Zeitgemäße Risikokommunikation am Beispiel des Monkeypox-Ausbruches
Modern Risk Communication Using the Example of the Monkeypox Outbreak
Kay Erkensa, Katalyn Roßmanna, Nino Neumannb,Tobias Wagelöhnerb
a Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Referat VI 2 – Gesundheitsüberwachung und-berichterstattung, München
b Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Klinik I – Innere Medizin
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit soll unter dem Eindruck eines weltweiten Mpox-Ausbruchs (Monkeypox, sog. Affenpocken) die Bedeutung einer modernen und zeitgemäßen Risikokommunikation gegenüber allen Angehörigen der Bundeswehr darstellen. Ausgehend von einem britischen Bürger, der sich zuvor in Nigeria aufgehalten hatte, meldete Großbritannien am 6. Mai 2022 den Ausbruch von Mpox. Die besonders im Sommer und Herbst 2022 kontinuierlich ansteigenden Erkrankungszahlen sollten bis 2024 zum größten internationalen Mpox-Ausbruch der Geschichte außerhalb der klassischen Endemiegebiete führen.
Von der Erkrankung weitaus überwiegend betroffen waren homosexuelle und bisexuelle Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren. Die Übertragung des Erregers wurde als sexuell assoziiert identifiziert. Es bestand ein signifikantes Risiko der Erregerausbreitung auch unter homosexuellem und bisexuellem Personal der Bundeswehr, zumal ein gegen Mpox-Virus (MPXV) wirksamer Impfstoff anfänglich ebenso wenig zur Verfügung stand wie geeignete Virostatika. Vor dem Hintergrund zu Ausbruchsbeginn vollständig fehlender pharmakologischer Einflussmöglichkeiten auf das Ausbruchsgeschehen war die Aufklärungsarbeit mit besonderem Schwerpunkt auf homosexuelle und bisexuelle Risikogruppen in der Bundeswehr ausgerichtet. So wurde ein zeitgemäßer Beitrag zur Krankheitsprävention im Sinne von Aufklärung und Verhaltenssteuerung zum Schutz eigenen Personals geleistet. Dem Aufkommen von Unruhe oder gar Panik unter den gegenüber Mpox potenziell Exponierten konnte so wirksam entgegengewirkt werden. Es erkrankten nur wenige Soldatinnen und Soldaten an Mpox.
Schlüsselwörter: Affenpocken, Mpox, Mpox-Ausbruch 2022, Affenpockenvirus, MPXV, nichtendemische Länder, Risikokommunikation, Risikowahrnehmung, Risikokompetenz, sexuelle Minderheiten, Zielgruppe, spezifisch, homosexuell, bisexuell, sexuelle Gesundheit
Summary
On May 6 2022, the UK reported an outbreak of Mpox (monkeypox) from a British citizen who had previously stayed in Nigeria. The continuous increase in cases, particularly in summer and fall 2022, resulted in the largest international Mpox outbreak in history outside the classic endemic areas by 2024.
The disease predominantly affected homosexual and bisexual men between the ages of 20 and 50. The transmission of the pathogen was identified as sexually associated. There was a significant risk that the pathogen would also spread in a relevant way among homosexual and bisexual Bundeswehr personnel, especially as a vaccine effective against the Mpox virus (MPXV) was initially just as unavailable as suitable antivirals.
This paper aims to demonstrate the importance of modern and up-to-date risk communication to all members of the Bundeswehr. Since there was initially a complete lack of pharmacological options for mitigating the outbreak, the educational work focused in particular on homosexual and bisexual risk groups in the Bundeswehr. Thus, an up-to-date contribution was made to disease prevention through education and behavior control for the protection of own personnel. The emergence of unrest or even panic among those potentially exposed to Mpox was effectively counteracted. Only a few soldiers contracted Mpox.
Keywords: Monkeypox; Mpox; Mpox-outbreak 2022; monkeypox virus; MPXV; nonendemic countries; risk communication; risk perception; risk literacy; sexual minorities; target group; specific; homosexual; bisexual; sexual health
Einleitung und Hintergrund
Der Erreger von Mpox (Monkeypox, sog. Affenpocken) ist das Mpox-Virus (MPXV) des Genus Orthopox aus der Familie Poxviridae. Von ihm existieren zwei unterschiedliche Zweige (Kladen), nämlich der westafrikanische und der zentralafrikanische Zweig (Congo Basin). Generell wird der zentralafrikanische Zweig gegenüber dem westafrikanischen als virulenter erachtet. Auch weist der zentralafrikanische mit durchschnittlich 10,6 % eine höhere Letalität als der westafrikanische Zweig auf; bei letzterem beträgt sie durchschnittlich nur 3,6 % [11]. Primär handelt es sich bei Mpox um eine virale Zoonose, die durch Kontakt mit infizierten Tieren, u. a. auch durch den Verzehr infizierten Fleisches, auf den Menschen übertragen wird. Als natürliches Reservoir werden jedoch Kleinnager vermutet, Kontakte zu Blut oder Sekreten infizierter Reservoirtiere sind für den Menschen ein ebenso relevanter Ansteckungsmodus.
Der Name „Affenpocken“ beruht auf dem Erstnachweis von MPXV im Jahr 1958 bei einem in Dänemark gehaltenen Laboraffen. Der Affe ist aber ebenso wenig wie der Mensch als natürliches Reservoir für MPXV anzusehen [11]. Mit der Ausrottung der Pocken im Jahr 1980 und der Einstellung der Impfungen sind die Affenpocken zum wichtigsten Orthopoxvirus geworden [18].
Dynamik des Mpox-Ausbruchs
Der von Großbritannien am 6. Mai 2022 gemeldete Ausbruch von Mpox ließ sich auf einen britischen Bürger zurückführen, der zuvor aus Nigeria zurückgekehrt war. Mit Stand 21. Mai 2022 waren bereits 92 Mpox-Fälle aus 12 WHO-Mitgliedsstaaten (GBR, AUS, BEL, CAN, FRA, DEU, ITA, NLD, PRT, ESP, SWE, USA) bestätigt [2] und damit ausschließlich aus Ländern, in denen Mpox nicht endemisch vorkommt und größtenteils bisher noch nie nachgewiesen wurde (Abbildung 1) [8][23]. In Kenntnis der sexuellen Orientierung der Betroffenen und der Lokalisation der durch Mpox-Virus (MPXV) verursachten kutanen und Schleimhaut-Läsionen ließ sich der Übertragungsweg schon im Anfangsstadium des Ausbruchs als sexuell assoziiert identifizieren [2].
Abb. 1: Von Mpox betroffene Länder zum 21. Mai 2022 (Quelle: https://cdn.who.int/)
Erst am 23. Juli 2022 wurde durch den WHO Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus der Ausbruch zum „Gesundheitsnotstand von internationaler Tragweite“ (Public Health Emergency of International Concern – PHEIC) erklärt [22]. Bis zum 5. August 2022 hatte sich die Zahl der von Mpox betroffenen Länder und Überseedepartments auf 87 erhöht (Abbildung 2). Die Zahl der zu diesem Zeitpunkt bestätigten Mpox-Fälle lag bei 27 787 und sollte etwa zwei Jahre später am 5. März 2024 insgesamt 94 274 Fälle in 118 Ländern und Überseedepartments erreichen [4]. Zu diesem Datum waren aus 26 Ländern insgesamt 178 Todesfälle notifiziert worden. Darunter stammten 157 Todesfälle aus zwanzig Ländern, in denen MPXV historisch bisher nie aufgetreten war, da es sich bei diesen nicht um Länder der klassischen Verbreitungszone von MPXV handelt [4].
(Quelle: https://www.nature.com/articles/s41577–022–00775–4/figures/1)
Nachdem die durch COVID-19 bedingten Pandemie-Beschränkungen für internationale Reisen und Großveranstaltungen in vielen europäischen Ländern aufgehoben worden waren, kam es zu zahlreichen Zusammenkünften wie Musik- und Kulturfestivals oder Pride-Events die in den Sommermonaten junge, internationale Teilnehmende zusammenbrachten. Darüber hinaus fanden während der Sommerferien wahrscheinlich zahlreiche Partyveranstaltungen und andere spontane Zusammenkünfte in touristischen Einrichtungen (z. B. Hotel-/Strandpartys usw.) statt [5].
Mit dem Bekanntwerden der ersten Einzelheiten zum Ausbruchsgeschehen in Verbindung mit der hauptsächlich betroffenen Risikogruppe und dem Übertragungsweg des Erregers war zu erwarten, dass Mpox auch in der Bundeswehr, zumindest in der Gruppe homosexueller und bisexueller Soldatinnen und Soldaten, das Potenzial einer relevanten Verbreitung aufweist.
Maßnahmen seitens Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Referat VI 2
Mit fachlicher Unterstützung durch die Klinik für Innere Medizin – Infektiologie am Bundeswehrkrankenhaus Berlin informierte das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Referat VI 2 (KdoSanDstBw VI 2) mit der Methodik moderner Risikokommunikation über die kommenden Monate regelmäßig und aktuell über den Verlauf des Mpox-Ausbruchs. Eigene Absicht war es hierbei, nicht nur die Leitungsebenen über das aktuelle Geschehen in Kenntnis zu setzen, sondern die gleichen Informationen innerhalb der gesamten Bundeswehr auch jeder einzelnen Soldatin und jedem einzelnen Soldaten zur Verfügung zu stellen.
Die umfassend aufgearbeiteten und unter der Bezeichnung „InfektInfo“ herausgegebenen Informationspakete lieferten zeitnah und für jedermann verständliche Kernbotschaften zu dem Mpox-Ausbruch. Mit den nach Lagebild, Bewertung und Empfehlung streng standardisiert aufgebauten und hochfrequent aktualisierten InfektInfos wurden relevante Gesundheitsinformationen innerhalb des gesamten Personalkörpers des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) lageangepasst zugänglich gemacht. Zur zusätzlichen Verdichtung des Lagebildes wurde anfänglich auch auf epidemiologische Daten von Mpox-Fällen besonders stark betroffener NATO-Länder (Spanien, Portugal) zurückgegriffen. Das streitkräfteeigene spanische bzw. portugiesische Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin stellte die dabei erfragten nationalen Daten unkompliziert zur Verfügung.
Methode
Weshalb müssen Risiken kommuniziert werden?
Risikokommunikation spielt eine zentrale Rolle in Public-Health-Notlagen: Sie muss informierte Entscheidungen ermöglichen, schützendes bzw. lebenserhaltendes Verhalten fördern und das Vertrauen in öffentliche Institutionen bewahren. Zudem müssen Unsicherheiten über wissenschaftliche Erkenntnisse transparent benannt und irrationale Ängste sowie Gerüchte entkräftet werden. Risikokommunikation sollte die im weitesten Sinne von Notlagen betroffenen Bevölkerungsanteile partizipativ einbeziehen. Eine mangelhafte Risikowahrnehmung wirkt sich negativ auf die nachfolgenden Phasen des Risikomanagements aus [16]. In der zurückliegenden Pandemie der Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) ergaben sich spezifische Herausforderungen für die Risikokommunikation [9]. Die Coronavirus-Pandemie verdeutlichte, wie schwierig es ist, bei Gesundheitsthemen Fakten, Risiken und Unsicherheiten wirksam und transparent zu kommunizieren. Diese Aufgabe ist enorm wichtig, um Verunsicherungen bei verschiedenen Zielgruppen – sei es ein Fachpublikum, die Politik oder die Öffentlichkeit – zu vermeiden und ein besseres Verständnis der Problematik zu ermöglichen [15].
Begriffsdefinition
Risikokommunikation lässt sich definieren als Austausch von Informationen über Risiken und Gefahren mit der Intention, Risikobewusstsein und -verständnis zu schaffen, risikobehaftetes Verhalten zu vermindern sowie risikominimierendes Verhalten zu bestärken und zu fördern [17][21]. Als Teilbereich von Gesundheitskommunikation betrifft Risikokommunikation gesundheitliche Risiken. Im sozialwissenschaftlichen Kontext wird Risiko als Produkt aus Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit eines erwartbaren Schadens verstanden [3]. Als zielgerichtete Bemühung, die Öffentlichkeit über Risiken zu informieren, beinhaltet Risikokommunikation Informationen über die Art, Größe, Bedeutung und Kontrollierbarkeit eines Risikos.
Primäres Ziel der Risikokommunikation ist es, durch Bereitstellung und Verbreitung von Informationen die Risikowahrnehmung und das Verhalten der Bevölkerung zu beeinflussen, um gesellschaftlichen Schaden zu begrenzen, einzudämmen oder zu reduzieren. Darüber hinaus werden der Risikokommunikation drei weitere Funktionen zugeschrieben:
- Aufklärung über Risiken (enlightenment),
- Aufbau von Vertrauen in verantwortliche Institutionen (trust-building) sowie
- Ermöglichen eines Dialogs zwischen den am Krisenmanagement beteiligten Stakeholdern, also allen relevanten Interessengruppen und involvierten Parteien (participative function).
Drei Typen von Risikokommunikation können unterschieden werden [17]:
- Care Communication,
- Consensus Communication und
- Crisis Communication.
Während sich Care Communication auf Risiken bezieht, deren Gefahren gut erforscht und von der Bevölkerung anerkannt sind (z. B. Rauchen, Aids), geht es im Rahmen der Consensus Communication darum, Sichtweisen unterschiedlicher Interessengruppen in Bezug auf den Umgang mit weniger bekannten Risiken zusammenzuführen. Crisis Communication ist Risikokommunikation angesichts unvorhersehbarer, plötzlicher Gefahren, wie Pandemien, Reaktorunglücken oder Naturkatastrophen. Krisenkommunikation wird hier als Spezialfall von Risikokommunikation gesehen. Folgt man dem von den amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) entwickelten „Crisis and Emergency Risk Communication-Modell“ (CERC), so stehen beide Formen der Risikokommunikation in einem zeitlichen Verhältnis. Risikokommunikation ist demnach der Krisenkommunikation vorgelagert und setzt bereits vor Eintreten eines Schadens oder einer Gefahr ein (Tabelle 1).
Tab. 1: Crisis and Emergency Risk Communication-Modell (CERC) (nach [17])
Damit ist Risikokommunikation ereignisunabhängig, geplant und kontrolliert einsetzbar, kann Botschaften gezielt und zielgruppenspezifisch, etwa in Form von Kampagnen, platzieren, während Krisenkommunikation in Phasen größerer Unsicherheit fällt und häufig schnell und weniger kontrolliert eingesetzt wird.
Die Kommunikation von Risiken, einschließlich der Kommunikation mit der Öffentlichkeit, ist aus mehreren Gründen wichtig [14]. Mit der Risikokommunikation kann der verantwortlich Zuständige:
- Transparenz schaffen
Risikokommunikation ermöglicht Transparenz und Offenheit in Bezug auf potenzielle Gefahren und Unsicherheiten, die mit einem Ereignis verbunden sind. Dies trägt dazu bei, Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufzubauen, sowohl innerhalb des Teams der verantwortlich Zuständigen als auch bei den von Gefahren und Unsicherheiten Betroffenen.
- Verantwortlichkeiten zuweisen
Durch die Kommunikation von Risiken werden die verantwortlich Zuständigen für mögliche Risiken und deren Auswirkungen in Verantwortung gesetzt. Dies schafft ein Bewusstsein dafür, dass Risiken nicht ignoriert werden können und dass geeignete Maßnahmen ergriffen werden müssen, um ihnen zu begegnen.
- Entscheidungsgrundlagen aufbauen
Risikokommunikation liefert die erforderlichen Informationen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Durch das Verständnis über potenzielle Risiken können Entscheidungen auf einer soliden Grundlage getroffen werden, wodurch das Risiko von Fehlentscheidungen verringert wird.
- Frühzeitig agieren
Wenn Risiken frühzeitig kommuniziert werden, haben die Beteiligten ausreichend Zeit, geeignete Maßnahmen zur Risikobeherrschung oder -minderung zu ergreifen. Eine rechtzeitige Kommunikation ermöglicht es, Risiken zu identifizieren, zu analysieren und geeignete Strategien zur Risikobehandlung zu entwickeln, bevor sie sich zu größeren Problemen entwickeln.
- Sicherheit erhalten
Projekte können Risiken für die öffentliche Sicherheit und das damit verbundene Gemeinwohl mit sich bringen. Durch die Kommunikation von Risiken können mögliche Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Umwelt oder andere wichtige Bereiche identifiziert und entsprechende Maßnahmen zur Risikominimierung und Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit ergriffen werden.
- Richtig informieren
Werden Risiken nicht offen kommuniziert, besteht die Gefahr, dass Gerüchte oder Fehlinformationen (Missinformation, Desinformation) entstehen, die zu Missverständnissen und Verunsicherung führen können. Eine klare und transparente Risikokommunikation hilft, Missverständnisse zu vermeiden und eine zutreffende Darstellung der tatsächlichen Risikosituation zu gewährleisten.
Ergebnisse
Risikogruppen
Bereits frühzeitig im Verlauf des Ausbruchs war erkannt worden, dass überwiegend homosexuelle und bisexuelle Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren von der Erkrankung betroffen waren. Die Läsionen an Haut und/oder Schleimhäuten, von denen sich MPXV isolieren ließ, waren überwiegend genito-anal, im Gesicht und an den Händen lokalisiert. In Kenntnis der sexuellen Orientierung der von Mpox betroffenen Patienten und der Lokalisation der meist typischen kutanen und Schleimhaut-Läsionen ließ sich somit schon im Anfangsstadium des Ausbruchs auf einen homo- bzw. bisexuell-assoziierten Übertragungsweg schließen. Innerhalb des aktuellen Ausbruchsgeschehens waren Männer, die sexuelle Beziehungen mit Männern unterhielten (MSM) daher die durch eine Infektion mit MPXV besonders gefährdete Risikopopulation. Der Anteil von MSM in der Bundeswehr dürfte in einer mit der zivilen Bevölkerung vergleichbaren Größenordnung von ca. 5 % liegen. Es musste daher erwartet werden, dass es auch unter dem Personal der Bundeswehr zu Fällen von Mpox kommen würde. Unter den in Stuttgart stationierten US-amerikanischen Streitkräften beispielsweise war im Juni 2022 mindestens ein Fall dokumentiert worden [20].
Präventions-/Therapieoptionen
Sehr frühzeitig im Verlauf des Ausbruchsgeschehens wurde durch KdoSanDstBw die Verfügbarkeit des auch vor Mpox-Infektionen schützenden MVA-Variola-Impfstoffs Imvanex® (Handelsname in den USA: Jynneos®) der Firma Bavarian Nordic innerhalb der Bundeswehr geprüft. Daneben erfolgte die Sichtung der Eigenbestände der Bundeswehr an Tecovirimat. Bei Tecovirimat handelt es sich um ein Virostatikum mit Wirksamkeit gegen schwere Infektionen durch Variolavirus wie auch durch MPXV oder Vacciniavirus [6][7][19].
Es zeigte sich, dass Imvanex® bzw. Jynneos® in der Bundeswehr nicht und in Deutschland nur in äußerst begrenztem Umfang verfügbar waren. Tecovirimat war innerhalb der Bundeswehr sowie landesweit überhaupt nicht verfügbar. Dies hatte zur Konsequenz, dass zu diesem Zeitpunkt weder präexpositionelle Impfungen von besonders exponierten Personen möglich waren noch durch eine MPXV-Infektion ggf. schwer erkrankte Patienten hätten kausal behandelt werden können.
Risikobewusstsein stärken
Das Problem vollständig fehlender Impf- bzw. Therapiemöglichkeiten in den ersten Wochen und Monaten des Ausbruchs in Deutschland machte es daher unmittelbar und zwingend erforderlich, wenigstens für die Herstellung eines adäquaten Risikobewusstseins bei allen exponierten und prinzipiell gefährdeten Soldatinnen und Soldaten zu sorgen. In Abwesenheit pharmakologischer Interventionsmöglichkeiten bestand die einzige Möglichkeit zur Minimierung der Erkrankungszahlen in einer geeigneten Verhaltenssteuerung aller im Sinne einer Reduktion potenziell infektiöser Sexualkontakte. Nur über den Weg eines gestärkten Risikobewusstseins war anfänglich das Aufkommen an Mpox-Erkrankungen günstig zu beeinflussen. Nach dem sog. „Push-Prinzip“ mittels E-Mail-Großverteiler wurden unaufgefordert sogenannte InfektInfos versandt. InfektInfos sind standardisierte Informationsprodukte, die neben der Lagedarstellung und Risikobewertung auch die daraus abgeleiteten Empfehlungen für alle Leserinnen und Leser in verständlicher Form umfassen.
Zur Ermöglichung einer möglichst zielgerichteten Risikokommunikation gegenüber der durch Mpox-Infektionen besonders gefährdeten Gruppe homosexueller und bisexueller Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr erfolgte die frühzeitige Kontaktaufnahme mit dem Verein QueerBw. Der in der Interessensvertretung von sexuellen Minderheiten in der Bundeswehr tätige Verein wie auch dessen Mitglieder wurden durch die Verfügbarmachung der Produkte des Referates VI 2 damit direkt und verzuglos am Informationsfluss beteiligt.
Von den durch die Bundesregierung später beschafften Impfstoffen Imvanex® und Jynneos® sowie dem Virostatikum Tecovirimat wurden dann auch dem Sanitätsdienst der Bundeswehr anteilig Bestände zur Verfügung gestellt, deren Anwendung für die infektiologischen Ambulanzen der Inneren Abteilungen aller Bundeswehrkrankenhäuser vorgesehen war. Im weiteren Verlauf ließen sich zahlreiche Soldaten an den Bundeswehrkrankenhäusern impfen. Größtenteils, aber nicht ausschließlich, handelte es sich um Soldaten, die als Bezieher der HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe (HIV-PrEP) ohnehin schon Kontakte zu den infektiologischen Ambulanzen der Bundeswehrkrankenhäuser geknüpft hatten.
Der internationale Mpox-Ausbruch hat gezeigt, dass Infektionskrankheiten das Potenzial haben, innerhalb von Risikopopulationen, aber auch außerhalb dieser das tägliche Leben und die Arbeit von Menschen negativ zu beeinträchtigen. Darüber hinaus ist ein Ausbruch wie Mpox im Besonderen geeignet, Vorurteile und Ressentiments der heterosexuellen Mehrheit gegenüber sexuellen Minderheiten zu promovieren, wie es speziell in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu Beginn der HIV/AIDS-Pandemie in der schwulen Community weltweit zu beobachten war [1][13].
Der Mpox-Ausbruch und die Maßnahmen zu dessen Eindämmung (soziale Isolation, Quarantäne und Selbstisolation) können sich – wie auch im Zusammenhang mit COVID-19 – auf den psychischen Gesundheitszustand einer Person auswirken. Es ist bekannt, dass psychiatrische Störungen wie Depressionen und Schizophrenie durch die Isolation einer Person und den Mangel an sozialem Austausch verschlimmert werden können. In Abwesenheit menschlicher Kontakte ist es wahrscheinlicher, dass sich Depressionen und Angstzustände entwickeln und/oder verschlimmern [1].
Beide Faktoren, das Anwachsen von Vorurteilen gegenüber sexuellen Minderheiten ebenso wie die Entstehung oder Intensivierung psychischer Störungen bei Angehörigen von sexuellen Minderheiten lassen sich als indirekte Konsequenzen des Mpox-Ausbruchs auffassen [1]. Derartige „Kollateralschäden“ sind dem gegenseitig wertschätzenden und kameradschaftlichen Miteinander nicht nur abträglich, sondern erschweren völlig unnötigerweise das reibungslose Funktionieren der Truppe im Sinne ihrer Auftragserfüllung.
Damit lässt sich Mpox unstrittig ein nachteiliger und dem Militäreinsatz sogar abträglicher Einfluss unterstellen.
Diskussion
Während des Mpox-Ausbruchs 2022 war die Risikokommunikation von entscheidender Bedeutung, um alle Soldatinnen und Soldaten im Geschäftsbereich BMVg angemessen zu informieren und Ängste oder Unsicherheiten zu mildern. Einige wichtige Punkte zur Risikokommunikation während des Ausbruchs werden diskutiert.
Klare und konsistente Informationen
Es war wichtig, klare und konsistente Informationen über Mpox bereitzustellen, einschließlich der Symptome, der Übertragungswege und vorbeugenden Maßnahmen. Die zu Mpox verfassten InfektInfos umfassten aus diesem Grunde lediglich die unverzichtbaren, zum Eigenschutz unabdingbaren Informationen und Empfehlungen. Auf alles, was die Verständlichkeit der InfektInfos beeinträchtigt hätte, wurde dementsprechend konsequent verzichtet, insbesondere aber auch auf ein fachliches Ausufern des Textes.
Expertenkompetenz betonen
Durch das Hervorheben von Gesundheitsexperten und Wissenschaftlern konnte Vertrauen in die Informationen aufgebaut werden, was zu einer besseren Akzeptanz von Vorsichtsmaßnahmen und Empfehlungen führte. Dies ließ sich durch die hohe Anzahl zustimmender Rückmeldungen aus dem Leserinnen- und Leserkreis schließen. Aus diesem Grund waren InfektInfos auch nie ein Produkt im Sinne einer „One-(Two-)Man-Show“, sondern umfassten die gesamte Expertise von KdoSanDstBw VI 2 in Verbindung mit den beteiligten Kollegen aus dem BwKrhs Berlin, Abteilung Innere Medizin, Infektiologie.
Transparente Risikobewertung
Entscheidend war es, die Risikobewertung offen zu kommunizieren, einschließlich der Schwere des Ausbruchs, der Wirksamkeit von Behandlungen und Impfstoffen sowie potenzieller Unsicherheiten. Was klar bekannt war, wurde als solches benannt. Was weniger klar war, wurde ebenfalls entsprechend adressiert.
Kontinuierliche Updates
Die regelmäßige Bereitstellung von Updates hielt die Gesamtheit des militärischen Personals informiert und half, Gerüchte und Fehlinformationen einzudämmen.
Empathie und Sensibilität
Angesichts der potenziellen Gefahren des Ausbruchs war es wichtig, empathisch und sensibel zu kommunizieren, um Ängste und Sorgen von aktuell bereits Betroffenen oder bei Angehörigen von Risikogruppen anzuerkennen und anzugehen.
Klare Handlungsempfehlungen
Die Bereitstellung klarer Handlungsempfehlungen, wie z. B. Hygienemaßnahmen, Impfungen und Verhaltensänderungen, half den Soldatinnen und Soldaten, sich aktiv zu schützen.
Multikanalige Kommunikation
Die Nutzung verschiedener Kommunikationskanäle wie Websites im Intranet, InfektInfos sowie die speziell an den Verein QueerBw gerichtete Risikokommunikation ermöglichte eine breitere Reichweite und bessere Erreichbarkeit unterschiedlicher Gruppen von Soldatinnen und Soldaten.
Seit 2023 lässt KdoSanDstBw VI 2 seminarbasiert über die Pettenkofer School of Public Health München (PSPHLMU) eigenes Personal auf dem Gebiet von Risiko- und Krisenkommunikation ausbilden, um hierdurch eigene Expertise zu erlangen und zu verbessern.
Insgesamt war eine effektive Risikokommunikation während des Mpox-Ausbruchs von entscheidender Bedeutung, um das Vertrauen aller Soldatinnen und Soldaten in den Sanitätsdienst der Bundeswehr zu stärken, die Ausbreitung der Erkrankung innerhalb der Bundeswehr einzudämmen und antiepidemische Maßnahmen zur Eindämmung des Ausbruchs zu propagieren.
Kernaussagen
Zeitgemäße Risikokommunikation umfasst
- frühzeitige Kommunikation bekannt gewordener Risiken,
- ehrliche, transparente Kommunikation ohne Weglassen vermeintlich unangenehmer Fakten,
- Beachtung der Allgemeinverständlichkeit der kommunizierten Inhalte,
- Risikokommunikation gegenüber allen Beteiligten, ggf. mit besonderem Schwerpunkt gegenüber Risikogruppen,
- Regelmäßige Mitteilung von Aktualisierungen des Lagebildes sowie
- Mitteilungen über Entspannung der Lage – so wichtig wie die Warnungen selbst.
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Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
Manuskriptdaten
Zitierweise
Erkens K, Roßmann K, Neumann N, Wagelöhner T: Zeitgemäße Risikokommunikation am Beispiel des Mpox-Ausbruches. WMM 2024; 68(6): 269-276.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-302
Für die Verfasser
Flottillenarzt Dr. Kay Erkens
Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr
Referat VI 2 – Gesundheitsüberwachung und -berichterstattung
Dachauer Str. 128, 80637 München
E-Mail: kayerkens@bundeswehr.org">kayerkens@bundeswehr.org
Manuscript Data
Citation
Erkens K, Roßmann K, Neumann N, Wagelöhner T: [Modern risk communication using the example of the Mpox outbreak]. WMM 2024; 68(6): 269-276.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-302
For the Authors
Commander (Navy MC) Dr. Kay Erkens, MD
Bundeswehr Medical Service Headquarters
Branch VI 2 – Medical Intelligence & Information + Surveillance
Dachauer Str. 128, D-80637 München
Sachstand zur Entwicklung des Near Real Time Surveillance-Tool des NATO Military Medicine Centre of Excellence
Status of the Development of the NATO Military Medicine Centre of Excellence Near Real Time Surveillance Tool
Silke Ruhla, Mate Tótha, Claudia Biendla
a NATO Military Medicine Centre of Excellence, Force Health Protection Branch, München
Zusammenfassung
Die Force Health Protection Branch (FHPB) des NATO Military Medicine Centre of Excellence und andere Subject Matter Experts (SMEs) haben in den letzten Jahren eine technische Lösung für das Sammeln „aktueller Krankheitsüberwachungsdaten in Echtzeit“, sog. „Near Real Time Surveillance (NRTS)“ für alle NATO-Einsätze entwickelt. Die Fähigkeit einer Früherkennung von Krankheitsausbrüchen und damit die Eindämmung der Weiterverbreitung von Infektionskrankheiten bei eingesetztem Personal fehlt der NATO bislang.
Das Aufgabenfeld ist in der Allied Medical Publication – 4.1 (AMedP-4.1), Deployment Health Surveillance (STANAG 2535, neueste Version: Edition A Version 2) verankert. Der Prototyp des Systems wurde erstmals im Jahr 2020 auf einer COMEDS (Committee of the Chiefs of Military Medical Services) -Sitzung vorgestellt und anschließend bei mehreren Übungen wie der „Coalition Warrior Interoperability Exercise“ (CWIX 2021–2024) und der „Clean Care Übung“ (2022) getestet, wo es gute Ergebnisse erzielte. Seitdem hat das NRTS-Tool diverse weitere Entwicklungsphasen durchlaufen.
Auch die Nutzung des Tools während der kombinierten Übung „Vigorous Warrior Exercise“ und „Clean Care Exercise“ im Mai 2024 verspricht weitere Erfolge. Bei dieser Übung handelt es sich um die größte medizinische Übung innerhalb der NATO. Durch die Kombination mit der parallel stattfindenden Clean Care Exercise können bei dieser Übung somit auch Anschläge durch ABC-Kampfstoffe identifiziert und untersucht werden. Die Erfahrungen der vorangegangenen Übungen und die daraus resultierenden Entwicklungen ermöglichten den Einsatz des NRTS-Tools als Live-Pilot im KFOR-Einsatz der NATO von November 2022 bis April 2023, wobei der JMED/Präventivmedizin-Offizier bei der Halbzeitevaluierung nach zweimonatigem Einsatz des Tools die Ausweitung des Projekts auf die Gesundheitseinrichtungen des gesamten Einsatzgebiets beantragte. Das Programm wurde anschließend auch in der Ausbildungsmission der Europäischen Union in Somalia (EUTM SOMALIA) von Juni bis Dezember 2023 getestet. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass das NRTS-Tool wie beabsichtigt funktioniert und somit den JMED/Präventivmedizin-Offizieren ein bisher unerreichtes Situationsbewusstsein über die Gesundheitstrends in den Einsätzen bietet, um informierte Entscheidungen zu treffen und einen effektiven Gesundheitsschutz zu ermöglichen.
Schlüsselwörter: Near Real Time Surveillance, Ausbruchsfrüherkennung, Situationsbewusstsein, technische Lösung, Entwicklung
Summary
NATO´s Centre for Excellence for Military Medicine, Force Health Protection Branch (FHPB), and other subject matter experts (SMEs) have developed a technical solution for NATO’s long-missing requirement of collecting up-to-date disease surveillance data in deployment, as this task is clearly defined in AMedP-4.1, Deployment Health Surveillance (STANAG 2535, most recent version: Edition A Version 2) as one belonging to the FHPB. The tool has gone through many development phases, with a prototype version debuting on the winter session of COMEDS, in 2020 and performing well on the Coalition Warrior Interoperability Exercise (CWIX) on multiple occasions and the Clean Care 2022 Exercise as well. Based on these experiences and resulting development, the tool has been running as a live pilot in deployment in NATO’s KFOR mission from November 2022 for six months, where at the half-time evaluation, after 2 months of using the tool, the JMED/Preventive Medicine Officer has requested the extension of the project to cover practically the entire mission. The tool was also tested in the European Union’s Training Mission in Somalia (EUTM Somalia) in June 2023 for seven months. The findings during the pilots indicate that the tool performs as intended and offers unprecedented situational awareness to the JMED/Preventive Medicine SO level.
Keywords: near real time surveillance; outbreak prevention; situational awareness; technical solution; development
Hintergrund
Auf dem NATO-Gipfel 2002 in Prag wurde der akute Bedarf an einer Fähigkeit zur stationären Gesundheitsüberwachung und insbesondere einer NATO-weiten Fähigkeit zur medizinischen Überwachung von Krankheitsausbrüchen nahezu in Echtzeit (Near Real Time) festgestellt [4]. In den folgenden Jahren wurden mehrere Tests und Experimente mit verschiedenen nationalen Systemen (wie PRISM (GBR) oder ASTER (FRA)) durchgeführt [1][3]. Absicht war es, diese Systeme in die vorhandenen oder geplanten Informationssysteme der NATO zu integrieren. In Anbetracht der erfolgreichen Durchführung der Near Real Time-Überwachungs-Experimentreihe 2006–2010 unterstützte das Committee of the Chiefs of Military Medical Services in NATO (COMEDS) die Implementierung einer Deployment Health Surveillance Capability (DHSC) für die NATO in München. Diese Institution hat den klaren Auftrag, Überwachungssysteme (z. B. ein NATO-weites Near Real Time Surveillance System) zu entwickeln. Die Deployment Health Surveillance Capability (seit 2019 umbenannt in Force Health Protection Branch) wurde zunächst als Außenstelle innerhalb der Abteilung Präventivmedizin im Sanitätsamt der Bundeswehr geschaffen, um 2011 als Außenstelle in das NATO Military Medicine Centre of Excellence, Budapest, integriert zu werden. Dennoch geriet die Entwicklung und Integration des NATO-weiten Near Real Time Surveillance-Systems ins Stocken, weil die allumfassenden medizinischen Informationssysteme des Bündnisses in Entwicklungszyklen steckengeblieben sind. Das jüngste Projekt mit der Bezeichnung „Enablement Support Services (ESS) MEDSUITE“ wird derzeit durch Allied Command Transformation (ACT) weiterentwickelt und in den nächsten Jahren ausgebaut. Wann genau die Entwicklung bzw. Einführung des im ESS MEDSUITE geplanten Surveillance-Tools geplant ist, kann derzeit noch nicht genau benannt werden.
Als Überbrückung wurde deshalb im Jahr 2020 die Entwicklung eines NATO Surveillance-Systems (Near Real Time Surveillance-Tool; NRTS) durch das NATO Centre of Excellence for Military Medicine (NATO MilMed CoE, welches auch das einzige in der NATO mandatierte Health Surveillance-Tool EpiNATO-2 betreibt, wiederbelebt [2]. Dies war unter anderem eine Reaktion auf die Feststellung, dass EpiNATO-2 aufgrund seines wöchentlichen Meldeintervalls nicht schnell genug ist, um einen Ausbruch oder das Vorliegen einer Infektionskrankheit bzw. die vorsätzliche Freisetzung eines infektiösen Pathogens zu erkennen. Seit den letzten Experimenten zur Einführung eines Near Real Time Surveillance-Tools im Jahre 2010 gab es außerdem erhebliche Verbesserungen bei den Softwareanwendungen, die die Entwicklung eines Near Real Time Surveillance-Tools einfacher machten als die früheren Versionen ähnlicher Tools. Der vorliegende Beitrag hat zum Ziel, die Entwicklung des Near Real Time Surveillance-Tools des NATO MilMed CoE vorzustellen und einen Überblick der aktuellen Situation und zukünftig geplante Nutzung zu geben.
Kurzer Überblick über das Near Real Time Surveillance-Tool
Das System ist in der Lage, Gesundheitsdaten standardisiert zu empfangen oder sich mit ihnen direkt zu verbinden (z. B. über Application Programming Interfaces, API). Die Tests dazu wurden während den Coalition Warrior Interoperability Exercise (CWIX) -Übungen 2021, 2022 und 2023 durchgeführt. Unter anderem wurde dabei auch die Verbindung zu nationalen Patientenmanagementsystemen (im NATO-eigenen SENSOR-Nachrichtenformat) getestet.
Die Near Real Time Surveillance-App ist das Dateneingabeelement des NRTS-Tools. Es läuft auf jedem internetfähigen Gerät, wie einem Smartphone, Tablet oder Computer. Die App erfragt lediglich die ID der medizinischen Behandlungseinrichtung, Uhrzeit/Datum sowie Symptome und Anzeichen, die mit einer Infektion/vorsätzlicher Freisetzung von Kampfstoffen in Zusammenhang stehen. Dazu werden die aktuellen Symptome aus einer systemseitig vorgegebenen Liste von 40 Symptomen ausgewählt (Tabelle 1).
Tab. 1: Symptom-Liste des NATO Near Real Time Surveillance-Tool
Die Daten werden von dem Arzt, der den Patienten zuerst untersucht, in die App eingegeben. Dabei wählt der Arzt die Hauptsymptome des Patienten in der App aus. (Abbildung 1). Die in der medizinischen Behandlungseinrichtung gesammelten Symptome werden erfasst und eventuelle Muster erkannt. Wenn bestimmte Symptommuster detektiert werden, kann eine systemseitige Alarmierung generiert werden, die es dem medizinischen Team ermöglicht, frühzeitig Untersuchungen oder Präventivmaßnahmen einzuleiten. Dadurch kann ein möglicher Infektionsausbruch schnell erkannt, eingedämmt oder sogar verhindert werden.
Abb. 1: Screenshot des NATO Near Real Time Surveillance-Eingabetool mit Symptomen und integrierter EpiNATO-2-Eingabe
Die Analyse steht allen medizinischen Behandlungseinrichtungen und dem JMED-Team im Einsatz sowie der Force Health Protection Branch des NATO MilMed CoE zur Verfügung, welches in diesem Fall eine Aufsichts- und Koordinierungsfunktion hat. Das Auswertetool verfügt über verschiedene Analyseebenen, von einfachen Zählungen bis hin zu umfassenderen Informationen, z. B. Daten aus anderen Quellen wie zivilen globalen Gesundheitsüberwachungsdatenbanken (Abbildungen 2 und 3).
Abb. 2: Screenshot NATO Near Real Time Surveillance-Analysetool
Abb. 3: NATO Near Real Time Surveillance-Analysetool für integrierte EpiNATO-2-Daten
In der App werden keine patientenidentifizierbaren Informationen erfasst. Die einzigen gesammelten Informationen sind die ID der medizinischen Behandlungseinrichtung, die Uhrzeit und das Datum sowie alle Symptome/Anzeichen, mit denen der Patient vorstellig wurde.
Das Tool hat bereits mehrere Entwicklungsphasen durchlaufen, wobei eine Prototypversion in der Wintersitzung von COMEDS im Jahr 2020 debütierte und bei der Coalition Warrior Interoperability Exercise (CWIX) 2021–2024 sowie auch in der Live Exercise bei der Clean Care Exercise 2022 gut abgeschnitten hat. Basierend auf diesen Erfahrungen und der daraus resultierenden Weiterentwicklung wurde das Tool von November 2022 bis Mai 2023 als Live-Pilot im Einsatz in der KFOR-Mission der NATO getestet. Der JMED/Präventivmedizin-Offizier beantragte bei der Halbzeitevaluierung, bereits zwei Monate nach der Nutzung des Tools, die Ausweitung des Projekts auf das gesamte KFOR-Einsatzgebiet und bat um eine dreimonatige Verlängerung der Nutzung.
Die Evaluierung im Kosovo wurde zu zwei Zeitpunkten durchgeführt und bestand jeweils aus einer Datenanalyse und halbqualitativen Interviews mit Schlüsselinformanten aus jeder teilnehmenden medizinischen Behandlungseinrichtung und des JMED-Teams [2].
Die Evaluierung ergab, dass die App nutzerfreundlich und einfach zu bedienen war. Die systemseitige Symptomliste wurde als umfassend und ausreichend beschrieben. Das Analysetool dagegen wurde von den medizinischen Behandlungseinrichtungen nicht regelmäßig angesehen oder verwendet, wohingegen das JMED-Team es häufig nutzte. Die Alarmierungen zum Vorliegen eines potenziellen Ausbruchs einer Infektionskrankheit wurden sowohl von den medizinischen Behandlungseinrichtungen als auch vom JMED-Team als äußerst wichtig erachtet.
Weiterhin wurde erörtert, dass die App auch eine geeignete und einfache Möglichkeit zur Meldung von EpiNATO-2-Daten sei. Würde EpiNATO-2 zukünftig in die Datenerfassungs-App eingebunden werden, wäre es möglich, sowohl EpiNATO-2- als auch Near Real Time Surveillance-Daten an einem Ort zur selben Zeit zu sammeln. Damit würde dem Eingabepersonal ein Arbeitsschritt abgenommen werden.
Als Fazit lässt sich sagen, dass das KFOR-Pilotprojekt eine ausgezeichnete Gelegenheit bot, das Tool in einer NATO-Mission zu testen und mit den gewonnenen Erfahrungen für zukünftige Einsätze zu verbessern. Im Anschluss an die KFOR-Pilotphase wurde das Tool von Juni 2023 bis Januar 2024 im EUTM-Einsatz Somalia genutzt, wo es ebenfalls mit guten Ergebnissen überzeugen konnte.
Für die weitere Entwicklungsphase des Systems ist nun die Erprobung mit nationalen Systemen beabsichtigt. Dafür werden NATO-Nationen gesucht, die das System in ihren militärischen Gesundheitseinrichtungen testen. Die Dateneingabe kann separat über ein Tablet erfolgen oder durch direkte Einbindung in die nationale Patientendokumentation gewährleistet werden.
Aspekte der Datensicherheit
Die Software läuft in der Microsoft 365-Cloud, die die Authentifizierung und Verschlüsselung von der Dateneingabe bis zur Analyse übernimmt (derzeit OAuth2, Benutzername+Pass). Die Dateneingabe erfolgt über ein angepasstes PowerApps-Formular, das derzeit auf einem zentral verwalteten Tablet (Sophos Mobile) ausgeführt wird, das entweder sofort Daten sendet oder Einträge zwischenspeichert, bis eine kabelgebundene oder drahtlose Internetverbindung verfügbar ist. Das System kann auch auf bereits vorhandener Hardware ausgeführt werden, die die Sicherheitsanforderungen erfüllt.
Die Daten werden verschlüsselt an SharePoint übertragen, wo Listen als Fakten- und Dimensionstabellen verwendet werden. Der Power BI Online Service wird verwendet, um die Daten automatisch zu verarbeiten und zu analysieren.
Endnutzern wurden Tablets zur Dateneingabe zur Verfügung gestellt, auf denen sie eine eingeschränkte Sicht auf die Analyse der eigenen Daten sowie gemeldeten Daten im gleichen Camp haben. Diese Tablets verfügen über Sicherheitseinstellungen wie z. B. Sperrung durch Passwörter/PINs und der freien Internetnutzung, Update und Sperrung durch die Möglichkeit der Fernwartung.
Die Zugriffsrechte auf die dargestellten Daten in Power BI werden zentral durch das NATO Centre of Excellence for Medical Medicine gesteuert und verwaltet.
Der Datenschutz ist gewährleistet, da ausnahmslos klinische Daten der Patienten erfasst werden, keine personenbezogenen oder sonstigen sensiblen Daten.
Das Near Real Time Surveillance-System ähnelt seitens der Datenerhebung dem in der NATO eingeführten Surveillance System EpiNATO-2. Es werden dabei sogar weniger Informationen als bei EpiNATO-2 erhoben, weshalb es auch möglich ist, dieses System im „NATO UNCLASSIFIED“ System zu betreiben.
Der modulare Aufbau des Systems ermöglicht den Einsatz in mehreren Szenarien:
- Das gesamte System kann eigenständig verwendet werden, einschließlich Dateneingabe, -speicherung und -pflege, -analyse und -warnungen.
- Alternativ kann die Dateneingabe aus einem nationalen System erfolgen (z. B. digitale Patientendokumentation). Dann werden durch das NRTS nur die benötigten anonymisierten Daten erfasst und zur Auswertung übermittelt.
Bisherige Ergebnisse und Ausblick
Das Near Real Time Surveillance-Tool hat das Potenzial, die auf dem Prager Gipfel im Jahr 2002 formulierte Forderung nach einer Gesundheitsdatenüberwachung in nahezu Echtzeit zu erfüllen. Gegenwärtig kann diese Fähigkeit nur als Zusatz zu den Patientenaufzeichnungssystemen bereitgestellt werden, da viele Nationen immer noch nur über eine Papierdokumentation im Gesundheitswesen verfügen. Mit dem Aufkommen neuer elektronischer Patientenakten kann das Near Real Time Surveillance-Tool jedoch auch Daten aus der elektronischen Patientendokumentation (ePR-Systemen) empfangen, sodass keine zusätzliche Dateneingabe durch die medizinische Behandlungseinrichtung erforderlich ist. Dies wurde ebenfalls in den letzten drei Jahren bei NATO Coalition Warrior Interoperability Exercise (CWIX)-Übungen getestet und hat sich bewährt.
In der aktuellen überarbeiteten Version des Tools (2024) wurden bereits die EpiNATO-2-Meldungen integriert, sodass für alle Erstvorstellungen zuerst eine EpiNATO-2- Datenerfassung und anschließend die Eingabe der Symptome für das Near Real Time Surveillance-Tool erfolgt. Damit wurde die Dateneingabe für den Nutzer vereinfacht und die EpiNATO-2-Dateneingabe vollautomatisiert.
Es wird davon ausgegangen, dass das Near Real Time Surveillance-Tool nach weiteren Verbesserungen, insbesondere des Alarmsystems, in naher Zukunft voll einsatzfähig und im Deployment Health Surveillance-Tool EpiNATO-2 integriert sein wird. Dies ermöglicht der NATO, zeitnahe und längerfristige Planungsinformationen zur Verfügung zu stellen. Außerdem kann es den Befehlshabern mehr Sicherheit geben, medizinische Informationen zu nutzen, die für die Erkennung von Krankheitsausbrüchen nötig sind, um die eingesetzten Soldatinnen und Soldaten besser vor Erkrankungen zu schützen.
Die Bundeswehr plant langfristig, das Near Real Time Surveillance-Tool in der Brigade Litauen einzusetzen. Derzeit liegt bereits ein Antrag für eine Pilotierung während der Enhanced Forward Presence (eFP) in Litauen vor, um das Tool möglicherweise dann im Anschluss in der Brigade Litauen zu übernehmen. Die niederländische NATO-Partnernation wird das Near Real Time Surveillance-Tool in Litauen ab Mai dieses Jahres ebenfalls als Pilotprojekt einsetzen.
Kernaussagen
Das Near Real Time Surveillance-Tool
- ist das erste Near Real Time Surveillance-System, welches NATO Unclassified betrieben werden kann,
- zeichnet sich durch app-basierte Dateneingabe, einfache Handhabung und schnelle Datenübertragung aus,
- stellt ein Analysetool zur schnellen Identifikation und Verifizierung möglicher Krankheitsausbrüche zur Verfügung,
- ermöglicht eine automatische systemseitige Alarmgenerierung bei Überschreiten des gesetzten Schwellenwertes sowie
- die schnellstmögliche Einleitung von frühzeitigen Erhebungsuntersuchungen sowie Präventionsmaßnahmen.
Literatur
- Caserio-Schönemann C, Meynard JB: Ten years experience of syndromic surveillance for civil and military public health, France, 2004-2014. Eurosurveillance 2015; 20(19): 21126. mehr lesen
- Lindfield R, Biendl C, Tóth M, Ruhl S: Findings from a Pilot of a Near Real Time Disease Surveillance Tool on the NATO-Mission in Kosovo, Preprint Paper., letzter Aufruf 3. April 2024. mehr lesen
- Meynard JB, Chaudet H, Green AD, et al:: Proposal of a framework for evaluating military surveillance systems for early detection of outbreaks on duty areas. BMC Public Health 2008; 8: 146. mehr lesen
- NATO: Prague Summit Declaration. , letzter Aufruf 3. April 2024. mehr lesen
- Tóth M: NATO Near Real Time Surveillance Point Paper by the NATO Centre for Excellence for Medical Medicine. , letzter Aufruf 3. April 2024. mehr lesen
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
Funding Statement
Diese Arbeit wurde in vollem Umfang von den NATO-Staaten finanziert, die im Steering Committee des NATO Military Medicine Centre of Excellence vertreten sind.
Bildquellennachweis
Alle Bilder wurden direkt aus dem Near Real Time-Eingabe- oder -Analysetool genommen und sind Eigentum des NATO MILMED COE.
Manuskriptdaten
Zitierweise
Ruhl S, Tóth M, Biendl C: Sachstand zur Entwicklung des Near Real Time Surveillance-Tool des NATO Military Medicine Centre of Excellence. WMM 2024; 68 (06): 277-282.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-308
Für die Verfasser
Oberfeldveterinär Dr. Silke Ruhl, MSc PH
NATO Centre of Excellence for Military Medicine
Force Health Protection Branch
Dachauer Straße 128, 80536 München
E-Mail: silkeruhl@bundeswehr.org; Fhpb.bc@coemed.org">Fhpb.bc@coemed.org
Manuscript Data
Citation
Ruhl S, Tóth M, Biendl C: [Status of the Development of the NATO Military Medicine Centre of Excellence Near Real Time Surveillance Tool]. WMM 2024; 68(6): 277-282.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-308
For the Authors
Lieutenant Colonel (MC,Vet) Dr. Silke Ruhl, MSc PH
NATO Centre of Excellence for Military Medicine
Force Health Protection Branch
Dachauer Straße 128, D-80536 München
E-Mail: silkeruhl@bundeswehr.org; Fhpb.bc@coemed.org">Fhpb.bc@coemed.org