitsumfeld, Wertschätzung, Offenheit und Humor. Symbolische Anerkennungen wie „Klatschen“ seien nicht ausreichend, gefordert seien hingegen konkrete Maßnahmen wie flexible Arbeitsmodelle, Weiterbildungsangebote, die Förderung individueller Stärken sowie der Einsatz moderner Technologien.
Abb. 2: Gruppenbild in der Aula des Gymnasiums Westerstede, das auch in diesem Jahr unkompliziert für den Kongress zur Verfügung gestellt wurde.
Notfallsymposium
Das bereits zum 21. Mal durchgeführte Notfallsymposium lockte wieder die zivilen und militärischen Retter nach Westerstede. Für diese gehört diese traditionelle und „handgemachte“ Veranstaltung zum festen Bestandteil ihrer Fortbildungsplanung. Der Austausch und das Netzwerken haben dabei immer wieder eine große Bedeutung. Insbesondere die durch die Krisen und Katastrophen notwendige neue Rolle der Notfallsanitäter wurden hervorgehoben. Mehr Kompetenzen für mehr Verantwortung ist das Thema der Zeit.
Palliativmedizin
Der dritte Tag des Gesundheitskongresses widmete sich erstmalig der Hospiz- und Palliativarbeit. Gerade dieses Thema war ein außerordentlicher Erfolg. Gemeinsam mit dem Hospiz-und Palliativnetzwerk Ammerland&Umgebung war es gelungen, ein sehr ansprechendes Programm unter der Überschrift, „Sterben! Rette sich wer kann!“ auf hohem fachlichen Niveau zu gestalten. Diese Veranstaltung beschäftigte sich vorrangig mit dem Thema des selbstbestimmten Sterbens. Das wurde in Vorträgen mit versierten und anerkannten Referenten aus der Hospiz-und Palliativszene beleuchtet.
„Können Sie mir beim Sterben helfen?“ Das war der Titel eines Vortrages, das aus der Perspektive eines Palliativmediziners eindrucksvoll und mit viel Hilfe für die Praxis dargestellt wurde. Ein Staatsanwalt diskutierte mit den Teilnehmenden zum Thema „Das Recht auf selbstbestimmtes Sterben – der assistierte Suizid und die Grenzen der Sterbehilfe im Kontext des deutschen Strafrechts“. Aber auch andere ethische Themen wurden hervorgehoben, so z. B. „Die ethische Entscheidungsfindung in der Palliativversorgung“ oder „Ethische Grenzgänge bei der Selbstbestimmung“.
Teilnehmende, Referentinnen und Referenten wie auch das Tagungspräsidium waren beeindruckt von der Vielfalt der Themen, über die engagierten Diskussionen und über den verantwortungsvollen Umgang mit den Thema Hospiz-und Palliativmedizin.
Die Hospiz-und Palliativmedizin ist auch eine Aufgabe, die im Sanitätsdienst der Bundeswehr und den Streitkräften weitere Berücksichtigung finden muss. Insbesondere für Gefechtssituationen müssen in den unterschiedlichen Ebenen palliativmedizinische Kompetenzen erarbeitet werden und der Truppe als Handlungsleitfaden zur Verfügung gestellt werden. Dazu wollen wir uns zeitnah auch interdisziplinär austauschen und unseren Beitrag leisten. Mittlerweile hat das Thema Hospiz- und Palliativarbeit offensichtlich einen Platz in der DGWMP gefunden und sollte unbedingt weitergeführt und ausgebaut werden.
Industrieausstellung und Rahmenprogramm
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine Industrieausstellung, die verschiedene Entwicklungen und Neuerungen vorgestellt hat. Hier bot sich über alle Kongresstage die Möglichkeit zum regen Austausch (Abbildung 3).
Nicht fehlen durften auch in diesem Jahr gesellige Anteile. So gab es am ersten Tag ein Get Together in der Krömerei in Westerstede und am zweiten Abend das traditionelle Grünkohlessen. Beide Veranstaltungen dienten der Vertiefung des Wissensaustauschs und der Pflege der Kameradschaft. Der Erfolg dieser Veranstaltung verpflichtet, dieses Format beizubehalten und weiterzuentwickeln.
Abb. 3: Die kongressbegleitende Industrieausstellung bot zahlreiche Möglichkeiten zum fachlichen Austausch.
Fazit und Ausblick
Ein großer Dank gilt allen Akteuren und „Machern“, die dazu beigetragen haben, dass sich die Gesundheitsfachberufe in den verschiedenen Disziplinen und Professionen austauschen und damit die Weiterentwicklung vieler unterschiedlicher Themen voranbringen konnten. Das Format der gemeinsamen Veranstaltung von Sanitätsdienst und regionalen zivilen Akteuren des Gesundheitswesens hat sich bewährt und wecken schon jetzt Erwartungen an den kommenden 3. Kongress der Gesundheitsfachberufe.
(Bilder: Frank Lukoschus)
Frank Lukoschus
Oberstabsbootsmann
Habilitation von Oberfeldarzt PD Dr. med. Stefan Eder an der LMU
Oberfeldarzt Privatdozent Dr. med. Stefan Eder, Facharzt für Arbeitsmedizin und Allgemeinmedizin, hat sich am 05.06.2024 an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München habilitiert. Am 24.06.2024 wurde ihm die Venia Legendi für das Fachgebiet Arbeitsmedizin mit dem Recht zur Führung der Bezeichnung Privatdozent erteilt. In seiner Habilitationsschrift mit dem Titel „Diagnostische und therapeutische Zielstrukturen bei Schädigung humanen Gewebes durch ionisierende Strahlung“ (Ordinarius Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin an der LMU München) widmet sich Oberfeldarzt Priv.-Doz. Dr. Stefan Eder dem medizinischen Management radionuklearer Schadenslagen. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte am Institut für Radiobiologie der Bundeswehr lagen zum einen in der Weiterentwicklung biodosimetrischer Labormethoden zur frühzeitigen Identifizierung relevant strahlenexponierter Personen mit der Indikation für weitere medizinische Behandlung. Als zertifizierter Gutachter der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin (DGAUM) erkannte er zudem früh den dringenden Bedarf für strahlenspezifische Biomarker in Tumorgeweben für die retrospektive Abschätzung des Tumorrisikos im Rahmen der arbeitsmedizinischen Zusammenhangsbegutachtung. So analysierte ein internationaler Forschungsverbund aus britischen, ukrainischen und deutschen Arbeitsgruppen unter seiner Federführung strahlenassoziierte Gensignaturen in Gewebeproben papillärer Schilddrüsenkarzinome ukrainischer Patienten mit Radiojodinkorporation aufgrund des Reaktorunglücks von Tschernobyl. Weitere Forschungsschwerpunkte lagen darüber hinaus im Verständnis der komplexen molekularen Mechanismen der zellulären Strahlenantwort in Normal- und Tumorgeweben, der Untersuchung pharmakologischer Kandidatensubstanzen als therapeutisch nutzbare Radioprotektiva sowie der Analyse dekorporationstherapeutischer Strategien bei unfall- oder anschlagsbedingter Inkorporation radioaktiver Substanzen.
Abb. 1: Oberstarzt Prof. Dr. Port (links) mit Oberfeldarzt Priv.-Doz. Dr. Eder
Nach Abschluss des Medizinstudiums und der Promotion an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg war Priv.-Doz. Dr. Eder von 2002 bis 2004 als Assistenzarzt in den Abteilungen für Innere Medizin, Chirurgie und Anästhesie des Bundeswehrkrankenhauses Ulm eingesetzt. Von 2004 bis 2009 leistete er seinen Dienst als Truppenarzt beim Panzerartillerielehrbataillon 345 in Schwanewede sowie beim Transportbataillon 465 in Ellwangen. Von 2009 bis 2011 folgte eine Verwendung als kommissarischer Dezernatsleiter für Ergonomie im Sanitätsamt der Bundeswehr in München, wobei er im Jahr 2010 eine Auslandsverwendung als Notarzt in der MedEvac-Kompanie des 27. Nachfolgekontingents KFOR in Prizren absolvierte. Seine anschließende arbeitsmedizinische Weiterbildung erfolgte von 2011 bis 2013 als Werksarzt der MTU Aero Engines AG in München. In den Jahren von 2014 bis 2021 leitete er die Forschungsgruppe „Proteomics“ am Institut für Radiobiologie der Bundeswehr in München. Im Anschluss vertiefte er seine systemischen Kenntnisse des militärischen und zivilen radionuklearen Notfallschutzes als Fachreferent in der Abteilung F „Medizinischer ABC-Schutz“ der Sanitätsakademie der Bundeswehr sowie seit 2023 als Arbeitsschutzarzt in der Überwachungsstelle für öffentlich-rechtliche Aufgaben des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Süd in München.
Priv.-Doz. Dr. Stefan Eder ist seit dem Sommersemester 2016 als Lehrbeauftragter in die arbeitsmedizinische Lehre an der Medizinischen Fakultät der LMU München eingebunden, betreut erfolgreich studentische Promotionsarbeiten und wirkt seit 2015 als Dozent bei der Ausbildung von Sanitätsoffizieren an der Sanitätsakademie der Bundeswehr.
Ich gratuliere Herrn Oberfeldarzt Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Eder sehr herzlich zum erfolgreichen Abschluss seiner Habilitation und der damit verbundenen Anerkennung für seine hervorragenden Leistungen in Wissenschaft und Lehre.
Oberstarzt Prof. Dr. med. Matthias Port
Leiter des Instituts für Radiobiologie der Bundeswehr