Fachausbildung für den Ernstfall: Einsatzersthelferausbildung und Notfallsanitäterausbildung für die Streitkräfte
Specialist Training for Emergencies: First Aid Training and Emergency Paramedic Training for the Bundeswehr
Michael Neuhoffa, Matthias Benekea,Astrid Bella, Dennis Ritterb
a Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr – Unterabteilung B-IX, Koblenz
b Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr – Unterabteilung A-II, Koblenz
Zusammenfassung
Die Erfahrungen aus den derzeitig laufenden militärischen Auseinandersetzungen machen ein Anpassen der Qualifizierung im Bereich der Taktischen Medizin für Sanitätspersonal und auch Nicht-Sanitätspersonal unerlässlich, um bestmöglich auf die Anforderungen einer rettungsmedizinischen Versorgung im Rahmen von Landes- und Bündnisverteidigungs (LV/BV)-Szenarien vorbereitet zu werden. Dabei kommt unter Anderem der Qualifizierung der Einsatzersthelfer-B eine besondere Bedeutung zu, da diese in Abhängigkeit von taktisch-operativen Einsatzbedingungen eine Erstversorgung auch über einen längeren Zeitraum gewährleisten müssen. Auch das Sanitätspersonal muss noch intensiver auf die fachlichen und militärfachlichen Anforderungen vorbereitet werden, was durch Teamtrainings und Kohäsionsübungen verstärkt werden kann. Somit befinden sich derzeit umfangreiche Anpassungen in der Planung und Erarbeitung.
Schlüsselwörter: militärischer Konflikt, Qualifikation, Taktische Medizin, Sanitätspersonal
Summary
Experiences from current military conflicts highlight the need to enhance the training of medical personnel and non-medical personnel in tactical medicine, to better prepare for emergency medical care in national and alliance defense scenarios. Qualifying combat life savers is particularly important, as they must provide first aid for extended periods of time under varying tactical-operational conditions. Medical personnel must also be prepared even more intensively for the technical and military requirements, which can be reinforced through team training and cohesion exercises. Therefore extensive adjustments are currently in a process of planning an developind.
Keywords: military conflict; qualification; tactical medicine; medical service personnel
Einleitung und Hintergrund
Die aufbereiteten Beobachtungen und Erfahrungen aus den derzeitig laufenden militärischen Auseinandersetzungen, wie dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine und dem Krieg in Israel und Gaza, zeigen aufgrund des Einsatzes moderner Waffensysteme und deren Wirkungen die Notwendigkeit von Anpassungen auch in der medizinischen Versorgung und der damit einhergehenden Rettungskette auf. Doch auch fast vergessen geglaubte Szenare wie ein „Stellungskrieg“ erfordern ebenfalls ein Umdenken in der Organisation der präklinischen Versorgung.
Die Erfahrungen aus den unterschiedlichen Einsätzen belegen, dass trotz verbesserter allgemeiner und persönlicher Schutzmaßnahmen die Versorgung multipler Verwundungen auch weiter im Fokus stehen muss [1]. Daher ist eine möglichst frühe, effektive und fachgerechte Versorgung der Dreh- und Angelpunkt bzw. die Grundvoraussetzung für das Überleben und die spätere wieder erreichbare Lebensqualität (zum Beispiel Erhalt von verletzten Extremitäten auch nach Tourniquet-Anlage [3]).
Im Rahmen der 59. COMEDS1 Plenary Meetings vom 17. bis 20. April 2023 in Oslo wurden u. a. die folgenden Daten basierend aus den Erkenntnissen des Ukraine-Konfliktes vorgestellt [3]:
- 67 % aller Getöteten versterben innerhalb der ersten 10 Minuten nach Verwundung.
- Als Haupttodesursache wird das Verbluten angegeben.
- 10–15 % der Verwundeten bedürfen einer umgehenden und frontnahen notfallchirurgischen Stabilisation, um einen anschließenden Transport überleben zu können.
- Der größte Anteil der Verwundungen entsteht durch Schrapnelle (68,4 %), gefolgt von Minenverletzungen (24,7 %) und Schusswunden (6,9 %).
- Am häufigsten betroffen sind die Extremitäten mit 48,5 % (obere Extremitäten 21,8 %; untere Extremitäten 26,7 %), gefolgt von Verwundungen im Kopf-Halsbereich (28,3 %).
Daraus abgeleitet bilden Extremitätentraumata sowie Verwundungen im Kopf-Halsbereich die Schwerpunkte der Verletzungsmuster. Betrachtet man deren Folgen, so steht die Versorgung lebensbedrohlicher Blutungen eindeutig im Vordergrund [1][4].
Im Vergleich zu den Erfahrungen bei den Verletzungsarten während ISAF sind deutliche Veränderungen eingetreten. Ursachen sind die Verwendung von wesentlich effektiveren Sprengstoffen in der Artilleriemunition und modernere Waffentechnologie im Vergleich zu den improvisierten Sprengfallen in Afghanistan. Allerdings verfügt die Ukraine nicht über die Lufthoheit und besitzt auch keine ausreichenden Ressourcen für den Lufttransport Verwundeter (AirMedevac). Diese Rahmenbedingungen müssen grundsätzlich auch für ein Szenario in der Bündnisverteidigung (BV-Szenario) angenommen werden. Dies hat zur Folge, dass sich die Verweildauer von Verletzten an verschiedenen Stationen der Rettungskette verlängert. Damit ist auch die Verfügbarkeit eines schnellen Abtransportes grundlegend anders als in früheren Einsatz-Konzeptionen. Dieser Artikel stellt dar, wie auf diese veränderten Annahmen in der Ausbildung von Personal der Rettungskette reagiert werden muss.
Abb 1: Geplante Ausbildung in Taktischer Medizin in der Bundeswehr.
Grundsätzliche Überlegungen zur Qualifizierung von Nicht-Sanitätspersonal
Den unterschiedlichen Einsatzszenarien und den variierenden taktisch-operativen Einsatzbedingungen ist es geschuldet, dass Verwundete nicht immer eine unmittelbare, qualifizierte sanitätsdienstliche Versorgung durch sanitätsdienstliches Fachpersonal (SanPers) erhalten können. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Notwendigkeit, die Erstversorgung im Rahmen der Selbst- und Kameradenhilfe oder durch befähigtes Nicht-Sanitätspersonal qualitativ deutlich besser als in der Vergangenheit sicherzustellen [5]. Um diesen aus Einsätzen gewonnenen Erkenntnissen Rechnung zu tragen, werden in der Ausbildung von Nicht-Sanitätspersonal stetig Veränderungsprozesse angestoßen.
Durch die überabeitete und umstrukturierte Einsatzersthelfer-A (EH-A)-Ausbildung soll der Haupttodesursache Verbluten im intensiven Gefecht effektiv begegnet werden. Das Training im Rahmen der EH-A-Ausbildung deckt die in der Truppe schwerpunktmäßig zu versorgenden Verletzungsmuster bereits umfassend ab, legt aber auf Basis der Erkenntnisse aus dem Ukraine-Krieg einen Schwerpunkt auf die Fähigkeit der Konversion eines Tourniquets auf einen Druckverband [2]. Ab 2025 wird diesbezüglich ein weiterer Schritt in Richtung einer international vereinheitlichten Ausbildung unternommen werden. Durch die Einführung der Kursformate des Committee on Tactical Combat Casualty Care (CoTCCC) wird die Ausbildung zum EH-A umstrukturiert und das Modul All-Service-Member (ASM) eingeführt. Somit beträgt die sanitätsdienstliche Gesamtausbildungsdauer weiterhin 30 Stunden, wovon 8 Stunden sich auf reine Taktische Medizin beziehen werden.
Differenzierte Ausbildung, wo liegen die Unterschiede?
Eine besondere Bedeutung in der medizinischen Erstversorgung bis zur Übergabe an qualifiziertes Sanitätspersonal wird den Einsatzersthelfern-B (EH-B) zukommen, die befähigt werden müssen, die medizinische Erstversorgung bei Bedarf auch über einen längeren Zeitraum sicherstellen zu können. Diese wird durch die Ausbildung zum Combat Life Saver (CLS) schrittweise ersetzt werden. Die bisherigen Inhalte der EH-B Ausbildung sind hier vollumfänglich enthalten, sodass durch die stärkere Fokussierung auf die taktischen Lagen qualitativ eine Verbesserung erzielt wird.
Für eine erweiterte EH-B/CLS-Ausbildung ist der höhere Ausbildungsumfang (inkl. Refresher), die persönliche Eignung der Soldatin bzw. des Soldaten, die deutlich erhöhte mitzuführende Materiallast sowie die konzeptionell vorstellbare Dislozierungsfähigkeit des Personals im intensiven Gefecht zur Versorgung von Verwundeten zu berücksichtigen.
Der seitens der Teilstreitkräfte angezeigte Bedarf an EH-B/CLS hat sich im Rahmen einer aktuellen Bedarfsabfrage aufgrund angepasster Einsatzkonzepte in einer ersten Auswertung verdreifacht, was auch ein Neudenken der Organisation der EH-B-Ausbildung notwendig macht. Diese angezeigten Bedarfe zeigen zumindest, dass die Truppenführer die Bedeutung einer guten sanitätsdienstlichen Versorgung erkannt haben. Allerdings sind diese Bedarfsmeldungen noch zu verifizieren, da auch deutlich werden muss, dass diese qualifizierten EH-B/CLS im Bedarfsfall aus ihrer originären militärischen Rolle gelöst werden, was eine gezielte Auswahl des Personals auch auf Seiten der Teilstreitkräfte (TSK) erfordert. Ein Ansatz, einfach einen Großteil des Personals ausbilden zu lassen, ist weder vom Umfang her leistbar noch kann die Inübunghaltung sichergestellt werden.
Auch muss von Seiten des Sanitätsdienstes die Eignung des vorgeschlagenen Personals attestiert werden – sollen diese ja im Ausnahmefall unter Umständen ärztliche Maßnahmen anwenden können. Dies bezieht sich unter anderem auf die Entlastung eines Spannungspneumothorax mittels Mini-Thorakostomie. Bei den zu erwartenden Versorgungszeiten von bis zu mehreren Stunden würde eine Nadeldekompression nicht ausreichen, sodass auch weitergehende, lebensrettende Maßnahmen auf dieser Ausbildungsebene notwendig sind. Konzepte zur Sicherstellung einer angemessenen fachlichen Ausbildung, der dazu notwendigen Ausbildungskapazität und zur Auswahl des geeigneten Personenkreises befinden sich derzeit in Bearbeitung [5].
Grundsätzliche Überlegungen für den Bereich der Role 1-Versorgung
Denkt man nun die Rettungskette weiter, nehmen die Notfallsanitäter nach Übergabe der/des Verwundeten eine zentrale Rolle in der präklinischen Versorgung auf Seiten des Sanitätspersonals ein. Hierbei handelt es sich um eine zivil anerkannte Berufsausbildung, deren Nutzung in militärischen Auseinandersetzungen eine herausragende Bedeutung beigemessen werden muss. Die Notfallsanitäter versorgen die Verwundeten nach Übernahme von den EH-B/CLS bis zum Eintreffen in die erste mit ärztlichem Personal besetzte Versorgungsstation sowie auch im weiteren Verlauf der Rettungskette. Wenngleich die Notfallsanitäter konzeptionell nicht unmittelbar an vorderster Frontlinie eingesetzt werden, bewegen sie sich dennoch auch in gefährdeten Bereichen und müssen somit sowohl medizinfachlich als auch militärfachlich sehr gut ausgebildet sein.
Notfallsanitäter-Ausbildung
Die grundständige Ausbildung zum Notfallsanitäter wird im Gesetz über den Beruf der Notfallsanitäterin und des Notfallsanitäters (NotSanG) geregelt und erfolgt bei der Bundeswehr im Rahmen einer dreijährigen zivilberuflichen Aus- und Weiterbildung, sofern die Berufsausbildung nicht schon vor der Einstellung abgeschlossen wurde. Darauf aufbauend werden die speziellen wehrmedizinischen Aspekte im Lehrgang „Einsatznotfallsanitäter“ vermittelt. Dieser dient der Befähigung auf dem Gebiet der notfallmedizinischen sowie taktischen notfallmedizinischen Versorgung unter erschwerten Bedingungen im Einsatz.
Dieser soll im Rahmen der Umstellung durch den Erwerb der Qualifikation Combat Paramedic (CP) ergänzt werden. Die Ausbildungsinhalte der Notfallsanitäter zum CP sind identisch zu den Ausbildungsinhalten des ärztlichen Personals zum Combat Provider. Dieses bezieht sich auch auf die zukünftige Ausstattung des Notfallrucksacks Taktische Medizin. Nicht die Qualifikation der Helfenden ist entscheidend für die medizinischen Maßnahmen, die getroffen werden müssen, sondern die taktische Lage bestimmt die Möglichkeiten. Im Rahmen des Konzeptes „Care under Fire“ und „Tactical Field Care“ können überhaupt nur bestimmte medizinische Maßnahmen durchgeführt werden. Diese sind im Schwerpunkt die Stillung lebensbedrohlicher Blutungen, die einfache Sicherung der Atemwege, die Thoraxentlastung bei Spannungspneumothorax, Schmerztherapie und Hypothermieprophylaxe. Somit sind in dieser taktischen Phase fachlich gesehen Notfallsanitäter und Notärzte der medizinischen Versorgung in Bezug auf ihre Handlungsmöglichkeiten gleichgestellt.
Die hieraus resultierende Standardisierung in Ausbildung und Ausrüstung ist ein wesentlicher Bestandteil der Lessons Learned aus den aktuellen bewaffneten Konflikten. Erst mit dem Verbringen des Patienten in ein Sanitätsfahrzeug oder eine Medical Treatment Facility (MTF) werden ärztliche Maßnahmen von größerer Bedeutung und sollen bzw. können dort durchgeführt werden.
Um den oben beschriebenen Anforderungen und Vorgaben gerecht zu werden ist es unerlässlich, einmal notfallmedizinisch qualifiziertes Personal grundsätzlich durchgehend fachlich in Übung zu halten, auch unter der Voraussetzung wechselnder Primäraufgaben in den jeweiligen Verwendungen bzw. Funktionen im Grundbetrieb. Hierzu ist jeweils jährlich ein theoretischer sowie ein praktischer Kompetenzerhalt zu durchlaufen.
Dieser praktische Kompetenzerhalt richtet sich zukünftig nach den Aufgaben, die das Fachpersonal zu erfüllen hat. Bisher wurde der Schwerpunkt in der aktiven Teilnahme am Rettungsdienst gesehen. Diese soll auch weiterhin mit 80 Stunden erfolgen. Um aber auf die im zivilen Rettungsdienst eher sinkende Traumaversorgung Bezug zu nehmen, sollen zukünftig 80 Stunden in einer Notaufnahme eines regionalen oder überregionalen Traumazentrums abgeleistet werden. Somit wird sichergestellt, dass die Soldatinnen und Soldaten mit militärmedizinisch relevanten Verletzungsmustern konfrontiert werden. Die dortige Behandlung nach den Standards des Advanced Trauma Life Support (ATLS) ist ebenfalls Standard in der MTF Role 1–4 der Bundeswehr.
Zur Erlangung der abschließenden Einsatzbereitschaft ist weiterhin die Teilnahme an einsatzspezifischen Teamtrainings vorgesehen, welche den Einsatznotfallsanitäter zur algorithmusorientierten Primärversorgung von Traumapatienten im Team sowie der Koordinierung der daraus resultierenden Entscheidung im militärisch-taktischen Umfeld nach standardisierten und (inter-)national anerkannten militärischen Leitlinien befähigen.
Ihre Verantwortung wird im Kriegsfall einen deutlich höheren Stellenwert erfahren, als das in der Vergangenheit denkbar gewesen wäre. Die Überlegungen des Gesundheitsministers zu einer Akademisierung eines Teils der Notfallsanitäter unterstützt unsere Planungen, einen eigenen Lehrgang für Offz MilFD aus diesen Reihen aufzulegen, um dieser gewachsenen Verantwortung gerecht zu werden. Dieses Vorhaben bedarf allerdings einer Synchronisation mit den Überlegungen für die zivilen Rettungsdienste, um anrechen- bzw. vergleichbare Inhalte zu generieren. Leider benötigt solch eine Koordination noch Zeit.
Ärztliches Personal wird regelhaft erst in der Rettungsstation verfügbar sein. Sein Ausbildungsgrad ist dank der notfallmedizinischen Standards in Deutschland grundsätzlich gut. Dennoch muss nach Auswertung der Daten aus den Stabilisierungspunkten aus der Ukraine kritisch darüber nachgedacht werden, ob im Rahmen des ersten klinischen Weiterbildungsabschnittes gewisse Maßnahmen zukünftig noch stärker ausgebildet werden müssen. Hierzu wurden grundlegende Überlegungen anlässlich des Workshops Lessons Learned Ukraine im Juni 2024 im Kommando Sanitätsdienst getroffen, die im Moment weiter ausgewertet und auf Umsetzbarkeit geprüft werden.
Hier gilt es, den militärisch ausgerichteten Teil zu verstärken, um unter Kampfbedingungen sowohl die adaptierte Versorgung zu beherrschen als auch die Kohäsion mit dem zu unterstützenden Verband zu etablieren. Die Einsatzgrundsätze der Truppengattung müssen ebenso beherrscht werden wie die erweiterten Möglichkeiten des Verwundetentransportes mit den Mitteln des Verbands.
Teamtraining
Generell kommt dem Teamtraining innerhalb der jeweiligen sanitätsdienstlichen Versorgungseinheiten sowie in der Folge auch der Kohäsionsausbildung zukünftig eine noch nicht dagewesene Bedeutung zu, um das Personal der Rettungskette angemessen auf mögliche Szenare vorzubereiten. Genauso wie in der Gesundheitsversorgung im Frieden ist das optimale Ergebnis eine Teamleistung.
Macht der EHB/CLS entscheidende Fehler in der Erstversorgung, dann können diese später nur schwer oder nicht mehr korrigiert werden. Gleiches gilt für eine Rettungsstation oder eine Role 2 B.
Die Glieder, die in einer Rettungskette ineinandergreifen, müssen ihre Möglichkeiten (und Fähigkeiten!) gegenseitig kennen. Sie müssen die gleiche Sprache sprechen und wissen, in welchem Algorithmus sie sich befinden – das Ganze unter Bedrohung oder sogar in einer Gefechtssituation. Dieser Ausbildungsauftrag wird im Wesentlichen in den Ausbildungs- und Simulationszentren der Sanitätstruppe erfüllt werden. Dazu müssen die nächsten Ausbaustufen dieser Einrichtungen zügig realisiert werden.
Diskussion und Ausblick in die Zukunft
Mit den dargestellten Maßnahmen findet ein klarer Wechsel in Richtung einer zunehmenden Kriegstüchtigkeit statt, auf deren Basis in den kommenden Jahren moderne Ausbildungskonzepte umgesetzt werden. In Erstellung befindliche Handlungsempfehlungen und Handlungsanweisungen für nicht-ärztliches Personal (Rettungssanitäter und Notfallsanitäter) werden sich dreiteilig aufbauen:
Standard Operating Procedure Inland: Diese orientierten sich am gültigen Rechtsrahmen in Deutschland.
Standard Operating Procedure im Internationalen Krisenmanagement: Erweiterte Maßnahmen finden hier Anwendung, die auf die Besonderheiten des jeweiligen Einsatzszenarios abgestimmt sind.
Standard Operating Procedure BV/LV: Erweiterung der Befugnisse auf Maßnahmen, die den deutschen Rechtsrahmen überschreiten müssen, da auf Grund der militärischen Lage in Deutschland übliche Versorgungsmöglichkeiten und Qualifikationen nicht oder nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen.
Fazit und Take Home Message
Der Sanitätsdienst der Bundeswehr ist als Enabler Motor für Fortschritt und Weiterentwicklung der sanitätsdienstlichen Versorgung der Truppe. Konsequente Auswertung aktueller und vergangener Ereignisse und Konflikte geben Anlass, stetig sich kritisch zu hinterfragen und die Aus-, Fort- und Weiterbildung anzupassen.
Literatur
- Epstein A, Lim R, Johannigman J, et al.: Putting medical boots on the ground: Lessons from the war in Ukraine and applications for future conflict with near-peer adversaries. J Am Coll Surg 2023; 237(2): 364-373. mehr lesen
- Holcomb JB, Dorlac WC, Drew BG, et al.: Rethinking limb tourniquet conversion in the prehospital environment. J Trauma Acute Care Surg 2023; 95(6): e54-e60. mehr lesen
- NATO Chiefs of Military Medical Services 59th plenary session 2023. , letzter Aufruf 22. Juli 2024. mehr lesen
- Quinn J, Panasenko SI, Leshchenko Y, et al.: Prehospital lessons from the war in Ukraine: Damage control resuscitation and surgery experiences from point of injury to role 2. Mil Med 2024; 189 (1-2): 17-29. mehr lesen
- Ritter D: Erkenntnisse des Russland- Ukraine Krieges für den Sanitätsdienst der Bundeswehr: Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr Unterabteilung II, 2023. Workshop Lessons
Manuskriptdaten
Zitierweise
Neuhoff M, Beneke M, Bell A, Ritter D: Fachausbildung für den Ernstfall: Einsatzersthelferausbildung und Notfallsanitäterausbildung für die Streitkräfte. WMM 2024; 68(9): 390-393.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-347
Für die Verfasser
Oberstarzt Dr. Michael Neuhoff
Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr
Unterabteilungsleiter B-IX
Von-Kuhl-Straße 50, 56070 Koblenz
E-Mail: michael1neuhoff@bundeswehr.org
Manuscript Data
Citation
Neuhoff M, Beneke M, Bell A, Ritter D: [Specialist Training for Emergencies: First Aid Training and Emergency Paramedic Training for the Bundeswehr]. WMM 2024; 68(9): 390-393.
DOI: https://doi.org/10.48701/opus4-347
For the Authors
Colonel (MC) Dr. Michael Neuhoff, MD
Bundeswehr Medical Services Headquarter
Head Division B-IX
Von-Kuhl-Straße 50, D-56070 Koblenz
E-Mail: michael1neuhoff@bundeswehr.org
1 COMEDS = Committee of the Chiefs of Military Medical Services in NATO, siehe auch <https://www.coemed.org/resources/comeds>