Sportfestival „Invictus Germany“ – Legacy für Versehrte
Peter Zimmermann, Rolf von Uslar und Jörg Ahrens
Vom 26. bis 28. Juli 2024 wurde im Castello Sportzentrum auf Einladung der Stadt Düsseldorf ein internationales Sportfest für Soldatinnen und Soldaten mit psychischen und körperlichen Verwundungen durchgeführt – das Sportfestvial Invictus Germany. Beteiligt waren insgesamt sieben Nationen: Belgien, Estland, Frankreich, Großbritannien, Ukraine, USA und Deutschland.
Die Bundeswehr, sowie auch verschiedene „Blaulichtorganisationen“, unterstützte diese Veranstaltung im Zusammenwirken von BMVg, Streitkräfteamt und Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung. Sie gab dadurch diesen trotz ihrer Versehrtheit „unbesiegten“ Menschen, die sich oft über Jahre geduldig um eine würdige Rückkehr ins Leben und in den Dienst bemühen, eine Gelegenheit, durch sportlichen Wettkampf sowohl an ihrer körperlichen Fitness als auch an ihrem Selbstwertgefühl zu arbeiten (Abbildung 1).
Abb. 1: Szene aus der Sportart Sitzvolleyball
(Bildquelle: Kenny Beele)
Begleitet wurden diese Spiele von einem Symposium für Inklusion und Rehabilitation, das sich an ein Fachpublikum aus den psychosozialen sowie den Rehabilitations-Netzwerken, aber auch an Interessierte aus Bundeswehr und Zivilgesellschaft wandte. Dementsprechend wurde eine vielfältige inhaltliche Mischung geboten.
Den Auftakt bildete die Präsentation eines Fotoprojektes des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr und der Härtefallstiftung, die in großformatigen Bildern einen bewegenden Einblick in die vielfältigen Ausdrucksformen psychischen und körperlichen Leides nach Einsätzen bot (Abbildung 2).
Abb. 2: Christian Fischer vom Evangelischen Kirchenamt der Bundeswehr bei seiner Präsentation vor einem
nahezu voll besetzten Saal
Vorträge zweier renommierter Wissenschaftler, Oberfeldarzt d. R. Prof. Dr. Hubertus Himmerich vom King´s College in London sowie Dr. Christoph Reimertz von den BG-Kliniken in Frankfurt, gaben im Anschluss dem Publikum einen aktuellen Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten chronischer Depression sowie über orthopädische Rehabilitation. Auf beiden Gebieten ist die Forschung derzeit besonders aktiv und neue Ansätze und Verfahren bekommen Eingang in die klinische Versorgung. Dr. Reimertz ging in seinem Vortrag auch auf die besondere Zusammenarbeit der BG-Kliniken mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr ein.
Depression ist stets auch ein Familienthema, denn sie wirkt sich intensiv auf das soziale Umfeld der Betroffenen aus. Großen Anklang fand daher die Präsentation des Kinderbuchs „Wie Papa wieder Lachen lernt“, das von der Bundestagsabgeordneten Kerstin Vieregge gemeinsam mit den Autoren des ZFG der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, vertreten durch Frau Puhl-Regler, vorgestellt wurde. Darin werden die Folgen von Depressionen für Familien und Kinder, insbesondere aber auch Heilungsmöglichkeiten, kindgerecht dargestellt.
Weitere Höhepunkte waren zwei mit hochrangigen Experten aus Politik, Verbänden und Bundeswehr besetzte Podiumsdiskussionen, die sich mit den Themen „Kriegstüchtige Rehabilitation? Zivil-militärische Zusammenarbeit in der Gesamtverteidigung“ sowie „Umgang der deutschen Gesellschaft mit Krieg, Einsätzen der Bundeswehr und gesundheitlichen Folgen“ auseinandersetzen (Abbildung 3).
Abb. 3: Podiumsdiskussion zum Thema „Umgang der deutschen Gesellschaft mit Krieg, Einsätzen der Bundeswehr und gesundheitlichen Folgen“. Teilnehmer waren unter der Moderation des Tagesschausprechers Constantin Schreiber von links nach rechts: MdB Niklas Wagener, Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf Dr. Stephan Keller, Generalarzt Dr. Jörg Arens, BMVg, Oberstleutnant i. G Marcel Bohnert, zweiter stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Bundeswehrverbandes, Stabsfeldwebel Stefan Huss, Botschafter für die Invictus Games in Düsseldorf und Oberstleutnant Stephan Wüsthoff, Förderverein zur Unterstützung der Arbeit mit Versehrten.
Wesentliche Botschaften aus den Konferenzen waren zum einen die Notwendigkeiten nach der Zeitenwende auch für das zivile Gesundheitssystem, sich vorzubereiten auf Therapie und Rehabilitation von sehr großen Patientenzahlen im Falle eines Konflikts. Andererseits darf sich der erfreuliche Trend verstetigen, dass die deutsche Gesellschaft ihre Streitkräfte zunehmend mehr wertschätzt – was den Rehabilitationsprozess der Versehrten ebenfalls wirkungsvoll unterstützt.
Das Sportfestival Invictus Germany und die Konferenz für Inklusion und Rehabilitation sind besonders positive Beispiele dafür, wie durch eine Mischung aus kreativen psychosozialen Angeboten und solider wissenschaftlicher Forschung die Problematik, aber auch die Potenziale versehrter Soldatinnen und Soldaten öffentlich wahrnehmbar gemacht werden können. Sie wirken dadurch dem gerade bei psychischen Erkrankungen häufigen Prozess der Stigmatisierung und des sozialen Rückzugs entgegen.
Somit verkörpern sie im Kern die Legacy-Idee, die aus den erfolgreichen Invictus Games 2023 in Düsseldorf hervorging und seitdem als Arbeitsfeld Legacy im Streitkräfteamt und im BMVg vorangebracht wird.
Weitere Projekte, auch aus Wirkungsbereichen außerhalb des Sports, wie zum Beispiel aus den digitalen Medien, werden folgen. Es ist hochwillkommen, wenn sich zahlreiche Personen und Institutionen aus den betroffenen Netzwerken an diesem konstruktiven Prozess beteiligen.
Für die Verfasser:
Oberstarzt Prof. Dr. Peter Zimmermann
Bundesministerium der Verteidigung
Beauftragter Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Stauffenbergstr. 18, 10785 Berlin
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