Rekordteilnehmerzahl bei der CMC-Conference in Blaubeuren
Die Combat Medical Care Conference 2025 hat alle Rekorde gebrochen. Noch nie hat es eine CMC-Conference mit weit über 1600 Teilnehmenden gegeben (Abbildung 1). Das internationale Symposium zur Taktischen Verwundetenversorgung im Rahmen von Militär- und Polizeieinsätzen für Medics, Rettungsfachpersonal, Pflegekräfte und Ärzte wurde von Fachkräften aus über 45 Nationen besucht. Worin liegen die Anziehungskraft und das Besondere dieser Veranstaltung?
Abb. 1: Vollbesetzte Sitzreihen zur Eröffnung der 6. CMC-Conference in Blaubeuren
Es ist der eindringliche Spirit, der die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eint: die Notwendigkeit, sich auszutauschen und sich vorzubereiten auf ungewöhnliche Ereignisse in dieser Welt, sei es Krieg, seien es Katastrophen oder das Disaster. Im weiteren Verlauf und am Ende war es dann zu spüren, das tief verwurzelte Verständnis von Kameradschaft, Loyalität und der Mut füreinander einzustehen gegen die humanitäre Ruchlosigkeit und gegen Grausamkeiten.
Die Grußworte zur Konferenz waren schnell gesprochen: der Kommandeur des Bundeswehrkrankenhauses Ulm der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie sowie der Kommandeur des Kommandos Gesundheitsversorgung der Bundeswehr. Alle dankten dem organisierenden wissenschaftlichen Team um Oberfeldarzt Dr. Florent Josse und allen Mitstreitern sowie der Bundesgeschäftsstelle der DGWMP für die immense Arbeit in der Vorbereitung und Durchführung der Tagung (Abbildung 2).
Abb. 2: Oberfeldarzt Dr. Florent Josse, BwKrhs Ulm, wissenschaftlicher Leiter der CMC-Conference.
Der folgende Text soll daher im Wesentlichen als Stimmungsbericht mit einigen Highlights der Veranstaltung verstanden werden. Die Abstracts der wissenschaftlichen Inhalte werden wir im WMM-Heft 10/25 mit der notwendigen Stringenz präsentieren. Das Ziel der CMC-Conference ist es – so die Organisatoren –, die Versorgung von Verwundeten durch den Austausch von Wissen, den Aufbau von Netzwerken und die Stärkung von Partnerschaften im Bereich der taktischen Medizin über alle Ausbildungs- und Versorgungsebenen hinweg weiter zu verbessern. Darüber hinaus sollen die Zusammenarbeit und Interoperabilität innerhalb der Special Operations Forces (SOF)-Community gefördert und deren Erfahrungen sowie ihr Wissen auch für konventionelle Streitkräfte zugänglich gemacht werden. Dementsprechend das Motto: „All for One – alle für ein Ziel“.
Auf welchen Themengebieten wurden Höhepunkte geboten? Die Berichte aus dem Kriegsgebiet der Ukraine offenbarten den massiven Einfluss des Drohnenkrieges auf die Verletztenversorgung: Anlage der primärversorgenden Einrichtungen vornehmlich unterirdisch, Ausstattung der medizinischen Helfer mit ärztlichen Kompetenzen, wenn erforderlich und Dominanz der Prolonged Field Care bei der Versorgung. Ein großes Erörterungsgebiet war Blood Management im weitesten Sinne. Alle Erfahrungen, vor allem aus Israel, weisen darauf hin, dass die Vollblutgabe zu besserem klinischem Outcome bei Mehrfachverletzungen führt.
Neuigkeiten aus der Wissenschaft wie KI-gestützte Ultraschalluntersuchungen zeigten deutlich, wie der technische Fortschritt und die diagnostische Wertigkeit des Mediums immer weiter vorangetrieben werden.
Die Industriefachausstellung mit über 70 vertretenen Firmen war auf dieser Konferenz ein Höhepunkt, über den berichtet werden muss. Die präsentierenden Aussteller gaben sich alle Mühe, den Besuchern die neuesten Entwicklungen wie Simulation bei der Verletztenversorgung oder Produkte zur Blutstillung darzubieten. Die video-gestützte Intubation als leicht erlernbarer Standard ist ebenfalls Zeichen des Fortschritts in der Medizin (Abbildung 3).
Abb. 3: Die Video-gestützte Intubation als Standard
Abschließend sei noch erwähnt, dass neben den wissenschaftlichen Vorträgen mit erheblichem Aufwand auch noch eine Vielzahl von Workshops angeboten wurden. Besonders zu erwähnen ist der seit 2014 durchgeführte TREMA-Parcours (Abbildung 4). Das interoperationelle themenbezogene Lehren und Lernen ist ein großes Charakteristikum der CMC, das gerade den Reiz dieser Veranstaltung für alle teilnehmenden Gruppen ausmacht.
Abb. 4: Bergen und Retten bei terroristischen Lagen
Alle Bilder: Thilo Pulpanek, Berlin
Prof. Dr. Horst Peter Becker
Generalarzt a. D. und Vizepräsident der DGWMP
Oberstapotheker Arne Krappitz wird in den Ruhestand versetzt
Der Leitende Apotheker der Bundeswehr wird am 30. September 2025 in den Ruhestand versetzt. Mit Oberstapotheker Arne Krappitz verlässt ein „Urgestein“ der Wehrpharmazie, ein international hoch angesehener Experte und Sanitätsoffizier, die Bundeswehr: Zeit zurückzublicken.
Seine Karriere begann im Jahr 1979 mit dem Eintritt in die Streitkräfte als Sanitätsoffizieranwärter an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München. Nach dem Studium der Pharmazie und der Lebensmittelchemie in Münster folgten seine ersten Verwendungen als Zugführer und Kompaniechef in der Sanitätsmaterialkompanie des Krankentransportbataillons 130 in Quakenbrück. Die nachfolgenden Stationen seiner militärischen Laufbahn führten ihn in verschiedenste Verwendungen in Epe, Mönchengladbach, Bonn, München und Koblenz sowie in zwei Auslandseinsätze bei SFOR und ISAF. Im April 2012 übernahm Arne Krappitz schließlich die Leitung des Referates Führung Streitkräfte III 5 im neu strukturierten Bundesministerium der Verteidigung.
Als Inspizient Wehrpharmazie und später Leitender Apotheker der Bundeswehr oblag ihm seit Dezember 2013 die fachliche Leitung des gesamten Bereichs der Wehrpharmazie mit etwa 1100 militärischen und zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter ca. 250 Sanitätsoffiziere Apotheker. Er hat damit mehr als ein Jahrzehnt das von den drei Säulen Pharmazie, Lebensmittelchemie und Sanitätsmateriallogistik getragene, sehr breit gefächerte Aufgaben- und Fähigkeitsportfolio der Wehrpharmazie verantwortet. Dabei setzte er wichtige Meilensteine und führte gleichzeitig seinen Fachbereich zu herausragenden Leistungen. So fielen in seine Amtszeit als Leitender Apotheker der Bundeswehr unter anderem die Entwicklung einer Fähigkeit zur bundeswehreigenen Herstellung von einsatzwichtigen Autoinjektoren, die Aufnahme des Projekts „Neue Herstellungsstätte für wehrmedizinisch relevante Arzneimittel und weiteres Sanitätsmaterial“ in das Planungsportfolio sowie die Etablierung der Konsiliargruppe „Klinische Pharmazie“. Auch die Leistungen seines Fachbereichs, die in Zusammenhang mit der Bewältigung der COVID-19-Pandemie standen, dürfen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Mit der Übernahme der Impfstofflogistik als gesamtstaatlicher Aufgabe in Amtshilfe für das Bundesministerium für Gesundheit wurde hier nicht nur ein überaus wichtiger Beitrag zur Gesundheitsversorgung der Streitkräfte, sondern auch zur Versorgung der Gesamtbevölkerung in Deutschland geleistet.
Mit den seit 2022 geänderten Rahmenbedingungen waren die letzten Dienstjahre von Arne Krappitz geprägt von der Aufgabe, seinen Fachbereich zukunftsfest auszugestalten. Die Sicherstellung einer resilienten Versorgung in einem Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung war dabei handlungsleitend.
Herauszustellen ist zudem sein internationales Wirken. Bereits in seiner ersten ministeriellen Verwendung von 1999 bis 2003 war er im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen auf deutsch-französischer und NATO-Ebene tätig. Als Chairman der Technical Commission for Pharmacy des International Committee of Military Medicine (ICMM) und Board Member der Military and Emergency Pharmacy Section der International Pharmaceutical Federation (FIP) hat er die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Militärpharmazie über lange Jahre mitgestaltet und geprägt. Das von ihm initiierte und 2019 geschlossene Memorandum of Understanding (MoU) wird die Kooperation dieser beiden auf globaler Ebene tätigen Organisationen noch viele Jahre prägen. Ein nachhaltiger Erfolg, auf den er zu Recht mit Stolz zurückblicken darf!
Mit dem Eintritt in den Ruhestand beginnt ein neuer, spannender Lebensabschnitt. Nach Dienstzeitende wird ihm die bereits geplante Nilkreuzfahrt mit seiner Frau Gelegenheit geben, in eine fremde Kultur einzutauchen, Neues zu entdecken und so vom Dienstalltag loszulassen. Aber auch mit Abstand vom täglichen Dienstgeschehen wird er sicherlich die weiteren Entwicklungen in der Bundeswehr, im Sanitätsdienst und speziell in der Wehrpharmazie mit Interesse verfolgen. Als glühender Fan des FC Schalke 04 wird er bestimmt kein Spiel seiner Fußballmannschaft verpassen und hoffentlich häufig über einen Sieg der blau-weißen Jungs jubeln können.
Wir wünschen ihm noch viele Jahre im Kreis seiner Familie und Freunde, einen erfüllten und glücklichen Ruhestand voller Freude, neuer Entdeckungen und all der Dinge, die ihm am Herzen liegen!
Generaloberstabsarzt Dr. med. Ralf Hoffmann
Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes und stellvertretender Befehlshaber Unterstützungskommando der Bundeswehr