Bericht zur Französisch-Deutschen Militär-Unfallchirurgie Tagung im Bundeswehrkrankenhaus Berlin vom 30. bis 31. März 2023:
Die Therapie langer Knochendefekte
Für die Therapie langer Knochendefekte etablierten sich weltweit zwei sehr unterschiedliche Rekonstruktionstechniken. Die 1986 erstmals durch Alain Masquelet beschriebene Masquelet-Technik (“Induced Membrane Technique“), die im französischen Sprachraum beinahe alternativlos eingesetzt wird, und die seit 1968 durch Gavriil Ilizarov eingeführte Technik des Segmenttransportes, der man in Deutschland überwiegend den Vorzug gibt. So ist es nachvollziehbar, dass sich spätestens im Auslandseinsatz (Djibouti, Mali, Afghanistan) in der Zusammenarbeit mit französischen Kollegen und auf Fachkongressen zwei Welten berühren. Vor diesem Hintergrund hatten die unfallchirurgischen Chefs, OTA Prof. Dr. Christian Willy, BwKrhs Berlin und Col Dr. Thomas Demoures, Hopital d´Instruction des Armées (HIA) Paris, die Tagung geplant. Die organisatorische Leitung oblag Frau OSA Willner, Berlin. Um Vor- und Nachteile, den Weg zur Auswahl der patientenadaptiert “optimalen” Versorgungstechnik und ggf. die Kombination beider Techniken zu diskutieren, trafen sich daher am 30. und 31. März 2023 erstmalig Unfallchirurgen und plastische Chirurgen aus französischen und deutschen Militärkrankenhäusern. Eingeladen waren zudem kooperierende Kollegen der BG-Kliniken (Berlin, Murnau, Halle), der Charité und des Universitätskrankenhauses in Madrid und Riga (Abbildung 1).
Abb. 1: Teilnehmer zum Auftakt der Tagung am Donnerstag, den 30. März (von links nach rechts): OSA Stierholz (Berlin), OFA Dr. Gaab (Berlin), OFA d. R. PD Dr. Tjardes (Köln), Dr. Lalanza (Barcelona), OFA Dr. Vogt (Berlin), Dr. Spranger (UKB Berlin), J. von Negenborn (Berlin), Lt (SanOA) Schietzel (Berlin), Dr. Langwald (BG Halle), MC Dr. Demoures (Paris), MP Dr. Russo (Paris), Dr. Durand (Paris), OSA Schönenberg (Hamburg), Dr. Ojeda Thies (Madrid), OFA Dr. Wendlandt (Ulm), OTA Prof. Dr. Willy (Berlin). (Bildquelle: Pulpanek, Berlin)
Befürworter des Masquelet Verfahrens empfinden den Transport insgesamt als aufwendiger, langwieriger, zu weilen komplex, anfälliger hinsichtlich Komplikationen (Pin-Irritationen & Schmerz beim Belasten/Bewegen und Transportieren, Pin-Infekt, Pin-Bruch), unkomfortabel, die Beweglichkeit der angrenzenden Gelenke teilweise erheblich einschränkend und sozial stigmatisierend. Der Segmenttransport erfordert ein engmaschiges Monitoring und ein Teaching der Beteiligten, um die genannten Komplikationen zu begrenzen. Auf der anderen Seite kritisieren Befürworter des Segmenttransportes vor allem die unstrukturierte Knochenqualität der Rekonstruktion nach Masquelet, bei der der kortikal tubuläre Aufbau des klassischen Röhrenknochens fehlt. Sie begründen hiermit – eher anekdotisch – ihre unbefriedigenden Erfahrungen und sehen zudem eine fehlende Revaskularisierung des Allograftes, eine fehlendeoder eingeschränkte Defektüberbrückung, keinen festen Anschluss an den angrenzenden Knochen und das Refrakturrisiko. Beide Verfahren genießen jedoch eine große „community“, die ihrer Methode vertraut, und ihr auch bei Misserfolgen treu bleibt – bishin zum Re-Masquelet oder Re-Re-Masquelet .... Dennoch zeigen beide Verfahren tatsächlich herausragend gute Ergebnisse in der Literatur, ohne dass jedoch ihre Grenzen genau definiert wurden (Tabelle 1).
Masquelet-Technik versus Segmenttransport |
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Preisvorteil |
M |
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Zuverlässigkeit |
M |
ST |
Abhängigkeit Auto-/Allograft |
M |
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Anatomisches Regenerat |
M |
ST |
Verzögerung (mehrzeitig) |
M |
(ST) |
Abhängigkeit von Antibiotika |
M |
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Riskanter bei kritischen Infektionen |
M |
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Unabhängig von Defektstrecke |
M |
ST |
Weichteildefektdeckung erforderlich |
M |
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Schmerzbelastung |
ST |
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Überwachung/Monitoring |
ST |
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Patienten Compliance |
M |
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Dynamische Korrektur |
ST |
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Gefahr der Beinlängendifferenz |
M |
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Gefahr der Gelenkkontraktur |
ST |
Tab. 1: Gegenüberstellung der beiden Verfahren (Masquelet-Technik (M) und Segmenttransport (ST)) zur Deckung von knöchernen Defekten. Herausarbeitung des Unterschiedes anhand von praxisnahen Kriterien.
Sich diesem Grenzbereich und den Hauptnachteilen der jeweiligen Methode zu nähern, stand daher im Fokus der Tagung. So wurde z. B. diskutiert über die Nachteile der die Extremität durchbohrenden Fixateur-externe-Pins als Werkzeuge des Segmenttransports (Möglichkeit der Reduktion der Pinanzahl ohne Einbuße bei der Stabilität, alternativer Transport über innenliegende Kabel (Kern und Hackl, beide BG-Murnau; Vogt, Berlin, Abbildung 2). Hochinteressant war die Erörterung der Möglichkeit, die Gesamttragezeit für den Fixateur durch bi- oder trisegmentale Transporte mindestens zu halbieren, wodurch die Frage entstand, warum ab einer bestimmten Defektlänge nicht immer mehrsegmental vorgegangen werden sollte. Weiterhin wurde betont, dass der Transport so früh wie möglich initiiert werden sollte, da er eine katalytische Wirkung auf Biologie, Neoangiogenese und Immunkompetenz „entfacht“.
Abb. 2: OFA Dr. Dennis Vogt, Leiter des Bereiches Septisch-Rekonstruktive Chirurgie am BwKrhs Berlin oblag die wissenschaftliche Leitung der Tagung (Bildquelle: Pulpanek, Berlin).
Während das obligat zweizeitige Masquelet-Verfahren erst nach dem Zwischen-Intervall von sechs Wochen das defektauffüllende Knochenmaterial (z. B. Spongiosa) einbringt, können mit der Transporttechnik alle Transportvorkehrungen im ersten Eingriff zusammengefasst werden. Bei einer Transportleistung von 1 mm/Tag wäre ein Defekt von immerhin 4 cm (8 cm bei bisegmentalem Transport (!)) schon transportiert und mit Kallus „gefüllt“, wenn mit der zweiten Masquelet-Operation gerade erst begonnen wird. Um die unkomfortable Fixateurtragezeit bis zur nachfolgenden Konsolidierung weiter zu verkürzen, kann dann eine Konversion auf ein internes Verfahren erfolgen – vorzugsweise auf einen Nagel (ggf. antiseptisch beschichtet, minimalinvasiv, Konzept: lengthening and than nailing = LATN). Nachfolgend wird die Reifung und Differenzierung des Knochens im „Stillen“ voranschreiten. In Abhängigkeit von der Stabilität der Verankerung (hier kaum Unterschiede zwischen beiden Verfahren) kann der Patient zunehmend voll belasten. Alles in allem lässt der Segmenttransport eine vollumfängliche, die Biologie der Weichteile und des Knochens respektierende, Rekonstruktion samt Knochenneubildung (ohne Allograft) zu – eine Rekonstruktion, die im Falle von panresistenten Keimen den Extremitätenerhalt sichern kann.
Das Masquelet Verfahren benötigt Infektfreiheit (Russo und Durand, beide Paris, Abbildung 3) und eine stabile Weichteildeckung (Demoures, Paris; Ojeda-Thies, Madrid, Abbildung 4) – nicht selten freie Lappen –, die auch ein „Wieder-Auf-Und-Zu“ gestattet. Mit dem Fixateur kann zum einen akut verkürzt werden, zum anderen ist auch ein offener Transport möglich, da sich nicht nur Knochen, sondern auch Weichteile transportieren lassen, so dass mit dem Abschluss des Segmenttransportes Totraum und Weichteildefekt beseitigt sind. Der Transport ist weniger abhängig von mikrochirurgischer Expertise und im Rahmen einer Infektsanierung infolge der bereits angesprochenen Katalysatorwirkung (v. Negenborn, Berlin) unterstützend. Diskutiert wurde zudem über das Potential vaskularisierter Transplantate in seinen verschiedenen Facetten, z. B. - vaskularisiertes Fibulatransplantat mit und ohne Allograft im Sinne der Capanna-Technik (Wendlandt, Ulm; Stierholz, Berlin; Küpper, BG Berlin).
Abb. 3: Links im Bild Dr. Marjorie Durand (IRBA, Paris), rechts im Bild MP (Médecin Principal, NATO OF-3) Dr. Anne-Pauline Russo (HIA Bégin, Paris)
Abb. 4: Links: Col Dr. Thomas Demoures aus dem Army Instruction Hospital Bégin (Paris). Rechts: Dr. Cristina Ojeda Thies (Madrid) (Bildquelle: Pulpanek, Berlin).
Trotz dieser Pro-Transport-Argumente sollte nicht nur transportiert werden. Der Fixateur wird bei etwas höherer technischer Komplexität zwar ein breiteres Spektrum bespielen, könnte aber gerade bei gelenknahen Rekonstruktionen, um die Funktionalität und Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten, ideal mit der Masquelet-Technik ergänzt werden (Langwald, BG Halle, Abbildung 5, Ojeda-Thies, Madrid). Genau hier, in der Kombination beider Techniken, besteht noch Freiraum für Neues, ein Stillstand ist nicht erkennbar.
Abb. 5: Dr. Steffen Langwald (BG-Klinik Halle)
Aber auch bei adjuvanten Maßnahmen zeigen sich Weiterentwicklungen: So werden beschichtete Implantate (Trampuz, Charité, Berlin) oder die Anwendung von Bakteriophagen (Willy, Berlin) den rekonstruktiven Spielraum erweitern. Weitere Versorgungsverfahren selbst nach einer Amputation, wie z. B. die transkutane Endo-Exo-Prothese (Willner, Berlin; Schröter, BG Halle) oder Umkehrplastiken (Malzubris, Riga) müssen ebenso in den Versorgungsalgorithmus integriert werden.
Wie sich die Rekonstruktionstechniken auf lange Sicht bewähren werden, muss hinsichtlich Knochenheilung, Belastbarkeit, Infektpersistenz, Reinfektionsrate, Frakturanfälligkeit und prothetischer Versorgung evaluiert werden – am besten gemeinsam. Daher war es dann auch ein Erfolg der Tagung, dass die Teilnehmer, insbesondere die Militärangehörigen aus Deutschland und Frankreich sich darauf verständigten, dass es keineswegs bei diesem einmaligen Austausch bleiben solle. Zukünftig soll eine gegenseitige Einbindung in klinische Fälle sowie Forschungsvorhaben forciert werden. Denn wenn sich durch die angeregten Diskussionen eines herauskristallisiert hat, dann, dass es kein entweder Masquelet oder Segmenttransport oder Fibulatransfer zu sein hat. Möglicherweise liegt in der Kombination der Verfahren die Zukunft.
OFA Dr. Dennis Vogt
Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Klinik 14, Forschungs- und Behandlungszentrum Septische Defektwunden Scharnhorststr. 13
10115 Berlin
Supplement zur Wehrmedizinischen Monatsschrift 6/2023
ZUM 200. GEBURTSTAG VON GENERALARZT FRIEDRICH VON ESMARCH
(9. Januar 1823–23. Februar 1908)
Generalarzt von Esmarch um 1870
Das Zündnadelgewehr im Verbandkasten
Die (fast) unglaubliche Geschichte des Dreiecktuches
A Needle Gun in the First Aid Kit
The (almost) Incredible Story of the Triangular Bandage
Dirk Ziesing
Über den Autor
Dr. Dirk Ziesing wurde 1957 in Hamm/Westfalen geboren. Er studierte Bauingenieurwesen an der Universität Dortmund, promovierte dort und war anschließend bis 2022 im Bauwesen, Großanlagen- und Schwermaschinenbau, der Automobilindustrie sowie in der Entwicklung von Ingenieursoftware tätig.
Seit vielen Jahren befasst er sich mit der Heimat- und Geschichtsforschung, im Besonderen mit der Militärgeschichte des 19. Jahrhunderts in Westfalen. Eines seiner Spezialgebiete sind Militärinstruktions- und Motivtücher, speziell zum Deutsch-Französischen Krieg, und insbesondere illustrierte Verbandtücher nach Esmarch. Teile seiner umfangreichen Sammlung wurden wiederholt in Ausstellungen und Vorträgen präsentiert.
Zusammenfassung
Im Jahr 1873 entwarf der hochrangige Militärarzt Friedrich von Esmarch (1823–1908) ein bebildertes, dreieckiges Verbandtuch. Darauf ist auch eine Waffe zu sehen, die dem damaligen Stand der Technik entspricht. Es ist kaum zu glauben, dass dieses Tuch in unveränderter Ausführung noch 1960 in Verbandkästen deutscher Autofahrer enthalten war. Doch damit nicht genug: Im Golfkrieg der jüngeren Vergangenheit wurden auf irakischer Seite Verbandtücher nach diesem Muster verwendet.
Mit diesem Beitrag soll an Friedrich von Esmarch erinnert werden, dessen Geburtstag sich am 9. Januar 2023 zum 200. Male jährte.
Schlüsselwörter: Verbandtuch, Dreiecktuch, Verbandkasten, Esmarch, Sanitätswesen
Summary
In 1873, the high-ranking military surgeon Friedrich von Esmarch (1823–1908) designed an illustrated triangular bandage. It also shows a rifle, which corresponds to the state of the art at that time. It is hard to believe that this cloth, in unchanged form, was still included in first-aid kits of German motorists in 1960. But that is not all: in the Gulf War of the recent past, triangular bandages based on this design were used by the Iraqis.
By this article the author intents to commemorate Friedrich von Esmarch, whose 200th birthday was on January 9, 2023.
Keywords: Triangular bandage, mitella, first aid kit, Esmarch, paramedics
Friedrich von Esmarch
Friedrich August Esmarch wurde am 9. Januar 1823 in Tönning geboren. Er entstammte einer alten schleswig-holsteinischen Pastoren- und Juristenfamilie. Ab 1843 studierte er Medizin in Kiel und Göttingen und wurde 1846 Assistent am chirurgischen Hospital zu Kiel. Die Schleswig-Holsteinische Erhebung von 1848 bis 1851 machte er als Feldchirurg mit. Dabei geriet er gemeinsam mit dem Generalstabsarzt der Schleswig-Holsteiner in dänische Gefangenschaft. Allerdings ließ man die Mediziner wieder frei, nachdem sie ihre kriegsgefangenen Landsleute versorgt hatten, mit dem Hinweis, dass man mit Ärzten keinen Krieg führen würde. In gleicher Weise wurden auch dänische Ärzte von den deutschen Truppen behandelt. Esmarch habilitierte an der Universität Kiel und war dort als Privatdozent tätig. 1851 begann er eine Studienreise, die ihn nach Prag, Wien, Paris und Brüssel führte. Zum Direktor der chirurgischen Klinik Kiel wurde er 1854 berufen; drei Jahre später erhielt er den Professorentitel [6].
Militärische Karriere
Im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 erwarb sich Esmarch große Verdienste um die Lazarette auf dem Schlachtfeld. Ein bekanntes Ereignis in diesem Krieg war die Erstürmung der Düppeler Schanzen durch preußische Truppen am 18. April 1864. Zu den dabei gefallenen Preußen zählte unter vielen anderen auch der Pionier Klinke, der eine Sprengladung ohne Zündschnur zur Explosion brachte. Er tat dies mit voller Absicht, um eine dänische Palisade zu beseitigen, die den preußischen Sturm aufzuhalten drohte.
Der Krieg von 1864 verdient jedoch auch im Hinblick auf das Sanitätswesen eine besondere Erwähnung, da hier erstmalig bei einer kriegerischen Auseinandersetzung das Zeichen des Roten Kreuzes verwendet und geachtet wurde. Der Schweizer Geschäftsmann Henri Dunant (1828–1910) berichtete nach der Schlacht bei Solferino am 24. Juni 1859 über das Elend der Verwundeten und die Hilflosigkeit der Sanitätskräfte. Italiener und Franzosen hatten dort österreichische Truppen besiegt. Dunants Engagement führte 1863 zur Gründung des „Internationalen Komitees der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege“, aus welchem das Rote Kreuz hervorging.
In seinen Aufzeichnungen schrieb Esmarch, dass auch er 1864 eine weiße Armbinde mit dem roten Kreuz trug. Die zivilen Sanitätskräfte waren zu dieser Zeit zwar noch nicht organisiert, aber es waren bereits 118 Frauen (zumeist katholische und evangelische Ordensschwestern) und 40 Männer (darunter Mitglieder des Johanniter-Ordens) in den preußischen Feldlazaretten tätig. Im August 1864 wurde dann die erste Genfer Konvention von zwölf europäischen Staaten unterzeichnet [9].
1866, im Preußisch-Österreichischen Krieg, wurde Professor Esmarch nach Berlin berufen und übernahm dort die chirurgische Leitung aller Lazarette. Im Deutsch-Französischen Krieg wurde er schließlich zum Generalarzt und obersten Militärchirurgen ernannt. Daneben organisierte er die freiwillige medizinische Hilfe zunächst in Kiel und in Hamburg und übernahm später die Leitung des großen Barackenlazaretts auf dem Tempelhofer Feld in Berlin.
Abb. 1: Esmarchs Standbild von Adolf Brütt in Tönning (© Jom on Wikipedia.de, CC BY 2.5)
Adelsstand und Ehrenbürgerschaft
Nach Kriegsende kehrte er nach Kiel zurück, wo er 1872 in zweiter Ehe Prinzessin Henriette von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1833–1917) heiratete, eine Tante des späteren deutschen Kaisers Wilhelm II. (1859–1941). Von diesem wurde Esmarch 1887 in Anerkennung seiner Verdienste in den Adelsstand erhoben. Zehn Jahre später ernannte man ihn zunächst zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Tönning und 1902 desgleichen in Kiel.
Medizinische Innovationen
Neben dem Dreiecktuch wurde von Esmarch besonders bekannt durch die nach ihm benannte Blutleere in Gliedmaßen vor einer Operation mittels Umschnüren mit einer Gummibinde. Vor der Einführung dieser künstlichen Blutleere wurde selbst bei Amputationen keine besondere Rücksicht auf die enormen Blutverluste genommen. Ferner wird der so genannte Esmarch-Handgriff zum Vorschieben des Unterkiefers heute noch angewandt, um bei Bewusstlosen die Erstickungsgefahr zu bannen. Weiterhin stellte Esmarch 1877 einen von ihm entwickelten Narkoseapparat auf Chloroform-Basis vor.
Auf der 1876 in Philadelphia stattfindenden Weltausstellung beeindruckte das Deutsche Reich im Besonderen durch neuartige Geschütze aus Krupp-Stahl. Daneben war allerdings auch Friedrich Esmarch vertreten, der „Verbände, Apparate und Abbildungen zur Krankenpflege“ ausstellte.
„Erste Hilfe“
Schließlich geht auch der Begriff „Erste Hilfe“ auf Professor von Esmarch zurück. Er gründete 1878 unter der Schirmherrschaft der deutschen Kaiserin Augusta (1811–1890) den „Deutschen Samariter-Verein“ zur Verbreitung des Wissens über die Erste Hilfe bei Laien. In der Folge entschlossen sich 1888 sechs Zimmerleute in Berlin, aufgrund eines schweren Arbeitsunfalls mit mehreren Toten und Verletzten, einen eigenen Sanitätsdienst zu schaffen, genannt „Arbeiter-Samariter“. Nachdem sich 1909 daraus als Dachorganisation der „Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland“ entwickelt hatte, verbreitete sich die Idee in ganz Europa [5].
Volksnaher Gelehrter
Obwohl Professor von Esmarch zu einem der bedeutendsten Kriegs- und Unfallchirurgen des 19. Jahrhunderts aufstieg, blieb er stets dem einfachen Volk verbunden. Seine Landsleute nannten ihn „Fiete Isbüdel“, in Anspielung auf die Eisbeutel, die er bei manchen Wehwehchen verordnete. Als Anekdote ist überliefert, dass er auch Vorlesungen an der Universität gelegentlich in Plattdeutsch abhielt. Am 23. Februar 1908 starb Friedrich von Esmarch hoch dekoriert in Kiel.
Er brachte zahlreiche Veröffentlichungen heraus, speziell über die medizinische Versorgung auf dem Schlachtfeld, aber auch über grundsätzliche Hilfeleistungen bei Unglücksfällen. Einige seiner Werke seien hier genannt:
- Über Resektionen nach Schußwunden (1851)
- Beiträge zur praktischen Chirurgie (1853)
- Über den Kampf der Humanität gegen die Schrecken des Krieges (1869)
- Über die Vorbereitung von Reservelazaretten (1870)
- Verbandplatz und Feldlazarett (1871)
- Die erste Hülfe bei Verletzungen (1875)
- Handbuch der kriegschirurgischen Technik (1877)
- Die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfällen (1882)
Die entscheidende Veröffentlichung im Hinblick auf die Einführung des illustrierten Dreiecktuchs war schließlich seine Broschüre „Der erste Verband auf dem Schlachtfelde“.
Abb. 2: Leitfaden für die Erste-Hilfe-Ausbildung an Samariterschulen aus dem Jahre 1899
Das Dreiecktuch
Ursprung des Dreiecktuchs
Das Verbandtuch an sich ist keine Erfindung Esmarchs. Es wurde vielmehr schon um 1820 von dem Schweizer Arzt Mathias Mayor (1775–1847) vorgestellt. Mayor war seit 1803 Chefchirurg in Lausanne. Auch der französische Chirurg Pierre Nicolas Gerdy (1797–1856) schrieb 1826 über die Verwendung von Tüchern für Verbände. Streifenförmige Binden haben gegenüber Tüchern den Nachteil, dass sie bei unsachgemäßer Verwendung leicht verrutschen oder aber die betroffenen Gliedmaßen abschnüren.
Esmarchs eigene Erfahrungen an der Front bestimmten sein weiteres Wirken. Die medizinische Versorgung auf den Schlachtfeldern hatte sich seit den Napoleonischen Kriegen kaum verbessert. Verbandplätze waren rar und ohne System vorhanden, ausgebildete Sanitäter eine Seltenheit. Eine Hochrechnung ergab, dass im Durchschnitt für 16 Verwundete nur eine Hilfsperson zur Verfügung stand. Selbst über Verbandmaterial machte sich die Heeresleitung keine Gedanken. So griffen die Militärärzte in ihrer Not auf frisch gewaschene Wäsche zurück, die in den Orten rund um das Schlachtfeld zum Trocknen aufgehängt worden war.
1869 – Erstes bedrucktes Dreiecktuch
Vor dem Hintergrund der Kriegserfahrungen war es Esmarchs erklärtes Ziel, dass jeder Soldat eine minimale Verbandausstattung bei sich tragen sollte. Darüber hinaus hatte er die Idee, anstelle separater Anwendungshinweise in Papierform diese direkt auf das Verbandtuch zu drucken. 1869 erschien daraufhin sein erstes Tuchmuster gemeinsam mit dem Büchlein „Der erste Verband auf dem Schlachtfelde“.
Der Tuchaufdruck stellt nach Esmarchs Worten einen Verbandplatz hinter der Feuerlinie dar, „auf welchem die verwundeten Krieger mit Hilfe dreieckiger Tücher sich untereinander verbinden“. Tatsächlich handelt es sich um eine künstlerische, ausdrucksvolle Darstellung mit einer Vielzahl von Details. Abgebildet sind die Uniformen unterschiedlicher Einheiten und Dienstgrade; Waffen und Ausrüstungsgegenstände runden die Szenerie ab.
Angefertigt und entsprechend signiert wurde die Druckvorlage im Jahr 1868 von Johann Heinrich Wittmaack (1822–1887). Dieser wurde als Sohn des aus Hemmingstedt stammenden Gastwirts Johann Wittmaack (um 1783–1857) und dessen Ehefrau Sophie Maria Elisabeth Gieseler in Kiel geboren und war dort als Zeichenlehrer und Porträtmaler zur gleichen Zeit wie Esmarch tätig. 1856 ging er eine erste Ehe mit Huberta Maria Theresia Schlotfeldt (1832–1861) ein [11]. 1873 fand in Dresden die Heirat des Witwers mit Minna Elise Weiß statt, der Tochter eines Kanzleisekretärs. 1874 bekam Wittmaack eine Stelle als Zeichner an der Kaiser-Wilhelms-Universität in Straßburg im Elsass.
Die Gravur der Druckplatte nach dem Prinzip eines Kupferstichs nahm der Berliner Künstler Carl Ludwig Friedrich Becker (1820–1900) vor. Dessen Vater Ludwig Johann Samuel Becker (1793–1870) stammte aus Stargard, war als Apotheker nach Berlin gekommen und hatte dort 1819 Caroline Louise Bärwald (1794–1858) geheiratet. Becker junior wurde Professor und 1860 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, dessen Präsidentschaft er von 1882 bis 1895 innehatte. 1868 ehelichte er Henriette Amalie Luise Bechtel (1835–1894), die Tochter eines Schneidermeisters.
Jeder Esmarch-Broschüre lag ein Musterabdruck aus gestärktem Baumwollstoff in Originalgröße bei, auf das entsprechende Seitenformat zusammengefaltet. Herausgeber und Bezugsquelle war die Schwers’sche Buchhandlung in Kiel. Diese bedeutendste Kieler Buchhandlung war bereits 1780 von dem Kanzleirat Schwers gegründet worden [1].
Auf dem Tuch sind dessen unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten dargestellt, wobei diese mit insgesamt 34 Nummern versehen wurden. Die Broschüre liefert den zugehörigen Text. Esmarchs Vorstellung war, dass nach einer einmaligen praktischen Übung die Bilder auf dem Tuch das Erlernte wieder in Erinnerung bringen würden.
Erste Verbandpäckchen 1870/71
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 kam das Tuch zum Einsatz. Der Hilfsverein in Kiel fertigte unter Esmarchs Anleitung zahlreiche Verbandpäckchen an, welche an die Truppen verteilt wurden. Die Päckchen enthielten außer dem Dreiecktuch zwei Watteballen und eine Gazebinde. Die Watte war zur Desinfektion anfangs mit Karbolsäure getränkt. Da diese jedoch rasch verdunstete, stellte man zunächst auf Salizylsäure um und dann auf Chlor-Zink-Jute. Noch später wurden Sägespäne beigefügt, die mit Kochsalzsublimat behandelt waren. Hintergrund der beiden Watteballen war, dass eine Schusswunde oftmals eine Einschuss- und eine Ausschussöffnung hervorruft. Die Binde diente zur Fixierung, und abschließend wurde das dreieckige Tuch angelegt. Dieses konnte gleich mehrere Aufgaben erfüllen: Es bot eine schützende Abdeckung der Wunde gegenüber äußeren Einwirkungen, speziell Schmutz. Außerdem diente es zur Unterstützung der verletzten Gliedmaßen, denn eine Ruhigstellung verhinderte zusätzliche Schmerzen. Letztlich verwandte man die Tücher zur Befestigung von Schienen bei Knochenbrüchen. Um diese Zwecke zu erfüllen, reichten Tücher aus, die als Massenprodukte aus billigem, ungebleichtem Baumwollstoff hergestellt wurden.
Abb. 4: Ausschnitt aus der Zeitschrift „Frauenarbeit im Kriege“ (Ausgabe 7) aus dem Jahre 1870 mit Vorstellung des Dreiecktuches, seiner Herstellung, Falt- und Verpackungsweise
Das Frauenblatt „Die Modenwelt – Illustrirte Zeitung für Toilette und Handarbeiten“ existierte von 1865 bis 1911. Während des Feldzugs 1870/71 kamen kostenlose Extrablätter heraus, wobei die Nummer 7 der Frauenarbeit im Kriege gewidmet war. Neben verschiedenen Strick- und Handarbeitswaren wurde auch das bebilderte Verbandtuch besonders vorgestellt und die Art der Faltung und Verpackung gezeigt. Verleger der Zeitung war der Geschäftsmann, Kunst- und Waffensammler Franz Lipperheide (1838–1906). Die Redaktion leitete seine erste Ehefrau Frieda (1840–1896), geborene Gestefeld.
Rasche internationale Verbreitung1
Russland
Deutsche Tücher nach dem Muster von 1869 sind heutzutage allerdings nahezu unauffindbar. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass im Jahre 1876 in Russland eine spezielle Version herausgebracht wurde. Das russische Dreiecktuch trägt am unteren Rand in kyrillischer Schrift die Bezeichnung „Der erste Verband auf dem Schlachtfeld“ und ist auch im Hinblick auf die grafischen Darstellungen quasi eine Kopie des ersten deutschen Tuches. Dabei wurden die Uniformen und Kopfbedeckungen dem damaligen Stand des zaristischen Heeres angepasst. Als besonderes Detail ist die Darstellung der Figurengruppe mit der Krankentrage abgeändert und verbessert worden. Hier war die ursprüngliche Zeichnung nicht besonders aussagekräftig. Das russische Tuch trägt außerdem die übersetzten Hinweise: „Genehmigt durch den Zensor von Sankt Petersburg am 13. November 1876“ und „Herausgegeben durch den Apotheker E. Fridlander in Sankt Petersburg“.
Schweden
Auch für die schwedische Armee wurde eine Kopie des deutschen Ursprungtuchs kreiert. Es erschien 1870 analog zum deutschen Vorbild mit einem kleinen Handbuch auf dem Markt. Verleger waren „Samson & Wallin“ in Stockholm. Die Herstellung übernahm die lithografische Druckerei Gustav Möller, zu erkennen an dem Aufdruck „Gust. Möller lith tryckeri“. Vermutlich als Graveur hinterließ Th. Blomqvist seine Signatur, während als Urheber der Oberfeldarzt Dr. Edward Edholms (1831–1913) zu sehen ist.
Frankreich
Eine weitere Version des ersten Esmarch-Tuchs wurde in Frankreich zumindest in der Entwurfsphase behandelt. Auch hier nahm man das vollflächige Grundmuster auf und passte Uniformen und Ausrüstung an die Belange der französischen Armee an. Der Entwurf wurde von „Yves & Barret“ signiert, einer Firma in Paris, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Druckerzeugnisse herstellte, darunter auch Stadtpläne, unter anderem von Berlin.
Da jedoch bisher kein Realstück eines derart bedruckten Dreiecktuches bekannt geworden ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Umsetzung dieser Idee ausgeblieben ist.
Anmerkungen zur Wundhygiene
An dieser Stelle erscheint ein Einschub zur Wundhygiene sinnvoll, denn diese wurde auch maßgeblich durch den Deutsch-Französischen Krieg beeinflusst. Bis dahin war es üblich, dass Frauen und Mädchen in Heimarbeit alte Stoffe und Leinwand zur sogenannten „Charpie“ zupften, die dann als Wundauflage verwendet wurde. Dieses zwar saugfähige, aber potenziell mit Keimen belastete Material war häufig der Grund für Vereiterungen und das meist tödlich verlaufende Wundfieber.
Speziell von arabischen Ärzten wurde seit dem Mittelalter auch Baumwolle zur Wundversorgung verwendet; diese hatte aber den entscheidenden Nachteil, dass sie aufgrund der enthaltenen pflanzlichen Fette flüssigkeitsabweisend war. Der in Helmstedt geborene Arzt Victor von Bruns (1812–1883) wurde 1843 Professor für Chirurgie in Tübingen. Die Feldzüge der Jahre 1866 und 1870/71 machte er als Chirurg im württembergischen Korps mit. Neben anderen Auszeichnungen erhielt er auch das Eiserne Kreuz am weiß-schwarzen Bande für Nichtkombattanten.
Unter dem Eindruck seiner Erfahrungen im Felde entwickelte er ein Verfahren zum Bleichen der Baumwolle, mit dem nicht nur das Fett entzogen wird, sondern auch eine Keimfreiheit erzielt wird. Derart behandelte Watte entwickelt eine enorm hohe Saugfähigkeit. Man sagt Bruns nach, er hätte sein Verfahren aus reiner Menschenfreundlichkeit nicht zum Patent angemeldet. So verarbeitete 1871 zunächst der Schweizer Heinrich Theophil Bäschlin (1845–1887) Rohbaumwolle zu Verbandwatte. 1873 gründete Paul Hartmann (1812–1884) in Heidenheim an der Brenz den ersten deutschen Industriebetrieb zur Watteherstellung. Weltweit folgten schnell weitere Firmen, die auf diese Weise neues, steriles Verbandmaterial produzierten. „Chemisch rein nach Prof. von Bruns“ wurde in der Folge zu einem Markenzeichen [8].
Das Dreiecktuch von 1873
Die militärische Führung im Deutschen Reich war mit den drastischen Darstellungen des Tuches von 1869 gar nicht einverstanden. Esmarch selbst schrieb, man hätte den Einwurf gemacht, dass es nicht ratsam sei, dem Soldaten ein Bild mit in den Krieg zu geben, auf welchem „die Schrecken des Schlachtfeldes“ dargestellt seien. In der Tat sind die Bilder zum Teil recht demoralisierend – Soldaten mit fehlenden Gliedmaßen sind mehrfach dargestellt.
So kam es, dass im Jahre 1873 eine zweite Version des illustrierten Dreiecktuches vorgestellt wurde. Diesmal in neutraler, „entschärfter“ Form, das heißt, die dargestellten sechs männlichen Figuren sind einerseits recht spärlich bekleidet, andererseits äußerlich unversehrt. An den Körpern sind die unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten des Tuches bildlich dargestellt. Der militärische Ursprung ist erst bei genauerer Betrachtung ersichtlich: Hier ein verletztes Bein mit einem Gewehr als Schiene, dort eine Blankwaffe nebst Scheide zur Schienung eines verletzten Armes. Als Schienenmaterial für den Unterschenkel wird schließlich ein Bündel aus Zweigen bzw. Stroh verwendet. Dazu beschrieb Esmarch in dem Handbuch der kriegschirurgischen Technik seine Beobachtungen im Deutsch-Französischen Krieg:
Abb. 5: „Entschärfte“ Version des Dreiecktuches, wie es im Jahre 1873 erschien: die Aufdrucke der Hersteller auf der rechten Seite änderten sich im Laufe der Zeit. Der Zusatz „gestochen A. Sandfort.1873“ neben dem Namen des Zeichners Wittmaack war in späteren Ausgaben nicht mehr vorhanden.
„So benutzten z. B. während der Belagerung von Paris die Franzosen bei ihren Ausfällen die Strohmatten, welche zum Bedecken der Treibhausfenster dienten, zum Schienen der zerschossenen Glieder.“ …
… „Noth-Schienen können improvisirt werden aus Waffenstücken aller Art, wie sie auf dem Schlachtfelde gefunden werden, namentlich Seitengewehre, Faschinenmesser und Bajonette sammt ihrer Scheiden, Gewehre, Karabiner, Ladestöcke, Stücke von Lanzen, Radspeichen etc. Auch abgeschnittene Uniformstücke sollten nicht weggeworfen, sondern wo möglich zum Verbinden verwerthet werden, z. B. Theile von Mänteln, Waffenröcken, Beinkleidern, Stiefelröhren, Czakos, Tornistern etc.“ [3].
Das Tuch von 1873 enthält 27 nummerierte Details, die aus dem Entwurf von 1869 übernommen wurden. Die fehlenden Nummern bezogen sich im Wesentlichen auf Verbände an Arm- und Beinstümpfen, die in der neueren Fassung nicht mehr dargestellt sind. Das Tuchdreieck misst auf der langen Seite 130 cm. Die kürzeren Seiten sind jeweils 87 cm lang, wobei eine die Webkante ist, während die anderen Seiten ungesäumt blieben. Man druckte also zwei Dreiecke auf die Breite der Stoffbahn und teilte diese dann in der Diagonalen.
Zu diesem Tuch existiert keine eigenständige Broschüre. Die Nummern entsprechen weiterhin der ersten Fassung. So wurde die 1870 erschienene zweite, unveränderte Auflage des „Ersten Verbandes auf dem Schlachtfelde“ noch bis zum Ende des Jahrhunderts weiterverwendet.
In der 1893 erschienenen 4. Auflage des „Handbuchs der Kriegschirurgischen Technik“ ging von Esmarch ebenfalls auf die damals aktuelle Version seines Verbandpäckchens ein. Es trug den Titel „Nothverband für das Schlachtfeld“ und enthielt neben dem bedruckten Tuch die bereits beschriebenen antiseptischen Kompressen und eine Binde (10 cm breit, 2 m lang). Auf 10 x 10 cm Kantenlänge und 1,5 cm Dicke zusammengepresst war das Ganze in wasserfesten Kautschukstoff verpackt. Darauf befand sich die gedruckte Gebrauchsanleitung:
„Bei einfachen Schusswunden wird auf jede Schussöffnung eine der Compressen gelegt, nachdem das Firnisspapier davon abgenommen ist. Bei grösseren Wunden entfaltet man die Compressen und sucht die ganze Wundfläche mit dem antiseptischen Mull zu bedecken. Durch Umwickelung mit der Binde wird der Mull auf der Wunde befestigt. Das dreieckige Tuch dient zur weiteren Bedeckung dieses Verbandes, zur Unterstützung des verletzten Gliedes oder zur Befestigung von Nothschienen, wie es auf dem Tuch abgebildet ist.“ [4].
Als Bezugsquelle für diese Päckchen wird der „Instrumentenmacher H. Beckmann in Kiel“ genannt. Hierbei handelte es sich um Heinrich Marcus Daniel Beckmann, der 1841 von Hamburg nach Kiel übersiedelte und im dortigen Adressbuch als „Verfertiger von chirurgischen Instrumenten und künstlichen Gliedmaßen“ aufgeführt war.
Weiterhin liefert von Esmarch in diesem Buch einen Ratschlag, wie sein Verbandpäckchen in die Ausrüstung des einzelnen Soldaten integriert werden kann:
„An welcher Stelle der Uniform diese Päckchen am besten unterzubringen sein werden, darüber enthalte ich mich jeden Urtheils. Es ist Sache der Militärbehörden. Doch will ich bemerken, dass der Inhalt derselben sich leicht zu einem doppelt so grossen, aber um die Hälfte dünneren Packet zusammenlegen lässt, so dass es als Wattirung an der einen Brustseite des Waffenrockes eingenäht werden kann.“[4]
Im Jahre 1899 wurde schließlich eine dritte Ausgabe des „Ersten Verbandes auf dem Schlachtfelde“ aufgelegt, die sich allerdings wesentlich von den vorhergehenden unterschied. Die vierte und letzte Auflage erschien 1914, war aber inhaltlich identisch mit der dritten. Deren Vorwort macht deutlich, dass der Autor recht enttäuscht darüber war, dass letztendlich sein dreieckiges Tuch nicht in die Ausrüstung eines jeden deutschen Soldaten aufgenommen worden war. Hier seine Worte:
„... Leider ist mein Vorschlag nur zur Hälfte in Erfüllung gegangen. In dem Verbandpäckchen, welches jeder Soldat mit sich führt, befinden sich zwar antiseptische Verbandmittel, aber leider fehlt darin das dreieckige Tuch welches ich zur Anlegung des Notverbandes für unentbehrlich halte...“.[2]
Esmarch bezieht sich damit auf die 1886 erlassene Kriegs-Sanitäts-Ordnung, in welcher das Verbandzeug als Teil der Ausrüstung festgelegt wurde. Hätte er geahnt, welche Karriere seinem Tuch schließlich doch noch bevorstand, wäre er sicher zufriedener gewesen [2].
Auch das Tuch von 1873 wurde in Kiel entworfen. Es weist an der linken Kante die Signatur des Künstlers auf: „gez. Wittmaack“. In der ersten Version folgt daneben als weiterer Text: „gestochen. A. Sandfort. 1873.“ Dieser Zusatz fehlt auf späteren Ausführungen. Den Kupferstich auf der Druckplatte lieferte in diesem Fall ein Graveur namens Sandfort. Heinrich Adolph Sandfort (1840–1898) wurde in Solingen geboren. Seine Eltern, der Fabrikarbeiter Johann Heinrich Sandfort und Julia Agnes Lüttgen, hatten 1839 geheiratet. Er selbst ging nach Hilden, gründete dort 1866 gemeinsam mit dem Graveur Ferdinand Keller die Firma „Keller & Sandfort“ und heiratete 1870 Bertha Volmer (1845–1923).
Das jüngere Dreiecktuch trägt in der oberen Spitze stets den Text „Der erste Verband nach Professor Esmarch“. Der Aufdruck bezüglich der Herstellerfirma änderte sich dagegen wiederholt im Laufe der langen Verwendungszeit. Die Produktion begann bei dem seit 1842 in Düsseldorf-Bilk ansässigen Textilunternehmen der Gebrüder Cramer. Die entsprechende zweizeilige Tuchbeschriftung parallel zur rechten Kante im oberen Bereich lautete „Druck von Ludwig & Gustav Cramer, in Düsseldorf – ALLE RECHTE VORBEHALTEN“. Carl Ludwig Cramer, geboren 1794, löste sich früh von dem Unternehmen und baute 1842 in Wohldorf bei Hamburg eine eigene Maschinenweberei auf. Sein Bruder Gustav Heinrich Cramer (1798–1866) führte daraufhin die Firma in alleiniger Regie weiter. 1883 ging daraus die Gesellschaft für Baumwollindustrie hervor, die neben einer Filiale in Berlin und einem Lager in Leipzig auch eine Druckerei und eine Weberei in Hilden unterhielt. Dorthin wurde dann 1897 der komplette Firmensitz verlegt. Seit dieser Zeit ist auf den Tüchern folgende Markierung zu finden: „Druck der Gesellschaft für Baumwoll-Industrie vorm. Ludwig & Gustav Cramer. Hilden – ALLE RECHTE VORBEHALTEN.“
Später übernahm die Firma Herosé in Konstanz die Herstellung. Deren Gründer Gabriel Herosé (1762–1856) entstammte einer Tuchmacherfamilie aus dem schweizerischen Aarau. Im Rahmen einer frühen Form der Wirtschaftsförderung siedelte die Regierung des Großherzogtums Baden zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausländische Unternehmen am Bodensee an. Es winkte eine 25-jährige Steuerbefreiung. Die Brüder Gabriel und Ludwig Herosé übernahmen 1812 bei der Versteigerung einer Konkursmasse die bestehende Kattunfabrik in der Konstanzer Schneckenburg und machten daraus mit Schweizer Kapital und damals modernster Technologie ein florierendes Textilunternehmen.
Bei Herosé ergänzte man zunächst mittig unter dem vorhandenen Titel den folgenden Text: „Jetziger alleiniger Hersteller Gabriel Herosé A.G. – Konstanz“. Hierbei steht das Kürzel „A.G.“ nicht für eine Aktiengesellschaft im heutigen Sinn, denn in eine solche wurde das Unternehmen erst 1921 umgewandelt. Die Erwähnung der Hildener Baumwollindustrie blieb zunächst unverändert erhalten. Später wurde sie jedoch entfernt, so dass die letzte Fassung des Tuches nur noch auf die Konstanzer Firma verweist.
Dort kam im ersten Weltkrieg die Produktion aufgrund des Mangels an Rohstoffen und Arbeitskräften zum Erliegen: Ende 1915 wurde zunächst die Weberei geschlossen, und im Laufe des Jahres 1916 stellte auch die Druckerei ihren Betrieb ein. Andererseits heißt es auch, der damalige Firmeninhaber, Victor Herosé (1857–1933), wollte als Schweizer nicht das deutsche Militär unterstützen.
Jedenfalls wurden die Druckplatten für das Dreiecktuch nach Kolbermoor in Oberbayern ausgeliehen. Die dort seit 1863 existierende Baumwollspinnerei fertigte während des Krieges eine unbekannte Zahl Tücher. Noch vor wenigen Jahren wurde dort ein Tuchballen aufgefunden, an dem sich ein Frachtbrief und ein Anhangzettel mit der Beschriftung „Produktion 1915“ befanden.
Nach Kriegsende wurde die Produktion in Konstanz wieder aufgenommen. 1987 feierte man das 175-jährige Bestehen, aber seit 2000 besteht das Unternehmen nicht mehr [13].
Abb. 6: Linksseitig zu tragende Tasche eines Sanitäters und die Broschüre „Der erste Verband auf dem Schlachtfelde“ in der Fassung von 1914; das abgebildete Tuch wurde von der Firma Herosé in Konstanz hergestellt und nach 1897 gedruckt.
Das Zündnadelgewehr auf dem Verbandtuch
Esmarchs „entmilitarisierter“ Tuchaufdruck von 1873 enthält ein Detail, das eine besondere Erwähnung verdient: In der rechten Ecke ist eine liegende Figur dargestellt, bei der ein Gewehr als Schiene mit mehreren Tüchern an ein Bein gebunden ist (Anwendung Nr. 16). Der Gewehrkolben reicht bis unter die Achsel, und eine weitere Fixierung ist durch einen Riemen um den Leib dargestellt. Auf dem Kolben befindet sich die Verwendungsnummer 12, die im Handbuch grundsätzlich auf das Gewehr als vom Schlachtfeld stammendes Schienenmaterial verweist.
Bei der abgebildeten Waffe handelt es sich nun um ein Zündnadel-Füsiliergewehr Modell 1860, welches sich anhand des Abzugsbügels und der charakteristischen Riemenbefestigung eindeutig identifizieren lässt. Bei diesem Gewehrmodell sind außerdem keine Laufhalteringe aus Messing vorhanden, da der Lauf im Schaft verstiftet ist.
Mit der Waffe wurde zunächst das preußische Garde-Füsilier-Regiment ausgerüstet, und anschließend im Laufe des Jahres 1861 die Linienfüsiliere der Regimenter Nr. 33 bis 40. 1867 kamen durch den Norddeutschen Bund noch die Regimenter 73, 80 und 86 hinzu. Mit Datum vom 15. Juli 1870 wurde der Bestand an Füsiliergewehren nebst zugehörigem Haubajonett mit insgesamt 101 865 Stück festgestellt. Außerdem war das Seebataillon der preußischen Marine mit dieser Waffe ausgestattet. Hierzu erließ der preußische König am 6. Februar 1862 eine entsprechende Verfügung [7].
Das Füsiliergewehr M.1860 war somit während des Deutsch-Französischen Krieges im Einsatz und wurde erst im Laufe der siebziger Jahre durch das neue Gewehr M.1871 abgelöst. Diese Modernisierung ging jedoch an dem Tuchaufdruck vorüber, und nachfolgende Generationen Erste-Hilfe-Leistender verwendeten es unverändert weiter [15].
Das Dreiecktuch in militärischer und ziviler Verwendung
Erstaunlich an der deutschen Fassung des Esmarch-Tuches von 1873 ist die Tatsache, dass es in der Originalausführung ein Jahrhundert lang produziert wurde. Zwar konnte sich Esmarch nicht damit durchsetzen, dass jeder Soldat ein solches Tuch erhielt, Militärsanitäter waren jedoch sehr wohl damit ausgerüstet. Diese trugen im ersten Weltkrieg als Standardausrüstung zwei Taschen am Koppel, welche die nötigsten Utensilien enthielten. Die Taschen aus braunem Leder ähnelten nicht unterteilten Patronentaschen, waren jedoch etwas größer.
Es wurde zwischen der rechten und der linken Ausführung unterschieden, zu erkennen an den rückseitig eingeprägten Buchstaben „R“ bzw. „L“. Die linke Tasche enthielt Verbandmaterial, Schere und Pinzette. Die rechte war vorgesehen für weitere Verbände, Medikamente zur Desinfektion und zur Stärkung des Kreislaufs sowie 20 opiumhaltige Tabletten als Schmerzmittel. Sanitätshilfspersonal (Krankenträger) trug nur Verbandmaterial in ihren Taschen. Das dreieckige Tuch war entweder im Deckel platziert, oder es befand sich auf dem Taschenboden. In diesem Fall konnte der restliche Inhalt mittels zweier Gurtschlaufen herausgenommen werden, um an das Tuch zu gelangen.
Abb. 7: Detail des Dreiecktuches von 1873 – Gewehr als Beinschiene: Das hier abgebildete Füsiliergewehr M.1860 wurde im Laufe der 1870er Jahre durch das neue Gewehr M.1871 abgelöst, blieb in der Darstellung auf dem Dreiecktuch aber unverändert erhalten.
In der Materialliste des DRK-Hauptlagers in Babelsberg (Berlin) von 1938 findet man neben dem „Verbandtuch feldgrau“ unter der Bestellnummer 113 „Verbandtuch, dreieckig, groß, m. Abb. nach Prof. Esmarch“. Die zugehörige Darstellung entspricht exakt dem 1873 angefertigten Layout, welches schließlich auch im 2. Weltkrieg gute Dienste leistete. Angaben über die Zahl der produzierten Tücher liegen leider nicht vor, es müssen jedoch enorme Mengen gewesen sein.
Im zivilen Bereich fand das Tuch in dieser Ausführung ebenfalls lange Zeit Verwendung. Es wurde dabei zu einem unverzichtbaren Inhaltselement des Verbandkastens. Dieser kam als „Erste-Hilfe-Kasten“ um 1880 auf. Zu den frühen Anwendern zählte die Bergisch-Märkische-Eisenbahn, ein Unternehmen, dessen Stammstrecke von Düsseldorf nach Dortmund bereits 1849 in Betrieb genommen worden war.
Der „Kleine Einheits-Verbandkasten“ des Verbandes der Deutschen Berufsgenossenschaften von 1939 weist in seinem Inhaltsverzeichnis Folgendes aus: „1 dreieckiges Verbandtuch (nach Esmarch, mit aufgedruckter Gebrauchsanweisung)“.
Auch nach dem zweiten Weltkrieg blieb das Dreiecktuch mit dem Zündnadelgewehr weiterhin unverwüstlich. Die Firma Herosé produzierte es in unveränderter Form weiter. Noch 1960 war es wesentlicher Bestandteil von Auto-Verbandkästen. Solche Kästen der Firma Breca aus Kiel tragen im Deckel ein Inhaltsverzeichnis, worin sich u. a. die Angabe findet „1 Verbandtuch nach Esmarch mit Abbildungen“. Die gesetzliche Verpflichtung zum Mitführen von Verbandkästen in Kraftfahrzeugen trat übrigens in Deutschland 1968 in Kraft.
Erst um 1970 – also rund 100 Jahre nach seiner Entstehung – wurde schließlich das Design des Dreiecktuches modernisiert, und das Zündnadelgewehr hatte endlich als Schiene für ein gebrochenes Bein ausgedient. Die Abmessungen wurden beibehalten, aber die Abbildungen sind nunmehr direkt mit Erläuterungen versehen. Als Material fand weiterhin Baumwollstoff Verwendung. Für den Aufdruck wurde jetzt neben schwarzer auch rote Farbe zur Hervorhebung der Tuchdarstellungen verwendet. Diese Tücher wurden z. B. vom Malteser-Hilfsdienst verwendet und vom Blutspendedienst des Bayrischen Roten Kreuzes im Rahmen von Blutspendeaktionen verteilt.
Abb. 8: Kleiner Einheitsverbandkasten des Verbandes der Berufsgenossenschaften von 1939, u. a. ausgestattet mit dem Dreiecktuch in der Fassung von 1873
Vom Vierecktuch zum Dreiecktuch
Als Kuriosität entstand sogar ein Vierecktuch als Konkurrenz zum Dreiecktuch. Es trägt den Titel „Erste Hilfe bei Verwundungen und plötzlicher Lebensgefahr“. Am 5. April 1911 erfolgte die Registrierung als D.R.G.M. mit der Nummer 463.922 unter dem Titel „Taschentuch mit Vorschriften“. Der Anmelder hieß Albert Winkler und wohnte in Berlin. Das Deutsche Reichs-Gebrauchsmuster wurde am 1. Oktober 1891 als vereinfachte Alternative zum Patent eingeführt und bot einen Urheberschutz für zehn Jahre.
Im Zentrum des 65 x 58 cm großen Tuchs ist Esmarchs Dreieck abgebildet, mit dem Hinweis „Jedes viereckige Tuch lässt sich durch Zusammenlegen zwischen zwei gegenüberliegenden Ecken zu einem dreieckigen gestalten.“ Es sind umlaufend 54 nummerierte Abbildungen und 20 Textabschnitte aufgedruckt. Die Bilder 27 und 28 zeigen neben Stock und Schirm auch ein Gewehr als Schiene bei einem Beinbruch.
Die weltweite Verbreitung des bedruckten Verbandtuches
Das Layout des 1873 erschienenen Dreiecktuchs nach Esmarch wurde von zahlreichen Firmen und Organisationen übernommen. Dies gilt speziell für den anglo-amerikanischen Raum. Das Gewehr als Beinschiene wurde dort allerdings in den meisten Fällen durch einen Schirm, Stock oder eine einfache Holzlatte ersetzt.
Abb. 9: Erst um 1970 wurde die Anleitung auf dem Dreiecktuch modernisiert, wie hier am Beispiel eines Tuches des MHD dargestellt.
Großbritannien
Unter den Hilfsorganisationen ist an erster Stelle die britische Johanniter-Vereinigung zu nennen (St. John’s Ambulance Association). Diese geht auf eine 1872 eingeleitete Initiative des englischen Militärarztes Peter Shepherd, Jahrgang 1841, zurück. Er führte „Ambulanzen“ zum Transport Verletzter ein, wobei es sich um einachsige Holzkarren handelte, die in dieser Form bereits bei der preußischen Armee verwendet wurden. 1878 wurde Shepherd nach Südafrika kommandiert, um an der britischen Expedition in Zululand teilzunehmen. Dort wurde er am 22. Januar 1879 getötet, als Zulus die britischen Truppen bei Isandhlwana überrannten. Ein Assegai-Speer traf den Mediziner tödlich.
Seine 1878 verfasste Anleitung für Erste-Hilfe-Kurse wurde später von Sir James Cantlie (1851–1926) veröffentlicht. Eine bedeutende Rolle spielte darin die Anwendung des Esmarchschen Verbandtuchs. Die erste britische Ausführung war eng an das deutsche Vorbild von 1873 angelehnt. Sie beschrieb in ähnlicher Weise an stehenden und liegenden männlichen Figuren 14 Anwendungsmöglichkeiten, die in einem gedruckten Beiblatt textlich erläutert wurden. Die im Taschenbuchformat gedruckte Anleitung „First Aid to the Injured“ enthielt eine Preisliste aller erforderlichen Verbandmaterialien, darunter unbedruckte Dreiecktücher sowie die illustrierte Ausführung nach Esmarch. Zum Beispiel in der Auflage von 1899 wird noch auf die Fassung mit 14 gedruckten Instruktionen verwiesen. Im 20. Jahrhundert folgte dann zunächst eine geänderte Fassung mit 21 Anwendungen (1902, eingetragen als geschütztes Design Nr. 399.677), die bereits 1908 durch eine solche mit 25 Nummern abgelöst wurde (Design Nr. 7.764). Von 1928 bis 1936 gab es ein Tuch mit 23 Anwendungsformen, und eine letzte Variante wurde 1937 (mit 22 nummerierten Verbänden) herausgebracht. Nach 1949 stellte die SJA den Vertrieb bedruckter Tücher ein und verwendete nur noch unbedruckte.
Abb. 10: Im April 1911 wurde ein Vierecktuch zum Gebrauchsmuster angemeldet, auf dem in der Mitte das Dreiecktuch aus 1873 von Esmarch abgebildet ist. Der Herausgeber merkt an, dass man daraus durch entsprechende Faltung ein Dreiecktuch machen kann.
Parallel zu den Johannitern existiert in Großbritannien die St. Andrew’s Ambulance Association. Diese brachte ebenfalls um 1887 ihren eigenen Tuchentwurf heraus, genannt „Bandage for First Aid in Accident“ (Erste-Hilfe-Verband für Unfälle), welcher mit 50 unterschiedlichen Anleitungen überaus reichhaltig bebildert ist. An zentraler Stelle findet man hier auch das Gewehr als komplette Beinschiene sowie Bajonette an Arm und Unterschenkel, wie ursprünglich von Esmarch vorgeschlagen.
1905 gründete in London eine Gruppe von Automobilisten die heute noch existierende „Automobile Association“ (kurz: AA). Zur gleichen Zeit bot die ebenfalls in London ansässige Firma „Burroughs Wellcome & Co.“ unter dem Markennamen „Tabloid” ein weiteres illustriertes Verbandtuch an. Dieses gehörte zur Ausstattung der AA-Pannen- und Unfallhelfer, die zunächst auf Fahrrädern und später auf Motorrädern unterwegs waren.
Während die älteren Tuchmuster üblicherweise einfarbig schwarz bedruckt wurden, zeichnet sich das der Londoner Firma „S. Maw Son & Sons“ durch seinen durchgehend roten Aufdruck aus. Die Anfänge dieses Unternehmens gehen auf das Jahr 1807 zurück, als George Maw (1770–1833) gemeinsam mit einem Vetter in London ein Geschäft eröffnete. Schon sieben Jahre später übernahm Maw in alleiniger Regie eine Fabrik für medizinische Pflaster. Das Produktspektrum wurde bald auf medizinische Instrumente und pharmazeutische Produkte ausgedehnt. 1826 entstand daraus „George Maw & Son“, wobei zunächst der Sohn John Hornby Maw (1800–1885) in der Geschäftsführung hinzutrat. Zu ihm gesellte sich sein Bruder Solomon Maw (1805–1861), und nachdem 1860 dessen Sohn Charles Maw (1835–1905) eingetreten war, firmierte man als „S. Maw & Son“. Die weitere Ausdehnung auf die Enkelgeneration und die Umwandlung in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung hatten 1901 eine erneute Namensänderung in „S. Maw Son & Sons“ zur Folge. 1940 ging das Unternehmen in „Maw’s Pharmacy Supplies Limited“ auf.
Als Besonderheit ist bei diesem Tuch auch festzustellen, dass die dargestellten Figuren uniformiert sind. Eine militärische Verwendung konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden. Die untersuchten Tuchexemplare tragen vielmehr in der Spitze den Aufdruck der „British Red Cross Society“. Das Tuch-Design wurde unter der Nummer 619.597 registriert.
Ferner ließ die britische Firma „Vernon & Co.“ (Markierung: V & Co. Ltd.) um 1925 ein Tuch unter der Bezeichnung „The Vernaid Bandage“ als eingetragenes Warenzeichen mit der Nummer 710.438 registrieren. Die Darstellungen sind eindeutig auf den zivilen Bereich ausgerichtet. Interessant ist hierbei der Hinweis „Approved by Sir James Cantlie“, mit dem die Anerkennung durch den Wegbereiter der britischen Johanniter-Vereinigung ausgedrückt wird.
„Evans Sons Lescher & Webb Ltd.“ war ein weiteres Unternehmen, welches bebilderte Tücher vertrieb. John Evans hatte die Arzneimittelfirma 1828 in London gegründet, Joseph Sydney Lescher kam hinzu. 1833 wurde eine Zweigniederlassung in Liverpool eröffnet. Nachdem Lescher 1835 ausgeschieden war, traten Evans’ drei Söhne Thomas Bickerton, John junior und Edward (1817–1905) in die Geschäftsführung ein. Nach 1872 lag sie zunächst in den Händen von Edwards vier Söhnen, 1879 wurde noch Edward Alfred Webb, ein Enkel des Firmengründers, aufgenommen. 1945 erfolgte die Umbenennung in „Evans Medical Supplies“, und 1961 übernahm Glaxo das Unternehmen. Glaxo, dessen Wurzeln auf das Jahr 1715 zurückgehen, nennt sich heute GSK, als Kürzel für Glaxo, Smith und Kline. Das Tuch aus dem Hause Evans trägt in der Spitze den Text „FIRST-AID BANDAGE (After Esmarch.)“ und in der linken unteren Ecke „MADE IN ENGLAND“.
Abb. 11: Die britische St. John´s Ambulance Association entwickelte im Laufe der Zeit mehrere Varianten des bedruckten Verbandtuches. Hier ist die 1937 erschienene, letzte Ausführung mit 22 unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten abgebildet. Anstelle des Zündnadelgewehrs wurde eine Holzlatte dargestellt.
China
Der in der britischen Kronkolonie tätige Zweig der St. John’s Ambulance Association brachte ein Dreiecktuch heraus, welches zwar keine gezeichneten Anleitungen enthält, aber neben dem Logo der Organisation deren Namen in chinesischen Schriftzeichen aufweist.
Vereinigte Staaten von Amerika
In den USA ist die Tuchvariante der dortigen Erste-Hilfe-Organisation besonders zu erwähnen. Clara Barton (1821–1912) war die Gründerin dieser Vereinigung. Doch zunächst setzte sie sich dafür ein, dass die Vereinigten Staaten 1882 die Genfer Konvention unterzeichneten. Im Jahr zuvor hatte Barton das amerikanische Rote Kreuz ins Leben gerufen, welches seinen ersten Großeinsatz bei Waldbränden im Bundesstaat Michigan hatte. In den folgenden Jahren lieferten Erdbeben, Überschwemmungen, Wirbelstürme und Gelbfieber Anlass für weitere Hilfsaktionen. Den ersten Einsatz auf einem Kriegsschauplatz gab es 1898 im Spanisch-Amerikanischen Krieg auf Kuba [12].
Abb. 12: Verbandtuch der St. Andrew’s Ambulance Association aus dem Jahre 1887; die Detailbilder zeigen die Anwendung eines Gewehres als Beinschiene und eines Bajonetts als Unterschenkelschiene.
1904 legte Barton den Vorsitz des Roten Kreuzes nieder, um im nächsten Jahr die Führung der „National First Aid Association of America“ zu übernehmen. Diese Organisation brachte ein eigenes, reich illustriertes Dreiecktuch heraus, das Elemente des deutschen Basistuchs von 1873 mit denen des britischen St.-Andrews-Tuchs verbindet.
Unter den kommerziellen Unternehmen waren es zunächst „Seabury & Johnson“ (1873 in New York gegründet), die ihr eigenes Dreiecktuch auf den Markt brachten. Aus dieser Firma ging 1887 durch den Zusammenschluss dreier Johnson-Brüder das heute noch bestehende Großunternehmen „Johnson & Johnson“ hervor. Laut Firmenarchiv begann man dort 1907 mit der Fertigung eines bedruckten Tuches, die zwischen 1920 und 1930 eingestellt wurde.
Während des Zweiten Weltkriegs erschien in den USA ein reichhaltig bebildertes Tuch mit der Herstellerangabe „COPYRIGHTED 1942 BY FIRST AID BANDANNA FASHIONS“. Dazu passend wurde in den USA am 20. Februar 1842 (Klasse I, Nummer 30.296) ein Copyright mit dem Titel „First aid illustrated triangular bandage“ erteilt. Als Urheber nannte man Rudolph Rebold. Bei ihm handelte es sich wahrscheinlich um einen gleichnamigen Kandidaten, der 1901 in Sankt Moritz in der Schweiz geboren wurde und 1923 über Le Havre nach Amerika auswanderte. Er war ausgebildeter Chemiker und arbeitete zunächst als Pathologe in der Strafanstalt Sing Sing bei New York. 1834 stellte er gemeinsam mit zwei Partnern das so genannte „Friedensgas“ vor. Dabei handelte es sich um die abgewandelte Form eines 1917 entwickelten Giftgases, welches zum Desinfizieren unter anderem von Kleidungsstücken und Bettzeug Verwendung finden sollte. 1942 gehörte Rebold zu den führenden Köpfen einer New Yorker Gesellschaft, die sich „The Body and Mind Foundation“ (Die Körper- und Geist-Stiftung) nannte. Bei einer Razzia im April des Jahres wurde festgestellt, dass man dort Drogen-Cocktails verabreichte, die gegen geltendes Recht verstießen. Außerdem kam heraus, dass Rebold als Arzt praktiziert hatte, obwohl er keine entsprechende Ausbildung vorweisen konnte. In dem anschließenden Gerichtsverfahren wurde die Gesellschaft zu einer Geldstrafe verurteilt, und Rebold erhielt eine Bewährungsstrafe. Danach trat er bis zu seinem Tod im Jahr 1973 nicht mehr besonders in Erscheinung [14].
Bezüglich der Firma, die dieses Tuch vertrieb, liegen keine weiteren Informationen vor. Das vorliegende Exemplar wurde mit schwarzer Farbe bedruckt, es existieren jedoch auch Varianten in Blau und in Rot.
Abb. 13: Das 1883 erstmals in England gefertigte Sanoid-Tuch diente als Vorbild für das zur Erste-Hilfe-Ausrüstung der irakischen Streitkräfte in den 1990er Jahren gehörende Verbandtuch.
Niederlande
Das niederländische Verbandmittelunternehmen Utermöhlen wurde 1880 von dem Deutschen Carl Friedrich Utermöhlen (1858–1937) gegründet. Für die erste niederländische Nordpolarexpedition steuerte man 1882 eine spezielle „Verbandskiste“ bei, die noch heute erhalten ist. Zunächst beschränkte man sich auf den Handel mit Verbandstoffen, im Jahre 1893 wurde dann in Amsterdam eine eigene Fabrikation aufgenommen. Unter dem Titel „Utermöhlen’s Driekante-Verbanddoek“ wurde dort ein Dreiecktuch nach Esmarchs Muster gedruckt.
Österreich
In Österreich war es die 1899 in Schönau an der Triesting (Niederösterreich) gegründete Firma „Rauscher & Co.“, die ein eigenes illustriertes Dreiecktuch auf den Markt brachte. Namensgeber war als einer der drei Firmengründer Eduard Rauscher (1837–1920), Magister der Pharmazie. Das international tätige Unternehmen existiert noch heute.
Italien
In Italien stellte man in der Zeit des Ersten Weltkriegs ab 1915 ein „Fazzoletto triangolare figurato“ (Dreieckiges und illustriertes Taschentuch) her. Es basierte auf einem Entwurf des Mediziners Riccardo Curti und wurde in einem Umfang von 10 000 Stück unentgeltlich von der Mailänder Tuchfabrik De Angeli gedruckt und dem Kriegsministerium zur Verfügung gestellt. Die Initiative dazu ging von den beiden nationalistischen Organisationen „Dante Alighieri“ und „Lega Nazionale“ aus. Erstere wurde 1889 in Rom von Intellektuellen gegründet, um die italienische Kultur und Sprache im Ausland zu pflegen und zu verbreiten. Die „Lega Nazionale Italiana“ wurde 1891 gegründet, und besteht fort, mit dem Ziel, die Kultur und Sprache speziell in Norditalien zu fördern [10].
Spanien
Ein aus Spanien stammendes Dreiecktuch trägt den Titel „Vendaje de urgencia“ (Notfallverband). Bei dem im Militärmuseum in Toledo ausgestellten Exemplar ist das Herstellungsjahr auf circa 1901 bis 1905 datiert. Weitere Angaben zum Hersteller liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vor. Es fällt allerdings auf, dass es sich um eine Kopie des Tuches handelt, welches von „Evans Sons Lescher & Webb Ltd.“ in England vertrieben wurde.
Pakistan
In neuerer Zeit entstand in Pakistan eine besondere Variante des illustrierten Dreiecktuchs durch die Initiative der 1947 gegründeten Pfadfinderorganisation „Pakistan Boy Scouts Association“. Die Darstellungen wurden genehmigt durch Syed Nisar Ali, „National Training Commissioner“ (Nationaler Ausbildungsbeauftragter) der Pfadfinder.
Mit einer größten Kantenlänge von nur rund 100 cm ist dieses Tuch deutlich kleiner als die Esmarch-Vorlage. Zudem fällt es durch die blaue Grundfärbung und die umgekehrte Anordnung der Darstellungen aus dem Rahmen. Die Produktion erfolgte bei der 1969 entstandenen Druckerei „Zafar Sons“ in Lahore.
Irak
Bei den ausländischen Herstellern bedruckter Dreiecktücher darf die Marke „Sanoid“ nicht vergessen werden. Diese Ausführung wurde um 1883 erstmalig von der britischen Firma Cuxson Gerrard & Co. aufgelegt (kurz: CG & Co., gegründet 1878). Eine Besonderheit daran ist zunächst, dass der Erläuterungstext direkt auf das Tuch gedruckt wurde. In der Mitte sind die 30 fortlaufend nummerierten Anwendungsmöglichkeiten aufgelistet. Die sechs bandagierten Figuren sind dabei prinzipiell von dem Esmarch-Tuch übernommen worden, allerdings in veränderter Positionierung. Als Schienen werden hier durchweg hölzerne Leisten verwendet – ein Gewehr ist nicht dargestellt.
Dennoch machte auch das Sanoid-Tuch eine verblüffende Karriere: Es diente als Basis für die illustrierten Verbandtücher, die zur Grundausstattung irakischer Soldaten gehörten. In der Spitze tragen diese Tücher das Symbol der Organisation „Roter Halbmond“ für den Bereich der Arabischen Liga. Der Rote Halbmond stellt in der muslimischen Welt das Pendant zum Roten Kreuz dar. Ansonsten sind die Abbildungen des Sanoid-Tuches nahezu unverändert kopiert worden. Im Detail wurde nur auf die Schnurbärte verzichtet, und die 30-zeilige Liste ist entsprechend in arabischer Schrift gedruckt – und von rechts nach links zu lesen!
Übrigens sollen die Sanitätstaschen der Iraker im Golfkrieg ein begehrtes Souvenir für die US-Soldaten gewesen sein. Nicht unbedingt aufgrund der Dreiecktücher, sondern eher wegen der Betäubungsmittel, die – ähnlich wie in der deutschen Wehrmachtsausrüstung – darin enthalten waren.
Schlussbemerkung
Das dreieckige Tuch ist in seiner Verwendung zur Ruhigstellung eines verletzten Armes allseits bekannt. Die Geschichte der bebilderten Ausführung offenbart allerdings Erstaunliches: Eine um 1870 für das preußische Heer entworfene Darstellung setzte sich weltweit durch und hatte auch mehr als hundert Jahre später nicht an Bedeutung verloren.
Literatur
- Bruchstücke zur Geschichte des Buchhandels in Kiel. In: Kieler Zeitung vom 5. Februar 1893.
- Esmarch F: Der erste Verband auf dem Schlachtfelde, 1. Auflage 1869, 2. Auflage 1870, 3. Auflage 1899, 4. Auflage 1914.
- Esmarch F: Handbuch der kriegschirurgischen Technik, 2. Auflage 1878.
- Esmarch F, Kowalzig E: Handbuch der Kriegschirurgischen Technik, 4. Auflage 1893, Band I: Verbandlehre.
- Esmarch F: Die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfällen – Ein Leitfaden für Samariter-Schulen in sechs Vorträgen, 15. Auflage 1899.
- Friedrich von Esmarch – Erfinder des Dreiecktuchs. In: Schleswig-Holsteinische Landeszeitung vom 11. März 2002.
- Füsilier-Seitengewehr M/60., letzter Aufruf 17. April 2023. mehr lesen
- Geschichte und Trends der Medizintechnologie, Bundesverband Medizintechnologie e. V., Berlin 2004. mehr lesen
- Hundert Jahre Rotes Kreuz. In: Kieler Nachrichten vom 14. Juni 1963.
- Il „fazzoletto triangolare figurato“ per la primissima medicazione dei feriti. In: Corriere della Serra vom 1. August 1915.
- Kirchenbücher der Gemeinde Sankt Nikolai, Kiel: Taufe 1822/466, Trauung 1856/164, Beerdigung 1857/223, Beerdigung 1861/90, Archiv des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Altholstein, Neumünster.
- McElderry M et al: „Clara Baron – A Register of Her Papers in the Library of Congress“, Manuscript Division, Washington, D. C. 2003. mehr lesen
- Schenkendorf W: 125 Jahre Gabriel Herosé 1812-1937, Konstanz 1937.
- The Spokesman-Review, Seite 30, 27. Juni, Spokane 1942.
- Ziesing D: Das Zündnadelgewehr im Verbandkasten – Oder: Die unglaubliche Geschichte des Dreiecktuches, in Zeitschrift für Heereskunde, Ausgabe 452, April/Juni 2014. mehr lesen
Weitere Abbildungen werden in der E-Paper-Version des Beitrags (www.wmm-online.de) veröffentlicht.
Soweit nicht anders angegeben, liegen die Bildrechte beim Verfasser.
Manuskriptdaten
Zitierweise
Ziesing D: Zum 200. Geburtstag von Generalarzt Friedrich von Esmarch: Das Zündnadelgewehr im Verbandkasten – die (fast) unglaubliche Geschichte des Dreiecktuches. WMM 2023; 67(6): S1-S16.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-149
Verfasser
Dr. Dirk Ziesing
Klockerigge 7, 44892 Bochum
E-Mail: dirk.ziesing@arcor.de
Manuscript Data
Citation
Ziesing D: [To honor the 200th birth anniversary of Surgeon General Friedrich von Esmarch: A Needle Gun in the First Aid Kit – the (almost) Incredible Story of the Triangular Bandage]. WMM 2023; 67(6); S1-S16.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-149
Author
Dr. Dirk Ziesing
Klockerigge 7, D-44892 Bochum
E-Mail: dirk.ziesing@arcor.de