Nachweis lebensfähiger oraler Bakterien von Patienten auf dem Mund-Nasen-Schutz von Zahnärzten1
Detection of Viable Oral Bacteria on Dentists Surgical Masks
Jusef Naimᵃ, Janina Langᵃ, Carolin Clemensᵃ, Firat N. Malᵃ, Stefan Rupfa, Madline P. Gundᵃ
1 Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Beitrag die männliche Form im Sinne des genuinen Maskulinum (z. B. Patient, Soldat, Arzt, Zahnarzt) verwendet. Angesprochen sind damit aber alle Geschlechter.
ᵃ Klinik für Zahnerhaltungskunde, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde des Universitätsklinikums des Saarlandes
Zusammenfassung
Hintergrund: Bioaerosole kontaminieren die persönliche Schutzausrüstung (PSA), insbesondere den Mund-Nasen-Schutz (MNS) des zahnmedizinischen Personals. Die PSA beherbergt Mikroorganismen aus verschiedenen Quellen. Bisher wurde nicht untersucht, woher die Kontamination stammt und ob ein Zusammenhang zwischen den auf dem MNS nachgewiesenen Bakterien und dem Keimspektrum der Patienten besteht.
Methoden: Vor den zahnärztlichen Interventionen erfolgte die Gewinnung intraoraler Proben von Patienten. Postinterventionell wurden Mikroorganismen vom MNS des Behandelnden mittels Abdruckverfahren auf Agarplatten transferiert. Nach der Kultivierung wurden koloniebildende Einheiten quantifiziert und mittels Matrix-unterstützter Laserdesorption/Ionisation-Flugzeit-Massenspektrometrie (MALDI-TOF MS) identifiziert. Abschließend erfolgte eine Analyse, um eine Korrelation von identischen Spezies in den intraoralen Proben und denen auf dem MNS zu ermitteln.
Ergebnisse: 126 zahnmedizinische Behandlungen wurden einbezogen. Die Übereinstimmung einer Spezies trat am häufigsten auf (26,2%), gefolgt von zwei (11,9%) und drei oder mehr (3,97%). In den intraoralen Proben trat Neisseria subflava am häufigsten auf, während auf dem MNS am häufigsten Staphylococcus epidermidis nachgewiesen wurde. Staphylococcus aureus konnte in intraoralen Proben dreimal häufiger kultiviert werden als auf dem MNS.
Schlussfolgerung: Orale Mikroorganismen von Patienten können auf der Außenseite des MNS nachgewiesen werden. Bei der Verwendung der PSA während zahnmedizinischer Behandlungen sollte stets berücksichtigt werden, dass potenziell pathogene Mikroorganismen auf diese gelangen können und sie somit selbst zur Kontaminationsquelle werden können.
Schlüsselwörter: Zahnmedizin, persönliche Schutzausrüstung, Mund-Nasen-Schutz, Infektionsschutz, Hygiene, Aerosole
Summary
Background: Bioaerosols contaminate personal protective equipment (PPE), especially the surgical masks of dental personnel. The PPE harbors microorganisms from various sources. Until now, it has not been investigated where the contamination originates from and whether there is a connection between the bacteria detected on the mask and the bacterial spectrum of the patient.
Methods: Intraoral samples were obtained from patients before dental interventions. Post-intervention, microorganisms from the dentist’s mask were transferred to agar plates using the imprint method. After cultivation, colony-forming units were quantified and identified using matrix-assisted laser desorption/ionization time-of-flight mass spectrometry (MALDI-TOF MS). Finally, an analysis was performed to determine a correlation between identical species in the intraoral samples and those found on the mask.
Results: 126 dental treatments were included. The occurrence of one species was most common (26.2%), followed by two (11.9%) and three or more (3.97%). Neisseria subflava was most frequently found in the intraoral samples, while Staphylococcus epidermidis was most detected on the mask. Staphylococcus aureus was cultured three times more frequently in intraoral samples than on the mask.
Conclusion: Oral microorganisms from the patients can be detected outside the surgical mask. When using personal protective equipment (PPE) during dental treatment, it should always be remembered that potentially pathogenic microorganisms can get onto it and thus become a source of contamination.
Keywords: dentistry, personal protective equipment, surgical mask, infection control, hygiene, aerosols
Einleitung und Hintergrund
Bioaerosole
Um thermische Schäden an Zähnen während zahnärztlicher Behandlungen zu vermeiden, ist die kontinuierliche Kühlung maschinell betriebener Instrumente mit Wasser unerlässlich. Dies führt zur Entstehung eines Spraynebels, der ein inhomogenes Gemisch aus Wasser, mikroskopischen Feststoffen und Luft bildet [7]. Der Spraynebel gliedert sich basierend auf der Partikelgröße in größere Tröpfchen (über 5 µm) und feinere Aerosole (unter 5 µm) [16]. Während Tröpfchen aufgrund ihrer Größe schnell sedimentieren, können Aerosole aufgrund ihrer geringen Größe über weite Strecken transportiert werden und mehrere Stunden in der Luft verbleiben [18]. Aerosole, die lebensfähige Mikroorganismen enthalten, werden als Bioaerosole bezeichnet [5][13]. Die Human Oral Microbiome Database dokumentiert, dass die Mundhöhle Heimat von mehr als 770 Prokaryoten-Spezies ist mit einer durchschnittlichen Konzentration von etwa 108 lebensfähigen Bakterien pro Milliliter Speichel [26][29]. Bei der Anwendung wassergekühlter Instrumente im Mund eines Patienten kommt es daher zur Entstehung von Bioaerosolen. Diese Emissionen sind von besonderer Bedeutung, da sie potenziell gesundheitsgefährdende Bioaerosole im Setting der Behandlung freisetzen, deren genaue Quellen und Übertragungswege Gegenstand intensiver Forschungen sind [9][12].
Kontamination der persönlichen Schutzausrüstung
Standardmäßig wird für jede zahnmedizinische Behandlung eine persönliche Schutzausrüstung (PSA) empfohlen mit dem Ziel der Protektion vor Kontamination, Übertragung und mögliche Infektion mit oder durch Krankheitserreger. Diese umfasst Handschuhe, Mund-Nasen-Schutz (MNS) und Schutzbrille. Ergänzende Vorsichtsmaßnahmen wie Schutzkittel und ein Gesichtsvisier werden ebenfalls angeraten.
Die Kontamination der PSA wurde bereits intensiv untersucht [4][15][22][27][31]. Insbesondere die bakterielle Kontamination des MNS [11][19][24][25], mit und ohne Gesichtsvisier [10], wurde erforscht. Zudem konnte eine Forschungsgruppe zeigen, dass der MNS nach zahnmedizinischen Behandlungen selbst ein Kontaminationspotenzial aufweist [8][9].
Es wird angenommen, dass die Bakterien in den Aerosolen von Patienten stammen (Zahnstein, Biofilm, Blut, Speichel) [1][3][32]. Zu beachten sind allerdings auch patientenunabhängige Kontaminationsquellen, wie verunreinigte Wasserleitungen und die allgemeine Luftkontamination [14][33].
Ziel der Untersuchung
Bisher wurde noch nicht nachgewiesen, aus welchen Quellen die Bakterien auf dem verwendeten MNS tatsächlich stammen. Um die Kontamination der PSA so weit wie möglich zu verhindern, ist es wichtig, diese Quellen zu kennen und zu bewerten.
Ziel dieser Studie war es daher, den Patienten als potenzielle Quelle der Kontamination zu untersuchen. Dazu wurde dessen intraorales bakterielles Spektrum analysiert und mit übereinstimmenden Spezies auf dem MNS des Behandlers verglichen.
Methoden
Die vorliegende prospektive Studie wurde am Universitätsklinikum des Saarlandes in der Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde durchgeführt. Alle verwendeten Instrumente waren sterilisiert. Behandlungseinheiten sowie umgebende Oberflächen wurden routinemäßig desinfiziert (Celtex® Wipes, Lotfex, Bremen, Deutschland; Incidin® 0,25 %, Dräger, Lübeck, Deutschland).
Patienten
In die Studie wurden ausschließlich erwachsene männliche und weibliche Patienten ohne bekannte Infektionskrankheiten eingeschlossen. Eine Antibiotikaanwendung in den letzten sechs Monaten führte zum Studienausschluss. Alle Proben wurden anonymisiert. Von allen Teilnehmenden wurden sowohl mündliche als auch schriftliche Einverständniserklärungen eingeholt. Die ethische Genehmigung für die Studie wurde erteilt (Votum Nr. 195/22).
Behandlungen und Probanden
In die Studie wurden folgende konservierende aerosolerzeugende Behandlungen eingeschlossen:
- Professionelle Zahnreinigungen,
- Parodontitistherapien,
- Füllungstherapien und
- endodontische Therapien.
Die Behandlungen wurden unter standardisierter zahnmedizinischer Absaugung durchgeführt.
14 speziell geschulte und überwachte Studierende der Zahnmedizin im zweiten klinischen Semester führten die Behandlungen durch. Vor dem Anlegen der PSA erfolgte eine hygienische Händedesinfektion. Alle teilnehmenden Personen wurden instruiert, zu keinem Zeitpunkt – weder beim Anlegen, während der Behandlung noch beim Ablegen – die Außenseite des MNS zu berühren. Die PSA bestand aus medizinischen Untersuchungshandschuhen (nitrilfrei, pulverfrei: Joza®, Hebei Titans Hongsen Medical Technology Co., Ltd., Hebei, China), MNS (Mölnlycke Health Care, Düsseldorf, Deutschland), Schutzbrille (Safeview®, Halyard, Neunkirchen, Deutschland), OP-Haube (BARRIER® Nurses Cap, Mölnlycke Health Care AB, Göteborg, Schweden und FarStar® medical GmbH, Barsbüttel, Deutschland) und Schutzkittel (Simani Industrie s.r.l., Gallicano, Italien).
Probenentnahme
Vor der Behandlung wurden intraorale Proben von den Patienten mit einem Nylonflockenfasertupfer (eSwab™universal, Mast Diagnostica, Reinfeld, Deutschland) entnommen. Zu diesem Zweck wurde der Tupfer von retromolar am terminalen unteren rechten Molaren lingual entlang der mukogingivalen Grenze bis zu den Frontzähnen geführt und dann in entgegengesetzter Richtung bukkal nach distal zurückgezogen. Der Tupfer wurde anschließend in Amies Medium gelagert.
Nach der Behandlung wurde der MNS des Behandlers durch den assistierenden Studierenden entfernt. Der MNS wurde unverzüglich nacheinander auf zwei unterschiedliche Agarplatten (Columbia III Agar mit 5% Schafsblut & GC II Agar mit Hämoglobin und IsoVitaleX; Becton Dickinson GmbH, Heidelberg, Deutschland) für jeweils zehn Sekunden appliziert.
Mikrobielle Kultivierung
Um die intraoralen Proben zu kultivieren, wurden jeweils 100 μl des Amies Mediums auf beide Agarplatten aufgetragen und mittels der Dreiösen-Ausstrichmethode verteilt. Alle Columbia-Agarplatten wurden in Inkubationsbehältern für Gaserzeugungssysteme (AnaeroPack Rechteckglas, Mitsubishi Gas Chemical Company, ING., Tokio, Japan) platziert. Ein Kohlenstoffdioxidgassäckchen (GasPak CO2-Behältersystem, Becton Dickinson GmbH, Heidelberg, Deutschland) wurde hinzugefügt, um eine kohlendioxidreiche Umgebung zu schaffen. Anschließend wurde der Behälter verschlossen und alle Proben bei einer Temperatur von 35° +/− 2°C für 48 Stunden inkubiert.
Bakterielle Analyse
Alle phänotypisch unterscheidbaren koloniebildenden Einheiten (KBE) wurden mittels matrixgestützter Laserdesorption/Ionisation-Flugzeit-Massenspektrometrie (MALDI-TOF BiotyperTM MBTTM smart, Bruker Daltonik GmbH, Bremen, Deutschland) klassifiziert. Wenn es wiederholt nicht möglich war, eine Spezies dem Messspektrum zuzuordnen, wurde die KBE als nicht identifizierbar vermerkt.
Zur quantitativen Analyse wurden die KBE mit einem Koloniezählgerät (schuett-biotec GmbH, Göttingen, Deutschland) gezählt.
Übereinstimmende Spezies
Nach der Analyse der Proben folgte eine Untersuchung der unterschiedlichen Probenarten auf das Vorkommen identischer Spezies, welche anschließend quantifiziert wurden. Die Übereinstimmung wurde hinsichtlich einer einzelnen Spezies, zwei Spezies und drei oder mehreren Spezies dokumentiert.
Kontrollen
Fünf unbenutzte MNS (n=5) wurden während simulierter aerosolerzeugender zahnärztlicher Behandlungen (Trepanation, Kavitätenpräparation) an einer Phantom-Übungspuppe für jeweils 120Minuten getragen und als negative Kontrollen verwendet.
Statistische Analyse
Die qualitativen und quantitativen Ergebnisse des Bakteriennachweises in den intraoralen Proben und auf dem MNS wurden deskriptiv dargestellt. Die übereinstimmenden Spezies wurden mittels der einfaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA) für wiederholte Messungen verglichen. Für den Vergleich der Detektionsfrequenz von Bakterien zwischen verschiedenen Behandlungsarten, sowohl in intraoralen Proben als auch auf dem MNS, wurde die einfaktorielle ANOVA für unabhängige Stichproben verwendet (p < 0,05).
Abb. 1: Schema der Versuchsdurchführung (© Carolin Clemens)
Ergebnisse
Kontrollen
Nach 48 h Kultivierung wurde in keiner der Kontrollproben bakterielles Wachstum festgestellt.
Quantitative Ergebnisse
Es wurden 126 aerosolerzeugende Behandlungen eingeschlossen:
- 50 professionelle Zahnreinigungen,
- 33 parodontale Behandlungen,
- 31 Füllungstherapien und
- 12 endodontische Behandlungen.
Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug 120 min.
Am häufigsten trat eine übereinstimmende Spezies auf (insgesamt: 26,2%), gefolgt von zwei übereinstimmenden Spezies (insgesamt: 11,9%). Am seltensten wurden drei oder mehr übereinstimmende Spezies gefunden (insgesamt: 3,97%).
Hinsichtlich der übereinstimmenden Spezies traten zwischen den Behandlungsarten nur geringfügige Unterschiede auf. Drei oder mehr übereinstimmende Spezies konnten nur bei der professionellen Zahnreinigung und bei der Parodontitistherapie festgestellt werden.
Qualitative Ergebnisse
S. epidermidis wurde insgesamt am häufigsten isoliert, gefolgt von N. subflava, M. luteus und A. oris. Innerhalb der intraoralen Proben zeigte sich N. subflava als am häufigsten vorkommend, danach folgten A. oris, H. parainfluenzae und R. dentocariosa. Beim MNS wurde S. epidermidis am häufigsten nachgewiesen, in absteigender Reihenfolge gefolgt von M. luteus, S. hominis und S. capitis.
S. aureus wurde dreimal häufiger in intraoralen Proben als auf dem MNS kultiviert, wobei dieser Erreger auf dem MNS ausschließlich nach professionellen Zahnreinigungen isoliert werden konnte.
Statistische Analyse
Statistisch signifikante Unterschiede wurden zwischen den intraoralen Bakterien und denen auf dem MNS während derFüllungs- (p =0,03) und Parodontitistherapie (p=0,04) sowie bei endodontischen Eingriffen (p=0,01) beobachtet. Bei der professionellen Zahnreinigung hingegen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Probenarten.
Der Vergleich der Detektionsfrequenz verschiedener Spezies zwischen den Behandlungsmodalitäten ergab sowohl für die intraoralen Proben (p=0,9), als auch für die Maskenproben (p=0,9) keine statistisch signifikanten Ergebnisse.
Abb. 2: Anzahl der übereinstimmenden Spezies (ÜS – Vergleich der intraoralen Bakterien der Patienten mit den Bakterien auf dem Mund-Nasen-Schutz) in Prozent je nach Behandlungsmodalität
Diskussion und Schlussfolgerung
Soweit den Autoren bekannt, ist dies die erste Studie, die intraorale Bakterien von Patienten vor aerosolerzeugenden zahnmedizinischen Behandlungen mit denjenigen auf dem MNS des Behandlers postinterventionell vergleicht. Da dies die erste Untersuchung zur Herkunft der Bakterien auf dem MNS ist, können die Ergebnisse nicht direkt mit der Literatur verglichen oder diskutiert werden.
Die detektierten Bakterien entsprechen jenen, die in der Literatur im Zusammenhang mit der Kontamination der PSA beschrieben sind [8][19][20][24][25]. Zudem stimmen die in den intraoralen Proben identifizierten Bakterien mit dem üblicherweise für die Mundhöhle beschriebenen Keimspektrum überein [2][6][17][28][29]. Diese Befunde sind konsistent mit der Tatsache, dass vornehmlich gesunde Patienten ohne bekanntes Infektionsrisiko in die Studie aufgenommen wurden.
In der alltäglichen Realität zahnmedizinischer Praxen ist es jedoch möglich, dass auch obligat pathogene Keime Teil des übertragenen Bakterienspektrums sind, was ein signifikantes Risiko für das Behandlungsteam mit sich bringen kann. Daraus folgt, dass die Übertragung pathogener Bakterien nicht ausgeschlossen werden kann. Interessanterweise wurden selbst bei der Untersuchung ausschließlich gesunder Personen einige fakultative Pathogene gefunden, was die Notwendigkeit einer sorgfältigen Kontrolle und präventiver Maßnahmen unterstreicht.
Insgesamt konnten nur wenige obligate orale Bakterien gleichzeitig auf dem MNS und in den intraoralen Proben nachgewiesen werden. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass viele obligate orale Spezies schwer kultivierbar sind und anaerobe Bakterien bereits im Vorfeld ausgeschlossen werden mussten. Für die Kultivierung anspruchsvoller Bakterien wären spezielle Kulturmedien erforderlich gewesen. Obwohl viele Mikroorganismen im Mund nachgewiesen wurden, konnten sie nicht auf dem MNS detektiert werden, was darauf hindeutet, dass nur ein Teil des Keimspektrums übertragen wurde. Dies steht im Einklang mit der Beobachtung, dass in den meisten Probenpaaren nur eine Spezies Übereinstimmung zu beobachten war.
Vergleich bei verschiedenen Behandlungsmethoden
Obwohl statistisch signifikante Unterschiede in der Nachweisfrequenz von Bakterien insgesamt und speziell bei der Füllungs- und Parodontitistherapie sowie bei endodontischen Eingriffen zwischen den Probenarten beobachtet wurden, traf dies nicht auf die professionelle Zahnreinigung zu. Dies deutet darauf hin, dass ein Abbild der intraoralen Bakterien auf dem MNS festzustellen war, was ein erhöhtes Kontaminationspotenzial bei dieser Behandlung anzeigt. Diese Beobachtung wird durch die mehrfachen Übereinstimmungen der Spezies zwischen Mundhöhle und MNS unterstützt.
Interessanterweise ergab der Vergleich der bakteriellen Zusammensetzung innerhalb der Probenarten keinen statistisch signifikanten Unterschied. Dies ist angesichts der Tatsache bemerkenswert, dass die intraoralen Proben trotz der Einbeziehung verschiedener Patienten mit unterschiedlichen Behandlungsanforderungen – von präventiven Maßnahmen bis hin zu invasiven Therapien wie der Behandlung von Parodontitis und Karies – eine erstaunliche Ähnlichkeit aufwiesen.
Potenzielle Risiken
Bei der Nutzung der PSA während zahnmedizinischer Behandlungen muss stets berücksichtigt werden, dass potenziell pathogene Mikroorganismen den MNS kontaminieren können, wodurch dieser zu einer Quelle der Kontamination für die Umgebung selbst wird [8]. Der Gesundheitszustand der Patienten ist oftmals unbekannt und die Risikofaktoren, die einen derzeit apathogenen Mikroorganismus in einen pathogenen umwandeln können (im Falle fakultativer Pathogene), sind nicht immer offensichtlich. Eine abschließende Klärung, ob ein Patient mit obligaten oder fakultativen Pathogenen kolonisiert ist, ist oft nicht möglich. Eine Übertragung auf gefährdete Patienten und Zahnärzte oder des assistierenden zahnmedizinischen Personals ist daher nicht auszuschließen. Die Häufigkeit der Exposition sowie die Virulenz der Pathogene bestimmen die Übertragung, Infektion und klinische Manifestation von Krankheiten [30]. Deshalb ist die Einhaltung von Empfehlungen zur Prävention nosokomialer Infektionen [21][23], einschließlich der Verwendung von MNS [8], unerlässlich. Zusätzlich sollte immer eine detaillierte Anamnese der Patienten erhoben werden, um mögliche infektionsbezogene Risiken besser abschätzen zu können.
Limitationen
Die bakterielle Belastung der Mundhöhle könnte unterschätzt worden sein, da während der intraoralen Probenahme lediglich ein Quadrant abgestrichen wurde, obwohl die Behandlung häufig mehr Bereiche umfasst beziehungsweise die Behandelnden mit der gesamten Mundhöhle in Kontakt kommen. Zudem sind viele Spezies aufgrund ihrer ähnlichen Erscheinung visuell schwer zu unterscheiden, was möglicherweise zu einer geringen Anzahl übereinstimmender Spezies führte. Beispielsweise ähneln sich Streptococcus vestibularis und Streptococcus mitis, beides Viridans-Streptokokken, sehr in ihrem Erscheinungsbild. Um dieses Problem zu mindern, hätten mehr als eine Kolonie mit derselben Morphologie identifiziert werden müssen. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich hierbei um eine Proof-of-Principle-Studie handelt, scheinte der zusätzliche Aufwand jedoch von geringem Nutzen zu sein.
Die Durchführung der Probenentnahme könnte die mikrobielle Vielfalt und die Anzahl lebensfähiger Bakterien auf dem MNS reduziert haben, da es nicht möglich ist, die gesamte Außenfläche des MNS mit der Agarplatte in Kontakt zu bringen, vielmehr kann nur ein zentraler Abschnitt erfasst werden. Auch dies kann zu einer Unterschätzung des Keimspektrums geführt haben.
Zusammengefasst ist es wahrscheinlich, dass mehr lebensfähige Bakterien auf dem MNS vorhanden waren, die aus der Mundhöhle stammten, als in dieser Studie nachgewiesen wurden.
Die Anwendung der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wäre in diesem Kontext keine adäquate Alternative gewesen. Letztendlich sind ausschließlich lebensfähige Bakterien von klinischem Interesse, da nur diese übertragen werden können und somit ein potenzielles Risiko für die Übertragung und Infektion darstellen.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse dieser Studie belegen, dass orale Bakterien der Patienten auf die Außenseite des MNS des Behandelnden übertragen werden können. Zukünftige Forschungsarbeiten sollten den Beitrag anderer möglicher Kontaminationsquellen wie kontaminierte Wasserleitungen und allgemeine Luftkontamination untersuchen. Weiterhin könnte ein ähnliches Studiendesign genutzt werden, um die Rolle von Viren in ähnlichen Übertragungsszenarien zu untersuchen.
Kernaussage
- Orale Mikroorganismen des Patienten gelangen auf den Mund-Nasen-Schutz.
- Konsequent durchgeführte Hygienemaßnahmen sind unerlässlich, um sowohl direkte als auch indirekte Übertragungen auf andere Patienten zu verhindern.
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Erklärung:
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt (COI, conflict of interest) gem. International Committee of Medical Journal Editors vorliegt und keine Finanzierung durch Dritte erfolgte.
Die ethische Genehmigung der Studie wurde durch die Ethikkommission der Ärztekammer des Saarlandes erteilt: 195/22. Eine mündliche und schriftliche Einwilligung wurde von allen Teilnehmenden eingeholt.
Manuskriptdaten
Zitierweise
Naim J, Lang J, Clemens C, Mal FN, Rupf S, Gund MP: Nachweis lebensfähiger oraler Bakterien von Patienten auf dem Mund-Nasen-Schutz der Zahnärzte. WMM 2025; 69(1-2): 40-45.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-390
Für die Verfasser
Oberfeldarzt d. R. Priv.-Doz. Dr. Madline Gund, MBA, MSc
Universitätsklinikum des Saarlandes – Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde
Kirrbergerstr. 100, 66424 Homburg/Saar
E-Mail: madline.gund@uks.eu
Manuscript Data
Citation
Naim J, Lang J, Clemens C, Mal FN, Rupf S, Gund MP: [Detection of Viable Oral Bacteria on Dentists’ Surgical Masks]. WMM 2024; 69(1-2): 40-45.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-390
For the Authors
Lieutenant Colonel (MC Res) Assoc. Prof. Dr. Madline Gund, MBA, MSc
Saarland University– Department of Operative Dentistry, Periodontology and Preventive Dentistry, Homburg, Germany
Kirrbergerstr. 100, D-66424 Homburg/Saar
E-Mail: madline.gund@uks.eu